Reliefplatte

Cimon und Pero

Diese Szene wird als 'Caritas Romana' bezeichnet, in der Pero ihrem Vater die Brust gibt, um ihn vor dem Hungertod im Kerker zu retten. Die Geschichte geht auf eine antike Erzählung zurück, die in einer Schrift des römischen Schriftstellers Valerius Maximus (1. Jh. n. Chr. zur Zeit Kaiser Tiberius) überliefert ist. Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert wird die Geschichte als Zeichen der Kinderliebe in zahlreichen Stichen, Gemälden und Kleinplastiken wiedergegeben.
Als Orientierung für diese Arbeit kann ein Stich von Hans Sebald Beham (B74), datiert 1544, angenommen werden. Die seitenverkehrte Wiedergabe der Personen und die Kleidung muss als eine zeitgenössische Variation des Meisters ›WW‹ gesehen werden. Der mit ›WW‹ signierende Monogrammist konnte bisher nicht eindeutig zugeordnet werden. Diese Arbeit wird in der Forschung als selbständig beschrieben und schreibt sie den Umkreis des süddeutschen Meisters Leonhard Kern zu. Seine Arbeiten zeichnen sich durch kräftige, naturalistische Formen aus. Auch die Darstellung der Pero mit ihrer großen Nase, den strengen Gesichtszügen und dem ordentlich gelegten Haar lassen an Kerns Arbeiten denken. (S. Schmidt)
In diesem fast vollplastischem Relief ist Cimon mit seiner Tochter Pero , dargestellt. Cimon sitzt auf einer steinernen Bank. Seine einzige Köperbekleidung ist ein großes, locker um die Hüfte gelegtes Tuch. Seine Arme sind hinter dem Rücken gefesselt während seine Beine in Eisenangeln gehalten werden. Sein noch immer muskulöser Körper beugt sich leicht zur Brust seiner Tochter vor. Diese, mit einem langen weiten Kleid bekleidet, steht an die Wand angelehnt und reicht ihm ihre rechte Brust. Der lange, gelockte Bart des Alten verdeckt seinen Mund und die Brust der Pero. Mit dem linken Arm hält Pero den Kopf des Vaters und scheint ihn leicht gegen die Brust zu drücken. Beide haben keinen Blickkontakt; Pero schaut auf ihre Brust und den Mund des Vaters, während dieser sein ganzes Gesicht in Falten gelegt hat und die Augen geschlossen hält. Hinter den beiden ist eine Mauer mit Ketten, Halseisen und Fußangeln erkennbar. Eine mächtige, verschlossene, eiserne Tür bildet den linken Reliefhintergrund.

Standort
Museum August Kestner, Hannover
Sammlung
Angewandte Kunst / Design
Inventarnummer
1929.140
Maße
Höhe: 27,7 cm, Breite: 16,8 cm
Material/Technik
Jurakalkstein, sog. Kelheimer Stein
Inschrift/Beschriftung
Bezeichnet ›WW‹

Verwandtes Objekt und Literatur
Schmidt, Sabine, 2005: Gold Kokosnuss Edelstahl. Kunstkammerschätze gestern und heute, Hannover

Bezug (was)
Caritas romana
Reliefplatte
Kerker
Bezug (wer)

Ereignis
Herstellung
(wo)
Süddeutschland
(wann)
1630 (?)

Rechteinformation
Museum August Kestner
Letzte Aktualisierung
27.03.2023, 15:22 MESZ

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Objekttyp

  • Reliefplatte

Entstanden

  • 1630 (?)

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