Bestand
Standortverwaltungen und Truppenübungsplätze der Waffen-SS (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Um die verschiedenen Verwaltungsaufgaben in den
jeweiligen SS-Standorte wahrzunehmen, wurden vom Verwaltungsamt der
SS des SS-Führungshauptamtes unterschiedliche lokale
Standortverwaltungen (SS-St.O.V.) eingerichtet. So wurden mit
Wirkung vom 1. April 1941 beispielsweise die
SS-Standortverwaltungen Wien, München, Buchenwald und Oranienburg
eingerichtet, Mitte des Monats folgten Warschau, Nürnberg, Hamburg,
Brünn, Stettin und Glau. Die SS-St.O.V. waren dem Standortältesten
disziplinär unterstellt. Dieser war, sofern es am Standort eine
Kommandantur gab, der Standortkommandant, andernfalls der
rangälteste SS-Führer im Truppendienst. Zu den jeweils an den
Standorten stationierten Truppen stand die Standortverwaltung in
keinem Unterordnungsverhältnis. Ihre Aufgabe, neben der allgemeinen
Unterrichtung des Standortältesten über Verwaltungsfragen, war die
Unterhaltung und Bewirtschaftung der Liegenschaften, deren
Ausstattung mit Geräten (einschließlich Bekleidung) und das
Bereitstellen von Bedarfsgegenständen sowie die Bearbeitung aller
Wohnungsangelegenheiten und Grundsteuerfragen. Auch waren alle mit
Vermögensveränderungen und Geldbedarf zusammenhängenden
Angelegenheiten, wie z.B. An- und Verkauf, Pachtverträge,
Versteigerungen u.ä. Sache der SS-St.O.V. Um die finanziellen
Angelegenheiten zu regeln, befand sich auch eine eigene
Standortkasse bei der Standortverwaltung, die separat zu den
übrigen Amtskassen und Zahlstellen der sich am Standort
befindlichen Dienststellen geführt wurde. Ebenso führte eine eigene
Standortlohnstelle die Betreuung der beschäftigten Angestellten und
Arbeiter durch. Des Wweiteren war die Standortverwaltung für
Unterhalt, Lagerung und Instandhaltung von verschiedenen
Bekleidungsgegenständen verantwortlich, auch erhielt die
Standortverwaltung eine eigene Fahrbereitschaft. Darüber hinaus war
auch der Standortarzt Teil der standortspezifischen
(Verwaltungs-)Struktur. Auf Befehl des Reichsarztes der SS und
Polizei wurden im August/September 1941 in allen Orten des Reiches
und der besetzten Gebiete, in denen sich eine Einrichtung, eine
Sanitätsdienststelle oder -einheit der SS und der Polizei befand,
ein „Standortarzt SS- und Polizei" eingerichtet. Dieser war
Fachberater des Standortältesten bzw. Kommandanten sowie der
Polizei im Standortbereich. Er war dafür verantwortlich, dass die
im Standortbereich ständig oder vorübergehend befindlichen
Angehörigen der SS und der Polizei die vorhandenen ärztlichen,
zahnärztlichen, hygienischen und chemisch-pharmazeutischen
Untersuchungs-, Behandlungs-, Versorgungs-, und
Ausrüstungsmöglichkeiten nutzen konnten. Ebenso überwachte er die
gesundheitlichen Verhältnisse im Standortbereich, schlug Maßnahmen
vor und übte in seinem Dienstbereich die Befugnisse als Amtsarzt
aus. Bei Katastrophen fasste er, falls erforderlich, den gesamten
Sanitätsdienst der SS und der Polizei im Standortbereich
zusammen.
In diesem Sinne wurden auch
SS-St.O.V. bei den Truppenübungsplätzen der Waffen-SS eingerichtet.
Im Juni 1940 wurde mit dem Aufbau des ersten SS-eigenen
Truppenübungsplatzes (SS-Tr.Üb.Pl.) bei Debica in Ostpolen
begonnen. Die Kommandantur des Truppenübungsplatzes wurde in
Pustkow angesiedelt, dort hatte später auch die Standortverwaltung
ihren Sitz. Im Laufe des Krieges wurde der SS-Tr.Üb.Pl., der zu
Beginn den Namen „Ostpolen" erhalten hatte, stetig ausgebaut,
zahlreiche Einheiten der Waffen-SS wurden hier aufgefrischt oder
neu aufgestellt. Vom 15. Oktober 1941 bis zum 14. März 1943 erhielt
er den Namen SS-Tr.Üb.Pl. „Debica", vom 15. März 1943 bis zu seiner
kriegsbedingten Räumung im August 1944, bei der das gesamte Lager
durch Feuer zerstört wurde, galt die Bezeichnung SS-Tr.Üb.Pl.
„Heidelager". Ein weiterer Truppenübungsplatz lag im Kreis Konitz.
Der ab Herbst 1943 errichtete Standort trug die Bezeichnung
SS-Tr.Üb.Pl. „Westpreußen", die Kommandantur lag in Gut Chelm/Kelm
bei Bruss.
Bearbeitungshinweis: Die
Akten waren Teil des Sammelbestandes RS 4 (Verbände und Einheiten
der Feldformationen der Waffen-SS und lediglich in einer Kartei
erschlossen. Im Zuge der Bearbeitung wurden diese Akten in den neu
gebildeten Bestand RS 11 (RS 11/1-8, 13-14) umsigniert. Die
Aktenbände RS 4/1469-1476, die ebenfalls in den neu gebildeten
Bestand hätten übernommen werden sollen, waren bereits 1989 als
Dauerleihgabe an die ZNS abgegeben worden.
Die Archivnummern 10 bis 12 wurden im Zuge der Umsignierung
nicht belegt. Die Verzeichnungsvorgaben wurden überprüft und ggf.
durch Enthält-Vermerke konkretisiert und die Daten in das
Archivverwaltungssystem BASYS-S 2 eingegeben. Die Klassifikation
des Bestandes wurde auf der Grundlage der Dienststellen gebildet,
deren Schriftgut überliefert ist. Die Akten wurden außerdem
entmetallisiert und in Archivmappen umgebettet.
Bestandsbeschreibung: Die
Unterlagen wurden im Zuge von Aktenrückgaben aus den USA an die
Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamts
zurückgegeben. Von dort gelangten sie 1968 in das
Bundesarchiv-Militärarchiv.
Inhaltliche
Charakterisierung: Der Bestand RS 11 umfasst insgesamt 10
Aufbewahrungseinheiten. Den Großteil der schriftlichen
Überlieferung machen hierbei die Akten der Standortverwaltung des
SS-Truppenübungsplatzes Debica bzw. Heidelager aus. Hierbei handelt
es sich um Akten über Dienstbesprechungen sowie
Verwaltungsanordnungen bezüglich Versetzungen, Beförderungen und
Regelungen zu Arbeitseinsatz und Lohnzahlung an Angestellte und
Arbeiter. Neben diesem Schriftgut aus dem Zeitraum März bis August
1943 lässt sich auch durch den Tätigkeitsbericht von Mai bis August
1942 ein recht eindrückliches Bild von den Tätigkeiten der dortigen
Standortverwaltung gewinnen. Ebenfalls befindet sich in RS 11/4
eine Aufstellung der Truppenteile des Truppenübungsplatzes
Westpreußen, die von der Tochter des Fleischers, der den Standort
damals belieferte, dem Bundesarchiv übergeben wurde. Hierbei sei
auf N 756/345b hingewiesen, hierin befindet sich neben dieser
Aufstellung eine umfangreiche und darüber hinausgehende
Korrespondenz mit Wolfgang Vopersal bezüglich des
Truppenübungsplatzes. Des Weiteren befindet sich im Bestand
Schriftgut des Standortarztes der SS-Verfügungstruppe Berlin aus
dem Zeitraum Oktober 1939 bis Juni 1941, insbesondere Personal- und
Disziplinarangelegenheiten. Darüber hinaus enthält der Bestand
Akten der SS-Standortkommandantur Berlin, vor allem Kommandantur-
und Stabsbefehle von März 1942 bis Januar 1945, aber auch
Verfügungen des Kommandoamtes der Waffen-SS bezüglich Waffenfarben,
Dienstauszeichnungen und Uniformen der Waffen-SS. Vom
Standortältesten der SS-Verfügungstruppe Prag sind jedoch nur 3
Blatt überliefert.
Insgesamt ist die
Überlieferung sehr bruchstückhaft und heterogen, Akten zu anderen
Standortverwaltungen oder Truppenübungsplätzen der Waffen-SS sind
im Bundesarchiv nicht überliefert. Daher sei auf den Nachlass des
Dokumentars der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der
ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V." (HIAG), Wolfgang
Vopersal, der eine wichtige Ersatzüberlieferung zur Waffen-SS im
Allgemeinen darstellt, ausdrücklich hingewiesen.
Zitierweise: BArch RS
11/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch RS 11
- Umfang
-
11 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Waffen-SS 1939 bis 1945 >> Nachgeordnete Einrichtungen
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Fremde Archive: Militärarchiv Prag (Kriegsarchiv der Waffen-SS)
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Bestände und Akten im Bundesarchiv-Militärarchiv
N 756 Nachlass Wolfgang Vopersal
N 756/345 SS-Truppenübungsplätze Westpreußen und Debica Heidelager
RL 4 Ausbildungsdienststellen im Reichsluftfahrtministerium
RL 4/190 Karte des SS-Truppenübungsplatzes Böhmen
MFB 2 Mikrofilme zum Bestand des Militärarchivs Prag
Bestände und Akten im Bundesarchiv in Berlin, Abteilung Reich
NS 1 Reichsschatzmeister der NSDAP
NS 1/2431 Glau b. Trebbin, Truppenübungsplatz mit Plan, 1944
NS 3 SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt
NS 3/1619 Ausbau des jüdischen Altersheimes in Wien für die Nutzung der SS-Standortkommandantur, 1942-1943
NS 19 Persönlicher Stab Reichsführer-SS
NS 19/30 Parolenprogramme des Oberkommandos des Heeres und der SS-Standortkommandantur Berlin der Waffen-SS,1943-1944
NS 19/1871 Parolen für den Monat Okt. 1941, hrsg. von der SS-Standortkommandantur Berlin der Waffen-SS, 24. Sept. 1941
NS 19/2827 Truppenübungsplatz Heidelage
NS 31/89 Standortbefehle bzw. Standortkommandanturbefehle des SS-Standortführers Berlin, SS--Standortkommandantur Beh. der Waffen-SS, 1933-1934
NS 33 SS-Führungshauptamt
NS 33/86 Beschaffung von Nachrichtengerät für den SS-Truppenübungsplatz "Kurmark" in Jamlitz, Jan. - Feb. 1944
NS 33/136 Sammlung von Befehlen insbes. des RFSS, der SSFHA und des SS-HA, der SS-Standortkommandantur Berlin, 1942-1944
R 2 Reichsfinanzministerium
R 2/12172b Truppenübungsplatz der Waffen-SS in Debica bei Warschau, 1940
Amtliche Druckschriften: RSD 1 Verordnungsblätter der Waffen-SS
- Provenienz
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Standortverwaltungen und Truppenübungsplätze der Waffen-SS (SS-St.O.V und SS-Tr.Ü.Pl.), 1939-1945
- Bestandslaufzeit
-
1939-1945
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Bundesarchivgesetz, Verordnung über die Benutzung von Archivgut beim Bundesarchiv
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Standortverwaltungen und Truppenübungsplätze der Waffen-SS (SS-St.O.V und SS-Tr.Ü.Pl.), 1939-1945
Entstanden
- 1939-1945