Bestand
Hauptverwaltung der Bibliotheken im Generalgouvernement (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Durch Erlass des Führers und Reichskanzlers über die Verwaltung der
besetzten polnischen Gebiete vom 12. Okt. 1939 (RGBl. I, 1939, S.
2077f) wurden die im Sept. 1939 militärisch besetzten polnischen
Gebiete, soweit nicht in das Deutsche Reich bzw. in die Reichsgaue
Danzig-Westpreußen und Wartheland eingegliedert, der deutschen
Zivilverwaltung unterstellt. Zum Generalgouverneur wurde Dr. Hans
Frank bestellt; er unterstand dem Führer unmittelbar. Sitz des
Generalgouverneurs war seit Nov. 1939 Krakau. Das Amt des
Stellvertreters hatte bis Mai 1940 Arthur Seyß-Inquart inne, der nach
seiner Ernennung zum Reichskommissar für die besetzten
niederländischen Gebiete von Josef Bühler abgelöst wurde. Bühler
leitete auch das Amt des Generalgouverneurs, das im Sommer 1940 zur
Regierung des Generalgouvernements aufgewertet wurde. [Vgl. Bogdan
Musial, Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im
Generalgouvernement. Eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939-1944,
Wiesbaden 1999, S. 24.]
Die Zentralbehörde
gliederte sich in das Staatssekretariat und 12 Hauptabteilungen:
Innere Verwaltung, Finanzen, Justiz, Wirtschaft, Ernährung und
Landwirtschaft, Forsten, Arbeit, Propaganda, Wissenschaft und
Unterricht, Bauwesen, Eisenbahnen sowie Post. [Vgl. Dritte Verordnung
über den Aufbau der Verwaltung des Generalgouvernements (Gliederung
der Regierung des Generalgouvernements) vom 16. März 1941,
Verordnungsblatt für das Generalgouvernement, Nr. 21/1941 vom 20. März
1941, S. 99f.]
Zur Hauptabteilung Wissenschaft
und Unterricht gehörten die Abteilung I Wissenschaft und Volksbildung
und die Abteilung II Erziehung und Unterricht. Der Abteilung I
angegliedert war die Hauptverwaltung der Bibliotheken unter Leitung
von Dr. Gustav Abb. Deren Aufgabe bestand 1. in der „Sicherung aller
wissenschaftlichen Bibliotheken des Generalgouvernements (rund 200,
Stadt-, Kirchen-, Kloster-und Adelsbibliotheken)" und 2. in der
„Einrichtung und Leitung der Verwaltung der vier deutschen
Staatsbibliotheken in Krakau, Warschau, Lublin und Lemberg." [Vgl.
Übersicht über das Bibliothekswesen des Generalgouvernements (1943),
BArch R 4901/13675, Bl. 208-215.]
Durch
Verfügung des Staatssekretärs (Bühler) vom 18. Mai 1942 waren diese
vier Staatsbibliotheken aus dem Rahmen der Distriktverwaltungen gelöst
und fach- und verwaltungsmäßig der Hauptverwaltung der Bibliotheken
untergeordnet worden.
Die Staatsbibliothek
Krakau setzte sich zusammen aus der Bibliothek der ehemals
Jagiellonischen Universität, der Bibliothek der Akademie der
Wissenschaften (einschließlich Verlagsarchiv), der Bibliothek der
Bergakademie, aus Bibliotheken der ehemaligen Seminare und Institute
der Universität sowie aus beschlagnahmten Privatbibliotheken der Stadt
und des Distrikts Krakau. Ihr zugedacht waren die Aufgaben einer
Zentralbibliothek des Generalgouvernements, einer Zentralstelle für
das Pflichtexemplarwesen und „der Verleihung von Büchern nach dem
Reich durch den Deutschen Leihverkehr". Die Leitung lag in den Händen
von Dr. Abb.
Die Staatsbibliothek Warschau
gliederte sich in drei Abteilungen: die ehemalige
Universitäts-Bibliothek; die frühere Pilsudski-National-Bibliothek,
von der die Bibliothek der Handelshochschule mit verwaltet wurde; die
ehemals Gräfliche Krasinski-Bibliothek, die folgende Sondersammlungen
sämtlicher Warschauer Bibliotheken vereinigte: Handschriften-Sammlung,
Sammlung alter Drucke, Kartographische Sammlung, Musik- und
Theatersammlung, Phonogramm-Archiv, Graphische Sammlung; eingegliedert
war die Graf Zamoyski-Bibliothek. Für die Leitung sämtlicher
Warschauer Bibliotheken war Dr. Witte zuständig.
Die Staatsbibliothek Lublin vereinigte die Bibliothek der ehemals
Lubliner Katholischen Universität, die ehemalige
Lopacinski-Bibliothek, die Bibliothek des Bobulanums (Lubliner
Jesuiten-Kolleg), die Bibliothek des Priesterseminars, die
Museumsbibliothek, die Wojewodschafts-Bibliothek, Reste der Bibliothek
des ehemaligen Russischen Gymnasiums, Reste der Talmud-Bibliothek,
ehemalige Institutsbibliotheken der Universität u.a.m. Die Ordnungs-
und Katalogisierungsarbeiten erfolgen unter Leitung von Dr.
Kutschabsky.
Die Staatsbibliothek Lemberg
bestand aus vier Abteilungen: der ehemaligen Universitäts-Bibliothek;
der ehemaligen Ossolineums-Bibliothek (Stiftung des polnischen Grafen
Ossolinski), der die Baworowskische Bibliothek angegliedert war; der
Bibliothek der Schewtschenko-Gesellschaft mit angegliederter
Bibliothek der Gesellschaft Narodny Dom; der Technischen Abteilung
(ehemalige Bibliothek der Technischen Hochschule). Geleitet wurde die
Staatsbibliothek von Dr. Johanssen. [Vgl. Übersicht über das
Bibliothekswesen des Generalgouvernements (1943), BArch R 4901/13675,
Bl. 208-215; Bericht über die Dienstreise vom 17. bis 26. Mai 1943 in
das Generalgouvernement zur Besichtigung der wissenschaftlichen
Bibliotheken, Dr. Kummer, R 4901/13675, BI. 191-197.]
Bestandsbeschreibung: Durch
Führererlass vom 12.10.1939 Errichtung der Regierung des
Generalgouvernements in den militärisch besetzten polnischen Gebieten,
soweit nicht ins Deutsche Reich eingegliedert, mit Sitz in Krakau. Die
zur Hauptabteilung Wissenschaft und Unterricht gehörende
Hauptverwaltung der Bibliotheken unter Leitung von Dr. Gustav Abb
hatte die Aufgabe, zunächst alle wissenschaftlichen Bibliotheken des
Generalgouvernements zu sichern und dann vier deutsche
Staatsbibliotheken in Krakau, Warschau, Lublin und Lemberg zu
betreiben.
Bestandsgeschichte und archivische
Bearbeitung
Der Bestand wurde im Zentralen
Staatsarchiv in Potsdam unter der Signatur 12.01 verwahrt. Die
Verzeichnung erfolgte Mitte der 80er Jahre durch Frau Karola
Wagner.
Nach der Wiedervereinigung wurden die
im Bundesarchiv in Koblenz unter der Bestandssignatur R 52
befindlichen Akten der Regierung des Generalgouvernements mit jenen in
Potsdam zusammengeführt. Dabei erhielten die (vormals Potsdamer) Akten
der Hauptverwaltung der Bibliotheken eine eigene Bestandssignatur (R
52 X), getrennt von den (vormals Koblenzer) Akten der Hauptabteilung
Wissenschaft und Unterricht (R 52 VIII).
1997
wurden die Akten dieses Bestandes mit weiteren Akten der Regierung des
Generalgouvernements an das Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) in
Warschau abgegeben. Im Bundesarchiv erfolgt die Benutzung über
Mikrofilme.
Inhaltliche Charakterisierung:
Die Akten des Bestandes decken die verschiedenen Verwaltungsbereiche
der Bibliotheken ab: Einerseits Organisation, Haushalt und Personal
der Behörde, andererseits die Errichtung und den Aufbau der vier
deutschen Staatsbibliotheken in Warschau, Lemberg, Lublin und
Krakau.
Erschließungszustand: Findbuch
(2005), Online-Findbuch (2005)
Zitierweise: BArch R 52-X
F/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 52-X F
- Umfang
-
26 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Auswärtiges, Kolonial- und Besatzungsverwaltung >> Besatzungsverwaltung
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Fremde Archive: Akten 1997 an das Zentralarchiv Neuer Akten in Warschau abgegeben; im Bundesarchiv als Film (Signaturen 76574/76575) einsehbar.
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Akten 1997 an das Zentralarchiv Neuer Akten in Warschau abgegeben; im Bundesarchiv als Film (Signaturen 76574/76575) einsehbar.
Literatur: Bogdan Musial, Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939-1944, Wiesbaden 1999
- Provenienz
-
Hauptverwaltung der Bibliotheken im Generalgouvernement, 1939-1944
- Bestandslaufzeit
-
1940-1944
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Hauptverwaltung der Bibliotheken im Generalgouvernement, 1939-1944
Entstanden
- 1940-1944