Bestand

[S 1] 10 Arbeitskreis Maria Rampendahl (Bestand)

Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Geschichte und Überlieferung

Bereits 1976 kam es in Lemgo zu Auseinandersetzungen um den Bau eines Brunnens am Ostertor, der in der Presse fortan nur "Hexenbrunnen" genannt wurde (s.a. V4 - Alt Lemgo e.V.). Der Brunnen sollte drehbare Hexen auf Besen, angeordnet um eine erhöhte Bockfigur darstellen. Dem Künstler Bonifatius Stirnberg aus Aachen wurde Verharmlosung und Polemik im Umgang mit der Hexenverfolgung vorgeworfen, u.a. von den evangelischen Pfarrern in Lemgo. Im Endeffekt wurde von dem Bau des "Hexenbrunnens" Abstand genommen. Stattdessen wurde 1977 von Bonifatius Stirnberg der sogenannte"Kanzlerbrunnen" realisiert.

Im Jahre 1987 führte die Firma Colgate-Palmoliv die Wahl einer "Kräuterhexe" für die Zahnpasta Dentagard durch. Im Zuge dieser gepanten Wahl, kam es zu Protesten vor allem von Lemgoer Frauen. Diese warfen der Firma Verharmlosung der Hexenverfolgung und Minorisierung von Frauen vor. Durch die (zuletzt bundesweiten) Proteste wurde die Veranstaltung letztlich verhindert.

Durch diese Vorgeschichte sensibilisiert, bildete sich im Rahmen der ersten lippischen Frauenkulturwoche 1990 der Arbeitskreis „Maria Rampendahl“, der der letzten in Lemgo wegen Hexerei angeklagten Frau, stellvertretend auch für die anderen Verfolgten, ein Denkmal setzen wollte. Über mehrere Jahre kämpften die Mitgliederinnen des Arbeitskreises für einen angemessenen Umgang mit dem Thema Hexenverfolgung und gegen die "Folklorisierung". 1992 wurde im Verlauf der Frauenkulturwoche von der Künstlerin Siglinde Kallnbach aus Kassel eine Performance aufgeführt, die in Lemgo sehr kontrovers diskutiert wurde. Weiterhin kam es immer wieder zu größeren Streitigkeiten vor allem zwischen Vertretern der Kirche und der Politik über das Thema Hexenverfolgung.
Währenddessen wurde 1993 eine Denkmahlwahl organisiert und abgehalten, bei der 10 Denkmalentwürfe von Künstlerinnen vorgestellt wurden. Schlussendlich wurde der Entwurf "Stein des Anstoßes" von Ursula Ertz aus Wiembeck ausgewählt. Am 24. September 1994 wurde das Denkmal eingeweiht.

Das Denkmal steht auf dem Platz zur Kirche St. Nicolai und die Inschrift lautet:

"Ich werde keinen Fussbreit weichen.
Zur Erinnerung an Maria Rampendahl
1645-1705
1681 der Hexerei angeklagt, widerstand
sie der Folter. Mit ihrer Anklage
endeten die Hexenprozesse in der Stadt
Lemgo, denen über 200 Frauen
und Männer zum Opfer fielen
Ihr name steht für alle unschuldig
verfolgten dieser Stadt. Mahnung und
Ermutigung für uns alle."

Der Bestand ist über Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn (Stadtführerin und Mitglied des Arbeitskreises Maria Rampendahl) im Jahr 2007 ins Archiv gelangt (Zugangsnr.: 2007/006).

Inhalt

Der Bestand enthält viele Zeitungsartikel zum Wirken des Arbeitskreises und den Vorgeschichten rund um den "Hexenbrunnen" und die Wahl einer "Kräuterhexe". Außerdem sind diverse Sitzungsprotokolle und die Korrespondenz des Arbeitskreises vorhanden. Flyer, eine Spendenliste, Materialien zur Performance von Siglinde Kallnbach und zur Wahl und Einweihung des Denkmals runden den Bestand ab.
Die Laufzeit des Bestandes umfasst die Jahre 1976 bis 1995.


Literatur

Gisela Wilbertz: Seit 20 Jahren erinnert in Lemgo ein Denkmal an die Opfer der Hexenverfolgungen, In: Rund um die Wälle (2014), S. 3.

Regina Pramann (Hg.): Hexenverfolgung und Frauengeschichte. Beiträge aus der kommunalen Kulturarbeit, Bielefeld 1993.

Hartl, Mai 2014.

Reference number of holding
10 V 28

Context
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06.03.2025, 6:28 PM CET

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