Bestand
Familien: Schenck zu Schweinsberg-Niederofleiden [ehemals X 5 Schenck zu Schweinsberg-Niederofleiden] (Bestand)
Enthält: Güter- und
Geldgeschäfte, Vergleiche, Ehesachen, Burgfrieden, Erbteilungen,
Stiftungsbriefe
Enthält: Lehenbriefe von
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt
Bestandsgeschichte: Das
Niederofleider Archiv wurde mit Vertrag vom 19.9./17.10.1967
zusammen mit dem Samtarchiv der Familie Schenck zu Schweinsberg
und weiteren Archiven ausgestorbener schenckischer
Familienzweige im Hessischen Staatsarchiv Marburg als Depositum
hinterlegt und bis 1969 dorthin überführt.
In den
Jahren 2007-2016 wurden die einzelnen Überlieferungen vereinzelt
und umverpackt, die Siegel wurden mit Siegeltaschen versehen und
die Signaturen wurden auf Numerus Currens umgestellt.
Geschichte des
Bestandsbildners: Als eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter
Hessens haben die Mitglieder der Familie Schenck zu Schweinsberg
seit dem Mittelalter die Geschichte Hessens als adlige
Herrschaftsträger, geistliche und landesherrliche Amtsträger
sowie in gehobenen Positionen im Militär- und Hofdienst
nachhaltig geprägt. Mit dem landgräflich-thüringischen Burgmann
zu Marburg und Grünberg, Guntram, sowie dem Vogt des
Reichsstifts Essen in Fronhausen, Ludwig, können die frühesten
Vertreter der Adelsfamilie im 13. Jahrhundert namhaft gemacht
werden. Seit 1241 tritt Guntrams gleichnamiger Sohn als
pincerna, also Mundschenk der Grafen von Ziegenhain und
landgräflich-hessischer Schenk am Hofe Sophies von Brabant und
ihres Sohnes, Heinrichs des Kindes, auf. In der Folgezeit wurde
Guntrams Hofamtstitel Bestandteil des Familiennamens der
Schweinsberger. Guntrams Amt war demnach noch nicht erblich; er
vererbte seinen Söhnen aber den Namen Schenk. Eine solche
Aufnahme eines Hofamtes als Namensbestandteil ist nicht
ungewöhnlich.
Seit dem ersten Drittel des 15.
Jahrhunderts besetzten die Schweinsberger das hessische
Erbschenkenamt. Eberhard Schenck der Jüngere wurde aufgrund
seiner treuen Gesinnung und Dienste von Landgraf Ludwig I. von
Hessen mit diesem Ehrenamt ausgezeichnet. Das Schweinsberger
Schenkenamt bestand wie die übrigen hessischen Hofämter in
Kurhessen bis zum Jahre 1918 weiter fort. Seitdem führen die
Familienältesten die traditionellen Titel bis heute
weiter.
Die Schweinsberger Adelsherrschaft konnte -
begünstigt durch Phasen herrschaftlich-politischer Schwäche der
hessischen Landgrafen - bis weit in die Neuzeit hinein eine
relative Unabhängigkeit gegenüber der hessischen
Landesherrschaft und Territorialstaatlichkeit wahren. Als
Grundlage für diesen Umstand lassen sich drei Faktoren
herausstellen. Zunächst ist auf die Lage ihrer in den 1230er
Jahren am Ostrand des Amöneburger Beckens errichteten Stammburg
Schweinsberg zu verweisen. Östlich von Marburg lag diese
strategisch überaus günstig in der Konfliktzone zwischen den
territorialpolitischen Gegnern Hessen und Mainz, was den
umworbenen Schencken zahlreiche Privilegierungen der Landgrafen
einerseits und des Erzstifts andererseits einbrachte. Zum
zweiten Herrschaftsmittelpunkt der Schweinsberger avancierte
sodann seit dem späten 15. Jahrhundert die Burg Hermannstein bei
Wetzlar. Johann der Jüngere Schenck zu Schweinsberg baute sie
seit den 1480er Jahren mit hohen Ambitionen zum neuen Hauptsitz
des durch ihn begründeten Familienzweiges aus. Daneben - dies
ist der zweite Faktor - verfügten die Schencken zu Schweinsberg
über einen ausgedehnten Lehnsbesitz. Von besonderer Bedeutung
waren hierbei die Rechte der Schencken zu Schweinsberg im so
genannten Eigengericht südwestlich von Marburg, Lehen des
Reichsstifts Essen, sowie im Gericht Reizberg, ebenfalls
südöstlich von Marburg, und im Kirtorfer Eußergericht bei
Alsfeld, beides nassauische Lehen. Des Weiteren besetzten sie,
wie bereits erwähnt, seit dem 15. Jahrhundert das hessische
Erbschenkenamt. Ein wesentliches Charakteristikum der
Adelsfamilie Schenck zu Schweinsberg war schließlich - drittens
- ihre ganerbschaftliche Familienorganisation. Durch den
Abschluss von Ganerbenverträgen bzw. Burgfrieden begegneten die
Schencken frühzeitig der Aufsplitterung ihrer Besitztümer und
regelten ihr Zusammenleben auf der Stammburg Schweinsberg. Über
die Ganerbschaft, das gemeinsame Familienvermögen, konnten die
Ganerben nur gemeinschaftlich verfügen. Die Familienganerbschaft
Schweinsberg, der so genannte Samtbau, wurde von zwei
Baumeistern, den jeweils Ältesten der beiden Familienlinien
Schweinsberg und Hermannstein, verwaltet. Die Linie
Niederofleiden (unterteilt in Niederofleiden-Oberhof und
Niederofleiden-Unterhof) ist Teil des Hermannsteiner Stammes.
Diese Regelungen ermöglichten den Schweinsbergern ein
geschlossenes Auftreten nach außen. Es gibt Hinweise darauf,
dass der ganerbschaftliche Zusammenschluss der Familie Schenck
zu Schweinsberg bereits aus der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts datiert. Der älteste erhaltene Burgfrieden stammt
dagegen aus dem Jahre 1447 (Best. Urk. 134, Nr. 32).
Bis in das 18. Jahrhundert hinein gelang es den Schencken
vor diesem Hintergrund, sich des landesherrlichen Anspruchs der
Landgrafen von Hessen auf umfassende Unterordnung unter den
hessischen Territorialstaat zu erwehren und eine gewisse
Sonderstellung zu behaupten. Dann jedoch musste sich die
Adelsfamilie dem landgräflichen Druck beugen und ihre im Grunde
nicht zu bestreitende Landsässigkeit, d. h. ihre Unterordnung
unter die Herrschaft der Territorialherren, anerkennen.
Der 1885 erloschene Seitenzweig Schenck zu
Schweinsberg-Niederofleiden entstand durch den Erwerb zweier
unweit von Schweinsberg in Nieder-Ofleiden gelegener Adelshöfe
in den Jahren 1620 bzw. 1636.
Findmittel: Repertorium
Schenck zu Schweinsberg - Niederofleiden, angelegt 1915, ergänzt
um 1990, handschriftlich, 1 Heft (Signatur: R 2001).
Findmittel:
Arcinsys-Datenbank
- Bestandssignatur
-
Urk. 136
- Umfang
-
82 Urkunden
- Kontext
-
Hessisches Staatsarchiv Marburg (Archivtektonik) >> Gliederung >> Urkunden >> Sonstige kleinere Urkundenbestände >> Deposita >> Familien
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Korrespondierende Archivalien: Urk. 5 Verträge der Landgrafen [ehemals Urk. A I d]; Urk. 13 Generalrepertorium [ehemals Urk. A I t]; Urk. 14 Landgräfliche Aktiv- und Passivlehen [ehemals Urk. A I u]; Urk. 49 Hessische Adels- und Bürgerfamilien [ehemals Urk. A VI]; Urk. 72 Hanau, Adel [ehemals Urk. O II e]; Urk. 75 Fulda, Stift [ehemals Urk. R I a]; Urk. 76 Fulda, Lehnreverse [ehemals Urk. R I b]; Urk. 134 Schenck zu Schweinsberg – Samtarchiv [ehemals Urk. X 5]; Urk. 135 Schenck zu Schweinsberg – Loshausen [ehemals Urk. X 5]; Best. 17 c Regierung Kassel Lehnhof; Best. 17 d Regierung Kassel Familienrepositur; Best. 17 e Regierung Kassel Ortsreposituren; Best. 95 Adel und Lehnhof; Best. 340 Schenk zu Schweinsberg; Best. M 24; P II Karten Schweinsberg.
Literatur: Harald Winkel: Die Schencken zu Schweinsberg. Eine Einführung (Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Marburg), Marburg 2012.
Literatur: W. A. Eckhardt, Zur Geschichte von Burg und Stadt Schweinsberg, in: Schweinsberg 650 Jahre Stadt, Marburg 1982, S.15-20.
Literatur: E. H. Kenschke, Deutsches Adels-Lexikon, 8. Bd., Leipzig 1868, S. 137ff.
Literatur: Stamm-Tafeln der Freiherren Schenck zu Schweinsberg, aufgestellt von Gustav Freiherr Schenk zu Schweinsberg. Nach dessen Tode bearbeitet und hg. von Carl Knetsch, Groß-Steinheim a. M. 1925.
Literatur: K. Schenck zu Schweinsberg, Im Dienste glanzloser Kronen, Aus dem Leben des kurhessischen Staatsministers Ferdinand Schenck zu Schweinsberg (1765-1842) (VHKH 46,6), Marburg 2001.
Literatur: H. Becker, Familiensoziologische Untersuchungen hessischer Ganerbenfamilien des 14.-17. Jahrhunderts am Beispiel der Schenken zu Schweinsberg und der v. Hatzfeld, Phil.-Diss. Berlin 1983.
Literatur: K. A. Eckhardt, Die Schenken zu Schweinsberg, in: Hess.Jb.LG 3, 1953, S.96-149.
- Bestandslaufzeit
-
1444-1819
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
10.06.2025, 08:12 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1444-1819