Handschrift
2 Cod. Ms. jurid. 393 – Sachsenspiegel mit Glossenauszügen
1r-v leer, abgesehen von der späteren Titel- bzw. Inhaltsangabe Sächssisches Land- und Lehn-Recht (wohl 18. Jh.) auf 1r und dem ältesten großen Bibliotheksstempel der UB Göttingen auf 1v.2r-v Notizen, Exzerpte und Verse , insbesondere zu den sächsischen Privilegien und Rechtstexten (etwa zum Inhalt und Geltungsbereich sowie zur Einteilung des Sachsenspiegels oder zum Sächsischen Weichbild), aber auch zu einzelnen Rechtsfragen und -praktiken (so z.B. die Verse 'Wir swern alle gleiche/ dem armen also dem reichen/ Rechtis phlegen zcu allerzceit/ Als es beste an vns leyt/ Durch lip durch leit durch gabe/ Trete wir nicht rechtis abe/ Bisz recht vnd slecht/ Czwiuelt am rechten vnser syn/ Wir söllens süchen da clüger seyn'; ebenso etwa 12 Gründe, 'quare pater potest exhereditare filium', aus Bernardus de Botone Parmensis, App. ad Glossam zu X 2,24,23 ad v. exhaeredaret; vgl. auch Steffenhagen, Kanonische Glosse S. 28-30).3ra-42va Eike von Repgow: Sachsenspiegel-Landrecht (Ordnung IVc), mit später hinzugefügten Auszügen aus der Glosse des Johannes von Buch und Bocksdorfschen Additionen.'[G]ot lisz vff ertreiche czwey swert zcu beschirmen dy cristenheit. Deme bobiste ist gesatzt daz geistliche, dem keiszr daz wertliche. Deme bobiste ist ouch gesatzt zcu reytene zcu bescheidener czeyt vff eynem blancken pferde …' — 'Hy hat der Sachzespigel eyn ende. Got gebe, daz wyr dy kunst der gerechtikeyt wol ansz wenden. Vnd wer da geret daz vngleychen, der musz dem Teofel yn den arsz krychen. Explicit Anno domini Mo CCCCo 7o Septimo, fferia quinta post Mauricii.'Der Text des Landrechts ist in 3 Bücher zu 71, 72 und 91 Artikel gegliedert, die Vorrede fehlt; aufgrund der falschen Einbindung des Doppelblattes, das aus den Bl. 15 u. 24 besteht, sind die Art. I 69-II 3 u. II 45-49 vertauscht (vgl. Oppitz 2, S. 528); die Auszüge aus der Glosse des Johannes von Buch und die Bocksdorfschen Additionen wurden – wenigstens zum größten Teil – wohl von derselben Hand eingetragen, die den zweiten Teil der Handschrift schrieb; zur Landrechts-Glosse s. überdies Kaufmann, Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 3, hier S. 1532, Nr. 69 zur vorliegenden Handschrift; allgemeiner zum Sachsenspiegel, seiner Überlieferung sowie zur Glosse siehe etwa Olberg, Die Textsorte; 2VL 2, Sp. 401-406 und 2VL 8, Sp. 465-467; Oppitz 1, S. 21-32 und S. 72-75 (zu den Glossen).42vb-67ra Eike von Repgow: Sachsenspiegel Lehnrecht (Ordnung IVc) mit Auszügen der Längeren Glosse. '[W]er lehnrecht können wolle der volge disses buches lere …' — '… wen der man en ist nicht phlichtig czu getzugene dicker dann eyns ymme eyn gut gegin syme herren, etc'. "Explicit lehnrecht"; später hinzugefügt: 'uel vsus feodorum'. Diese Variante des Lehnrechts enthält 81 gezählte Artikel und weicht "von allen anderen Handschriften der längeren Lehnrechtsglosse merklich ab. Sie erscheint als merkwürdiger Zwitter, so als habe der Handschriftenschreiber zwei Vorlagen, eine aus der Textklasse der kürzeren Lehnrechtsglosse und eine andere aus der der längeren Lehnrechtglosse benutzt und bei der Herstellung miteinander vermischt" (Kaufmann, Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, Teil 1, S. LXXII.); von der Glosse sind nur vereinzelte Auszüge an den Seitenrändern vorhanden, wo überdies auch Remissionen und Additionen vorkommen (vgl. ebd., S. LXXII-LXXIII); zur Textfassung dieser Handschrift siehe insbesondere ebd., S. LXXI-LXXIII; zudem Oppitz 1, S. 75, Punkt 2.2.67ra-rb Zur Veräußerung von Lehen. "Wer syn lehngut verkoüfft". 'Wisse sunderlich der syn lehn gut verkewfft, der verkewfft nicht was syn ist …' — '… Quia si velit dominus transibit, si nolit non transibit, hec Bald.'67va-68ra Über den Beklagten. "Nota vom anttwerter." 'Die antwert geschit zcweyerley weisz, der der do thut eyne widderrede …' — '… aue wann man uf vnbeweglich gut clagen wil, so hat er tag, der antwerter sal bewieszen syne antwert.'68ra-69rb Schöffenspruch aus Leipzig, betreffend einen Rechtsstreit um das Erbe des Lorenz Schuster zu Sperlszdorf zwischen Barbara, dessen nachgelassener Witwe, einerseits und Matt(hias) Schuster (in eigener Sache) sowie Matt(hias) und Hans Wallter in Vormundschaft ihrer Gemahlinnen andererseits: 'Vnsern fruntlichen dinst zcuuor wirdiger bszunder gunstiger herre. Nach dem ir vns zcweyerpartt schriftliche schult vnnd antwort zcugesant habet …' — '… lassen jr das billich zcustehin vnnd volgen von rechtis wegen versigelt mit vnserm jnnsz(igel)'.69v Von Rechtssatzungen und Gewohnheitsrecht. 'Gewonheit ader wilkor die sal erlich seyn, rechtfertig seyn …' — '… wenn von der willekör ist kommen die gewonheit vnnd die willekör sal werden an solchen dingen, do von keyn recht geschriben stehet.'69v Über die Berufung vor Gericht. "Jrholunge". 'Nota: die bewerten beschrebene sechssischen rechte sagen an keynem ende von dem worte erholunge …' — '… das bedewt, das man drey mal appelliren mag uff eyn orteill, das die gemeyne recht ouch zcugeben.'70ra-75ra Register zum Sachsenspiegel-Landrecht, geordnet in 3 Bücher mit 72 (!), 73 (!) und 91 gezählten Artikeln. "Registrum des Sachssen Spigels. Articulus I." 'Wer von gotes halben beschirmer weszen solle …' — '… was der richter uf das landt nicht setczen mag ane des landes wille.' Das Register zählt im I. und II. Buch jeweils einen Artikel mehr als der in der Handschrift enthaltene Text des Landrechts, entspricht also nicht dem dortigen Artikelbestand; Druck: Eckhardt, Sachsenspiegel Landrecht, S. 57-66.75ra-rb Sachregister zum Sachsenspiegel-Landrecht, in 14 Rubriken geordnet. 'Das erste buch saget von erbe zcu nemen, articulo xvii …' — '… Von dem koninge das dritte LIIII, LV, LVII, LIX, LX, LXIII, LXIIII, LVIII, XXXIII, XXXIIII.'75va-78rb Register zum Sachsenspiegel-Lehnrecht, in 80 (!) gezählten Artikeln. "Registrum lehnrechts. ar. I". 'Wer lehnrecht können welle …' — '… Ap der man gewieset wirt an synes herren vngenot etc.' "Explicit registrum lehnrechts". Druck: Eckhardt, Sachsenspiegel Lehnrecht, S. 11-16; obwohl die Handschrift den Lehnrechts-Text der längeren Glosse enthält, entspricht der Inhalt des Registers jenem der kürzeren Lehnrechts-Glosse (vgl. Kaufmann, Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, Teil 1, S. LXXIII).78rb Über die Rechtsstellung der Bischöfe in Sachsen (Auszug aus dem Sachsenspiegel-Landrecht). 'Nota. Welch bisschoff von dem riche belent ist mit vahn lehne binnen dem lande zcu Sachssen von welchem lande er bortig ist …' — '… do er ym an den lip nach an die hant nicht engeet vnd anders nyrgen zcu lantrechte nach zcu lehnrechte.' Es handelt sich um eine Passage aus den Vorreden zum Sachsenspiegel-Landrecht; Druck: Eckhardt, Sachsenspiegel Landrecht, S. 54, Z. 23-29.79va-vb Über die Verleihung von Erblehen. "Erblehn zcu leyhen." 'Kompt vwer man zcu vch vmme sein erblehn vnd stehet vor uch …' — '… dar nach stehit es an dem herren welchen der herre vnder ohn belehnen sulle.'79vb-80va Formularurkunde für die Einklage von Schulden vor Gericht , aus dem Fall Hans Schonberg. "fforma schulde obir eyne berichte sache zu machen". 'Ich Hanns Schonberg, schuldige den gnanten an vnnd gebe ym schult, das er widder got vnnd recht …' — '… das ich mich ziehe an den obgenaten rat, mit mehrerm rechte denn (?) er sich des geschutczen moge etc.' Bei dem Aussteller der Urkunde, Hanns Schonberg, könnte es sich um ein Mitglied der Adelsfamilie Schönberg handeln, die vorrangig im Bereich von Sachsen, Meißen und der Lausitz Besitzungen hatte und von der mehrere Personen des genannten Vornamens bekannt sind (vgl. etwa Fraustadt, Geschichte; Wiessner, Das Bistum Naumburg, Bd. 1,2, S. 929); erwähnt werden Stadt, Rat, Handwerksmeister und Schöffen der Stadt Mittweida.80vb-81va Juristische Ausführungen zum Thema Klage. "Rugen accusatio". 'Ap ein mensche das ander sulle rugen dar zu antwerd sanctus Thomas …' — '… darumbe mag man ohn nicht mehrer rugen, de accusa. de hiis XXIII q. IIII si id.'81va-82ra Über den Wucher(er) (Auszug aus der Sachsenspiegel Landrechts-Glosse, Buch I, Art. 53). "Wucherer". 'Wucher ist, ap ein man mehrer jnnympt wenn er verborget ader vszlyhet …' — '… der mag wal die frucht usure also ap ouch der kouf ewig were ut c. de pactis inter empt. l. commissarie h. landtr. lio Io ar. LIIII in Glo.'; Druck: Kaufmann, Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 1, S. 391, Z. 7-S. 393, Z. 9 mit Anm. d.82ra-rb Über ungültige Privilegien. "Privilegium jnvalidum". 'Du salt wissen das xiiii stucke sint do eyn priuilegium mit wirt vorwurffen …' — '… quae de eadem … rescripta sit non ob …'.82va Über die Enterbung von Kindern (Auszug aus der Sachsenspiegel Landrechts-Glosse, Buch I, Art. 16). "Exhereditatio filiorum". 'Es sint sachen, do das kint seynes vater erbe mitte vorwircken mag. Zu dem ersten ap das kint den vater steche adir sluge …' — '… ap er vnglaubig were, h. lantr. li. I artio XVII in fi. Glo.'; Druck: Kaufmann, Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 1, S. 224, Z. 5-S. 225, Z. 10.82va-vb Über die Veräußerung von Gütern (Auszug aus der Sachsenspiegel Landrechts-Glosse, Buch I, Art. 8). "Vorkouft vnd vordinget gut". 'Nota wer dem anderen vordinget ader vorkauft sein gut vnd glabet es ym uftzulassen vor syme herren …' — '… er habe es denne selber glabit ader borgen do vor gesatzt; h. lantr. li. I. ar. IX in g.'; Druck: Kaufmann, Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 1, S. 188, Z. 1-28.83ra-vb Historiographische Notizen. 'Von begynne der werlt. Horet vnnd vornement, nu wil ich sagen von der werlt begynne, allererst bis an die wasser flut, das Noe die arche buwete …' — '… vnd gab ouch den Sachssen sechssich recht vnnd starb mit gutem gelouben vnd wart begraben czu Ache.'Es handelt sich hier um Auszüge aus verschiedenen Werken:Eine Passage aus der sogenannten Weichbildchronik, die in einigen Handschriften dem Sächsischen Weichbildrecht vorangestellt, aber auch unabhängig davon überliefert ist; Druck: von Daniels – von Gruben – Kühns, Weltchronik, Sp. 13 ff.; Lit.: 2VL 11, Sp. 947; Oppitz 1, S. 47.Ein Auszug aus 'De origine Principum Marchionum Misnensium et Thuringiae Lantgraviorum' oder eine Textpassage eines daraus abgeleiteten Werkes (s. Opel, Annales, S. 163-169).Eine kurze historische Notiz, die vermutlich aus einer Handschrift, in der sich ein Sachsenspiegel oder ein darauf Bezug nehmendes Werk befand, entnommen wurde; Kaufmann, Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, Teil 1, S. LXXI-LXXII vermutet, dass die Passage einem Überlieferungszweig der Weichbildchronik angehört.Einer weiteren Passage aus der Weichbildchronik; Druck: von Daniels – von Gruben – Kühns, Weltchronik, Sp. 34; Lit.: 2VL 11, Sp. 947; Oppitz 1, S. 47.
- Location
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SUB Göttingen -- 2 Cod. Ms. jurid. 393
- Extent
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Ms.; I, 82, I Bl. (32-32,5 × 21,5-22,3 cm; geb.)
- Language
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Deutsch
- Creator
- Time of origin
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Sachsen (Herzogtum) , 1477 - 1480
- Sponsorship
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Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
- Last update
-
09.04.2025, 1:00 PM CEST
Data provider
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Handschrift
Associated
Time of origin
- Sachsen (Herzogtum) , 1477 - 1480