Bestand

150,42/Vennhofschule (Bestand)

Form und Inhalt: Zur Geschichte der Schule

Der erste Schulunterricht fand in Senne II zunächst ab 1811 auf freiwilliger Basis statt, da die ländliche Bevölkerung auf die Kinder als Arbeitskräfte auf den Höfen angewiesen war. Auf dem Lindenhofe unterrichtete der Schneider Grünewälder die Kinder. Ein Jahr später übernahm der Lehrer Schwarzbeck den Unterricht. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch kein Schulgebäude, so dass Schwarzbeck in verschiedenen Gemeinden seinen Dienst tat. Erst neun Jahre später änderte sich dieser Zustand, als der Colon Lindemann auf seinem Hof ein Schulhaus bauen ließ. Mehr als zehn Jahre wurde dort der Unterricht abgehalten, bis eine neue, ebenfalls von Colon Lindemann finanzierte, Schule errichtet wurde, da das alte Gebäude in der Winterzeit nicht mehr nutzbar war.
Im April 1858 wurde der Lehrer Friedrich Philipp Wrachtrup eingestellt. Er war für 188 Schüler zuständig, die alle in einem Klassenzimmer Platz finden mussten. 1867 wurde auf dem Krackser Hof ein Schulgebäude mit Betraum errichte, in dem es lediglich ein Klassenzimmer gab. Statt alle Kinder gemeinsam zu unterrichten, wurden die Gruppen nun in drei Klassen aufgeteilt und kamen nacheinander zur Schule. Nachdem Wrachtrup im Jahr 1891 in den Ruhestand ging, begann dieser, wohl nach früheren Niederschriften, eine Schulchronik zu führen.
Inzwischen war auch eine zweite Lehrerstelle in Senne II eingerichtet worden, und nachdem 1893 die Kirche gebaut wurde, hatte stand ein zweites Klassenzimmer zur Verfügung, da der Betraum nicht mehr benötigt wurde.
Die Bevölkerung nahm stetig zu: 1904 besuchten 254 Kinder die Schule, die weiterhin von nur zwei Lehrern unterrichtet wurden. Deshalb entstanden in Senne II 1905 zwei Schulbezirke, wobei die Schule auf dem Krackser Hof den Namen "Erste Gemeindeschule" erhielt.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach und der Lehrer der Zweiten Gemeindeschule einberufen wurde, unterrichtete der Lehrer Bröker an beiden Schulen. Zunächst wechselte er täglich zwischen den Schulen, später ließ er alle 250 Kinder in die Erste Gemeindeschule kommen. Doch auch Bröker wurde zum Kriegsdienst einberufen. Am Ende des Ersten Weltkriegs waren ein Lehrer und ein Pfarrer für vier Schulen zuständig, nach Kriegsende kehrten beide Lehrer wieder zurück.
1939 wurde in Senne II die sogenannte Raba-Siedlung gebaut, wodurch die Bevölkerungszahl stark zunahm. Schon 1937 bekam das Schulgebäude einen Anbau, inzwischen unterrichteten dort vier Lehrer.
Auch der Zweite Weltkrieg prägte die Schulgeschichte. Häufig konnten die Kinder wegen des Fliegeralarms nicht zum Unterricht kommen oder waren aus Folge der Mangelernährung zu schwach. Dazu kam, dass das Wehrmeldeamt und eine Schulklasse der Bielefelder Oberrealschule Räume benötigten, die sie in der Gemeindeschule fanden. Dadurch konnte der Unterricht nur noch in gekürzter Form abgehalten werden. Nach Kriegsende benötigten das Militär und die Verwaltung die Räume und erst im Oktober 1945 konnte wieder unterrichtet werden.
Nach dem Krieg kamen zahlreiche Flüchtlinge nach Senne II, in Folge dessen wurde 1949 das achtklassige Schulsystem eingeführt. Da es lediglich vier Klassenzimmer gab, wurde in Schichten über den Tag verteilt der Unterricht abgehalten. Im selben Jahr bemühten sich Bürgermeister Wilhelm Bunte (1891 - 1963) und Gemeindedirektor Ferdinand Reinke (1894 - 1952) beim Kreis Bielefeld um Bauland für ein neues Schulgebäude. 1953 konnten Schüler und Lehrer das neue Gebäude mit acht Klassenräumen beziehen, welches 1959 noch acht weitere Klassenräume, eine Turnhalle und eine Aula bekam. Statt 1. Gemeindeschule sollte die Lehranstalt einen offiziellen Namen erhalten. Vorgeschlagen wurde "Ferdinand-Reinke-Schule", doch die Familie Reineke wandte sich gegen die Verwendung des Namens. So wurde die Schule Vennhofschule genannt, benannt nach dem Vennhof, auf dessen ehemaligem Grundstück sie entstanden war.
Durch die Schulreform wurde 1968 aus der Volksschule eine Hauptschule. Obwohl die Schule im Jahr 1975 in das Schulzentrum Süd zog, behielt sie vorerst ihren Namen. Aufgrund von sinkenden Schülerzahlen wurden die Vennhofschule und die Adolf-Reichwein-Schule 2009 unter dem Namen Johannes-Rau-Schule zusammengeführt.

Bestandsgeschichte

Die beiden Akten Nr. 1 und 2 wurden am 16. Juni 2016 aus dem Sennestadt-Archiv übernommen.
Die restlichen Akten stammen von der Bewertung und Aktenübernahme am 7. Juni 2018 in den Räumen der Johannes-Rau-Schule.

Archivalienbestellung

- 150,42/Vennhofschule, Nr.

Zitation

- Stadtarchiv Bielefeld oder StArchBI, Best. 150,42/Vennhofschule

Ergänzende Überlieferung:
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,2/Schulverwaltungsamt
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 150,52/Johannes-Rau-Schule
- Landesarchiv NRW Abteilung OWL (Detmold), Bestand D 99/Personalakten

Literatur:
- Horst Thermann, Sennestädter Schul-Namen: von der 1. Gemeindeschule bis zur Johannes-Rau-Schule, 2009, Bielefeld
- Sennestadt - Geschichte einer Landschaft, 1980, Bielefeld

Judith Günther
Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste - Fachrichtung Archiv
18. Juli 2018

Bestandssignatur
150,042/Vennhofschule

Kontext
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Archivtektonik) >> Amtliches Schriftgut >> Schulen der Stadt und des Kreises

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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