Bestand
Militärischer Nachlass Friedrich von Gerok, General der Infanterie *1854 +1937 (Bestand)
1. Zur Biografie Friedrich von Geroks: Friedrich Gerok wurde am 26. Mai 1854 in Stuttgart als Sohn eines Kanzleirates geboren. Er besuchte das Gymnasium in Tübingen, anschließend die Oberrealschule in Stuttgart. 1872 trat er in das Grenadierregiment Nr. 119 ein. Nach der Ernennung zum Portepee-Fähnrich im November 1872 besuchte Gerok von Februar bis August 1873 die Korpsschule in Erfurt. Anschließend wurde er im Oktober 1873 zum Secondeleutnant befördert und in das Grenadierregiment Nr. 123 versetzt. Im Jahr 1876 absolvierte er eine fünfmonatige Ausbildung beim Lehrinfanteriebataillon in Potsdam. Nach seiner Rückkehr zum Grenadierregiment Nr. 123 versah Gerok die Funktionen eines Bataillonsadjutanten (1877-1879) bzw. eines Regimentsadjutanten (1879-1885). 1885 wechselte er - ebenfalls als Adjutant - zur 54. Infanteriebrigade. Im August 1888 wurde Gerok zum Hauptmann ernannt und erhielt kurz darauf das Kommando über eine Kompanie des Infanterieregiments Nr. 124. Daran schloss sich von 1891 bis 1893 eine Verwendung als Kompaniechef im (preußischen) Infanterieregiment Nr. 117 an. Zurück in Württemberg, diente Gerok seit 1893 als Adjutant im Generalkommando des XIII. Armeekorps. Er wurde 1895 zum Major befördert und wechselte gleichzeitig unter Belassung seiner Stellung als Adjutant des Generalkommandos in das Infanterieregiment Nr. 125. 1897 übernahm er die Führung eines Bataillons des Infanterieregiments Nr. 124. Auch in diesem Regiment blieb Gerok nur kurze Zeit; 1898 wurde er unter Beförderung zum Oberstleutnant zurück ins Infanterieregiment Nr. 125 versetzt, wo er ebenfalls als Bataillonskommandeur wirkte. 1901 bis 1903 war Gerok zum Stab des Infanterieregiments Nr. 16 kommandiert, anschließend trat er als militärisches Mitglied zum Reichsmilitärgericht über, wo er 1904 den Dienstgrad eines Obersts erlangte. In den Jahren zwischen 1905 und 1914 war Gerok als Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 126 (1905-1908), als Kommandeur der 54. Infanteriebrigade (1908-1912) sowie als Gouverneur der Festung Ulm (1912-1914) tätig. Er wurde 1908 zum Generalmajor, 1911 zum Generalleutnant befördert. In den ersten Kriegswochen war Friedrich Gerok für den Ausbau der Festung Ulm verantwortlich. Er erhielt am 30. August 1914 den Charakter eines Generals der Infanterie. Anschließend wurde Gerok nach einem kurzen Zwischenspiel als Kommandeur der 54. Reservedivision (1. bis 11. September 1914) zum Führer des XXIV. Reservekorps ernannt, bei dem er bis Anfang 1918 blieb. Dem württembergischen General wurden seit 1915 neben dem XXIV. Reservekorps weitere Formationen unterstellt, die zusammen die Armeegruppe von Gerok bildeten. Gerok kämpfte zuerst an der Westfront (26. bis 28. Oktober 1914 Schlacht bei Lille, 30. Oktober bis 22. November 1914 Schlacht bei Ypern) und ab Ende November 1914 in Galizien (30. November bis 15. Dezember 1914 Schlacht bei Lodz, Sommeroffensive gegen Russland ab Mai 1915, 18. bis 26. August 1915 Schlacht bei Brest-Litowsk). Von September 1915 bis März 1916 beteiligte er sich an den Kämpfen bei Pinsk und am Styr (17. Oktober bis 10. November 1915 Schlacht von Staryi Chortoryisk). Ab dem 13. Mai 1916 war Gerok kurzzeitig in Verdun eingesetzt. Nach seiner Rückversetzung in den Osten im August 1916 kämpfte er zuerst an der Solota Lypa und vom 27. Dezember 1916 bis zum 31. Dezember 1917 in den Karpaten. Anschließend war Gerok bis zu seiner - gesundheitsbedingten - Versetzung zu den Offizieren von der Armee am 19. Februar 1918 als Ausbilder in der Champagne stationiert. Er wurde am 10. Juni 1918 zur Disposition gestellt. Friedrich Gerok wurden zahlreiche Auszeichnungen zuteil. Unter anderem erhielt er im Jahr 1900 den mit der Verleihung des persönlichen Adels verbundenen Orden der Württembergischen Krone 3. Klasse. Des Weiteren bekam er 1915 als erster Württemberger den höchsten preußischen Orden Pour le Mérite für seine Leistungen bei der Sommeroffensive gegen Russland und 1918 das Kommenturkreuz des Königlich-Württembergischen Militärverdienstordens.
Nach seinem Abschied vom Heer erhielt Gerok auch zivile Auszeichnungen. 1918 wurde er zum Ehrenbürger von Ulm ernannt. Im selben Jahr übernahm Gerok das Präsidium des Württembergischen Kriegerbundes. Als er sich 1924 gesundheitsbedingt von dieser Funktion zurückzog, amtierte er als Ehrenpräsident. Anlässlich des 65-jährigen Jubiläums seines Dienstantrittes wurde Gerok 1937 zum Ehrenführer des Landesverbands Württemberg des Reichsverbands Deutscher Offiziere ernannt. Friedrich von Gerok starb am 18. September 1937 in Stuttgart; er wurde auf dem Pragfriedhof beerdigt.
2. Zum Nachlass Friedrich von Geroks: Der Nachlass Friedrich von Geroks wurde 1938 dem Heeresarchiv Stuttgart übergeben. Er umfasst vor allem Aufzeichnungen über die Schlacht von Staryi Chortoryisk (1915) sowie Befehlsbücher aus den Jahren 1915 bis 1917. Der Bestand M 660/088 besteht aus 8 Büscheln mit einem Gesamtumfang von 0,10 lfd.m. Eine erste Verzeichnung erfolgte 1951 durch Alfons Beiermeister. Der Nachlass wurde im September 2010 von der Anwärterin Antje Hauschild unter Anleitung von Dr. Wolfgang Mährle neu erschlossen.
3. Quellen- und Literaturhinweise: Quellen: - Personalakte: M 430/2 Bü 610; - Biografische Dokumente: M 743/2 Bü 157; - Fotografien: v. a. GU 119 Bü 615, M 660/088 Bü 5, M 703 R190N1, M 703 R191aN10, M 703 R217N1, M 703 R217N4, M 707 Nr. 455. Literatur: - Franz Freiherr von Soden: General der Infanterie von Gerok ¿, in: Schwäbischer Merkur Jg. 1937, Nr. 220, S. 5. Stuttgart, im September 2010 Dr. Wolfgang Mährle Antje Hauschild
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/088
- Extent
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8 Büschel (0,1 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe
- Indexentry person
- Date of creation of holding
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1906, 1913-1917
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
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20.01.2023, 3:09 PM CET
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1906, 1913-1917