Bestand
Walheim, Kloster Denkendorfer Kellerei und Besigheim, Geistliche Verwaltung (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Der Bestand enthält Archivalien der Kellerei Walheim, die Rechte und Einkünfte des 1556 aufgehobenen Klosters Denkendorf in Walheim, Besigheim, Bönnigheim, Erligheim, Hofen, Hohenstein, Kirchheim am Neckar, Cleebronn und Löchgau verwaltete. Seit 1690 wurde die Geistliche Verwaltung Besigheim, der kirchliche Güter in Besigheim und einer Reihe umliegender Ortschaften unterstellt waren, vom Walheimer Keller in Personalunion versehen, 1789 wurden beide Verwaltungen vereinigt. Die Archivalien der Kellerei gelangten im Zuge von Vermögensverschiebungen zwischen der Finanzverwaltung und der Hof- und Domänenkammer (Haus Württemberg) Anfang des 19. Jahrhunderts an letztere.
Inhalt und Bewertung
Vorhanden sind diverse Amtsbuchserien (u. a. Rechnungen, Zinseinzugsregister, Konzeptbücher, Lagerbücher). Weitere Archivalien gleicher Provenienz finden sich auch in den Beständen des Hauptstaatsarchivs Stuttgart.
Zur Geschichte der Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim bzw. der Geistlichen Verwaltung Besigheim: Das um 1130 von dem Edelfreien Berthold gegründete Kloster zum Heiligen Grab in Denkendorf hatte schon im 13. Jahrhundert Besitz in Walheim, darunter die Ortskirche St. Stephan. Bekannt sind Güterschenkungen eines Grafen Adalbert von Calw (vielleicht 1224) und eines Nallinger (bestätigt 1250 vom Ortsherren Markgraf Rudolf von Baden). 1424 begab sich Kloster Denkendorf in württembergischen Schutz; seine Besitzungen wurden nach der Reformation um 1556 dem württembergischen Kirchenrat unterstellt. Die Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim verwaltete Güter und Einkünfte in Walheim, Besigheim, Bönnigheim, Erligheim, Hofen, Hohenstein, Kirchheim am Neckar, Cleebronn und Löchgau. Für die Zeit vor 1600 werden als Keller aufgezählt: 1554 "ein Ordensmann des Klosters", Jakob Fischer, Andreas Eckard (Eckert), Joos Kirschner (Kürßner) 1575 Christoph Keller 1591 Eberhard Riepp 1594 Bonaventura Botheim (Botzheim) 1597 Hieronymus Moser (Angaben der den Rechnungen Bd. 91-134 und Bd. 233-238 vorangestellten Listen, Keller nach 1600: Pfeilsticker, Neues Württembergisches Dienerbuch, Band II § 3353). 1690 übernahm der Keller auch die ebenfalls dem Kirchenrat unterstehende Geistliche Verwaltung in benachbarten Besigheim, das 1595 zusammen mit Hessigheim, Walheim und dem halben Ort Löchgau von Baden an Württemberg verkauft worden war (vgl. Vorbemerkung zu Repertorium GL 52). Die Geistliche Verwaltung Besigheim war schon unter badischer Herrschaft für kirchliche Güter und Einkünfte in Besigheim, Hessigheim, Walheim mit Ottmarsheim, Löchgau sowie Dürrenzimmern, Erligheim, Großingersheim, Kirchheim am Neckar und Pleidelsheim eingerichtet worden. Ihr hatte bis 1650 der Untervogt bzw. Oberamtmann zu Besigheim, von 1650 bis 1690 ein eigener Geistlicher Verwalter vorgestanden. Von 1690 bis 1789 waren die Geistliche Verwaltung und die Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim in Personalunion verbunden, ab 1789 kombiniert. Vorübergehend (1756-1772) war die Personalunion auch auf das Oberamt Besigheim ausgedehnt. 1807 wurde neben anderen Einkünften in Erligheim und Walheim auch die der Geistlichen Verwaltung Besigheim und Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim dem Staatskameralamt Besigheim, 1810 bei dessen Aufhebung dem Staatskameralamt Bietigheim zugeteilt. 1814 gelangte Erligheim an die Hof- und Domänenkammerverwaltung Freudental, Walheim an die Hof- und Domänenkammerverwaltung Lauffen. Zu Freudental gehörte schon sei 1807 Löchgau, zu Lauffen seit 1807 Hofen, Hohenstein und Kirchheim am Neckar sowie seit 1813 Hessigheim, das 1807 zunächst an die Hof- und Domänenkammerverwaltung Liebenstein gefallen war.
Zur Ordnung und Verzeichnung des Bestands: Die nachstehend verzeichneten Archivalien wurden im 19. Jahrhundert bei den Hofkameralämtern Freudental und Lauffen verwahrt. 1961 kamen sie vom Schloß Monrepos als Depositum unter Eigentumsvorbehalt der Herzoglichen Hofkammer in das Staatsarchiv Ludwigsburg. Hier wurden die Rechnungen und ein Teil der Partikularberichte unter der Aufsicht von Regierungsoberinspektor Bürkle 1961 von dem Archivangestellten Röhrich, die Baukonsignationen 1965 von dem Regierungsinspektoranwärter Resmini, die übrigen Archivalien gleichfalls 1965 von dem Archivangestellten Seiffer unter der Leitung des Unterzeichneten und Beteiligung von Staatsarchivdirektor Dr. Grube aufgenommen und geordnet. Der Bestand GL 115 umfasst 290 Archivalieneinheiten auf 7,5 lfd. Meter. Die Aufgliederung des Bestandes in 3 Teile ist durch die 1789 erfolgte Kombinierung der Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim mit der Geistlichen Verwaltung Besigheim bedingt. Abteilung I (Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim bis 1789) enthält vor allem Rechnungen und Partikularberichte, daneben andere Bände, die teilweise auch nach 1789 weitergeführt wurden. Abteilung II (Geistliche Verwaltung Besigheim bis 1789) umfaßt Jahresbaukonsignationen, Lager- und Heischbücher. Die entsprechenden Rechnungen und Rechnungsbeilagen werden in dem staatseigenen Bestand A 303 (Altwürttembergische geistliche Rechnungen) im HStAS verwahrt. Zwei Konzeptbücher vor 1789 sind mit solchen der Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim zusammengebunden bzw. gemeinsam geführt und dementsprechend in Abteilung I eingereiht (Bd. 206-207). Abteilung III (Kombinierte Geistliche Verwaltung Besigheim und Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim ab 1789) enthält kombinierte Rechnungen, Jahresbaukonsignationen, Jahresbauüberschläge und Einzugsregister sowie weiterhin getrennt geführte Partikularberichte. (Ein Teil der Rechnungen und Rechnungsbeilagen findet sich im staatseigenen Bestand A 303 im HStAS). Verschiedene auch nach 1789 weitergeführte Archivalien sind bei Abteilung 1 eingeordnet. Archivalien gleicher Provenienz enthalten folgende staatseigene Bestände: A 303 Altwürttembergische geistliche Rechnungen (HStAS) A 319 L Oberamt Besigheim, Geistlich und Weltlich (HStAS) A 480 L Denkendorf, Klosteramt (HStAS) H 102/19 Geistliche Lagerbücher: Kl. Denkendorf (HStAS) Archivalien gleicher Pertinenz finden sich im altwürttembergischen Sammelbestand GL 170 des Hofkammerdepositums und in den staatseigenen Beständen (im HStAS) A 282 und 284 (Generaltakten und Spezialakten des Kirchenrats). Ludwigsburg, Oktober 1965 Dr. A. Seiler
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, GL 115
- Umfang
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290 Bände (9,2 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Hofkammer des Hauses Württemberg (Depositum) >> Geistliche Ämter (dem Kirchenrat unterstellt)
- Bestandslaufzeit
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1610-1807 (Na bis 1850)
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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18.04.2024, 10:40 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1610-1807 (Na bis 1850)