Bestand
Kanzlei Neuenstein: Obergrafschaft Gleichen-Niederkranichfeld-Krakendorf (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält neben Akten der Kanzlei Neuenstein auch als Vorakten Unterlagen der Provenienzen Kanzlei Weikersheim und Kanzlei Künzelsau sowie Kanzlei Ohrdruf mit Betreff Obergrafschaft Gleichen-Niederkranichfeld-Krakendorf.
Gliederung: 1 Herrschaften Niederkranichfeld und Krakendorf; 2 Beziehungen zu den Grafen zu Gleichen; 3 Beziehungen zu den Landesherren; 4 Teilung der Obergrafschaft Gleichen; 5 Lehenangelegenheiten; 6 Herrschaftliche Rechte, Einkünfte und Besitzungen; 7 Passivschulden; 8 Innere Verwaltung der Obergrafschaft Gleichen.
1. Zur Geschichte der Obergrafschaft Gleichen und ihrer Verwaltung: Nach dem Aussterben der Grafen zu Gleichen im Jahr 1631 fiel die Obergrafschaft Gleichen mit dem Mittelpunkt Ohrdruf aufgrund eines 1621 infolge verwandtschaftlicher Beziehungen geschlossenen Erbvertrags an die Neuensteiner Hauptlinie der Grafen von Hohenlohe. Bereits 1607 war Graf Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim die Herrschaft Niederkranichfeld eingeräumt worden, während seine Söhne Kraft von Hohenlohe-Neuenstein und Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg im Jahre 1611 die Herrschaft Krakendorf erwarben. Niederkranichfeld wurde jedoch nach langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzungen 1647 den Grafen von Mörsberg zugesprochen, während das Amt Krakendorf 1694 an die Grafen von Hatzfeld verkauft wurde. Zunächst besaßen die beiden Linien Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Neuenstein die Obergrafschaft Gleichen gemeinsam unter der Landeshoheit der Ernestiner, seit 1657 ausschließlich Sachsen-Gothas; auch die in Ohrdruf eingerichtete Kanzlei und Schösserei sowie das Konsistorium waren gemeinschaftliche Institutionen. 1665 wurde zwischen beiden Linien eine Realteilung vorgenommen, bei der sie je die Hälfte der Stadt Ohrdruf, des Dorfs Werningshausen und des Amts Krakendorf, Hohenlohe-Langenburg außerdem die Dörfer Emleben, Petriroda und Schwabhausen, Hohenlohe-Neuenstein dagegen Wechmar und Pferdingsleben erhielten. Die Neuensteiner Hälfte war bis zur Teilung der Neuensteiner Linie 1677 gemeinschaftlich, danach bis 1689 im Besitz des Grafen Johann Ludwig von Hohenlohe-Künzelsau, und kam schließlich an seinen Bruder Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein, bis sie nach dessen Tod im Jahr 1698 an Graf Johann Friedrich von Hohenlohe-Oehringen fiel und bei der Teilung zwischen dessen Söhnen 1708 weiterhin Hohenlohe-Oehringen zugeteilt blieb. Nach Beilegung des infolge des Aussterbens der Öhringer Linie 1805 ausgebrochenen Erbfolgestreits 1810 kam die gesamte Obergrafschaft Gleichen an die Linien Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Langenburg. Nach dem Aussterben der Kirchberger Linie im Jahr 1861 war Langenburg alleiniger Besitzer bis zum allmählichen Verkauf der thüringischen Besitzungen und der Auflösung des Schössereiamts zu Ohrdruf im Jahr 1930.
2. Zur Geschichte des Bestandes: Der vorliegende Bestand umfaßt die Akten der Kanzlei Neuenstein betr. die Verwaltung der Obergrafschaft Gleichen und der Herrschaften Niederkranichfeld und Krakendorf mit wenigen Vorakten der Kanzlei Weikersheim aus der Zeit des Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim sowie die thüringischen Akten der anfangs von Neuenstein aus tätigen Kanzlei Künzelsau von 1677 bis 1689, die bald nach 1689 den thüringischen Akten der Kanzlei Neuenstein einverleibt wurden. Außerdem sind vereinzelt Akten der Kanzlei Ohrdruf bzw. des Grafen Johann Friedrich von Hohenlohe-Oehringen aus der Zeit seiner Residenz zu Ohrdruf vorhanden. Der Bestand wurde noch vor 1698 in Neuenstein formiert und in einem Kanzleirepertorium (Band 8 dieses Bestandes) mit 21 Rubriken und durchgehender Faszikelzählung F 1 - 227 mit Nachträgen bis 1698 verzeichnet. Nach der Verlagerung der Akten nach Öhringen begann der Hofadvokat Philipp Carl Meyer 1777 sie zusammen mit den thüringischen Akten der Kanzlei Öhringen neu zu verzeichnen, konnte die Arbeit jedoch nicht vollenden. Meyer fertigte insgesamt drei Repertorien an (spätere Bezeichnung A, B und C mit laufender Faszikelnumerierung), die jeweils Neuensteiner und Öhringer Akten umfassen. Seine Repertorien sollten gleichzeitig als alphabetischer Index dienen, ein Verfahren, das nicht durchzuhalten war. Die thüringischen Akten beider Provenienzen, verzeichnete wie unverzeichnete, gelangten nach 1810 nach Kirchberg, wo ein Teil der Akten, insbesondere Prozeßakten, zum Teil aus den Zusammenhängen gerissen, gebunden wurde. Nach 1861 wurden die Akten grob nach Materien sortiert und zu Paketen verschnürt nach Langenburg extradiert, von wo sie nach dem Brand von Schloß Langenburg 1963 in das Hohenlohe-Zentralarchiv übernommen wurden.
3. Zur Verzeichnung: Bei der Verzeichnung wurden die Rubriken der ursprünglichen Neuensteiner Bestandsordnung, die, bedingt durch die mehrmaligen Verlagerungen und nicht vollendeten Ordnungsarbeiten, zerstört worden war, zur Grundlage der Neuordnung gemacht, wobei jedoch umgruppiert und einige neue Rubriken ergänzt bzw. alte zusammengefaßt wurden; auseinandergerissene Faszikel wurden wieder rekonstruiert, wo dies sinnvoll und möglich war. Auf die Angabe der alten Signaturen bzw. eine Konkordanz wurde verzichtet, da der Bestand bisher in der Forschung nicht benutzt wurde; die alten Faszikel lassen sich, soweit vorhanden, rasch über Gliederungsschema und Index identifizieren. Die in vielen als Sachakten verzeichneten Faszikeln enthaltenen Berichte der Kanzlei zu Ohrdruf über verschiedene Angelegenheiten sind nicht immer ausdrücklich erwähnt, da sich in wichtigen Angelegenheiten meist Auszüge dieser Berichte bei den entsprechenden Akten befinden. Die Akten befanden sich vor der Verzeichnung im wesentlichen in dem Zustand, in dem sie bereits nach 1861 nach Langenburg gekommen waren, wobei die in den Meyer'schen Repertorien verzeichneten Akten gesondert aufgestellt waren. Der Inhalt aufgeplatzter Pakete war an mehreren Stellen des Archivs verstreut und konnte bei Aufräumungsarbeiten im Archiv zusammengeführt werden. Insbesondere wurden in den Kirchberger Beständen noch Teile des Bestandes, darunter das alte Kanzleirepertorium entdeckt. Nicht aufgefunden werden konnten ca. 15 % der im alten Repertorium verzeichneten Akten. Darüber hinaus wurden im Kanzleirepertorium nicht verzeichnete, jedoch zum Bestand gehörige Akten und Bände dem Partikulararchiv Öhringen, den Wilhermsdorfer Akten im Archiv Schillingsfürst - Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein-Neuenstein residierte zeitweise in Wilhermsdorf - und dem Lagerbuchselekt entnommen. Reine Familienangelegenheiten und private Korrespondenzen mit den Grafen zu Gleichen wurden indessen weiterhin im Partikulararchiv Öhringen belassen. Auf die im Gemeinschaftlichen Hausarchiv und im Neuensteiner Linienarchiv verwahrten Urkunden und Akten betr. die Obergrafschaft Gleichen wird jeweils verwiesen. Die Rechnungen der hohenlohe-neuensteinischen Schösserei zu Ohrdruf befinden sich im ebenfalls neu verzeichneten Bestand "GL 40 Thüringische Rechnungen" im Neuensteiner Linienarchiv. Als Parallelüberlieferung zum vorliegenden Bestand sind im Archiv Langenburg die thüringischen Akten heranzuziehen; vereinzelt befinden sich thüringische Akten im Archiv Weikersheim. Die thüringischen Akten der Kanzlei Öhringen beginnen nach der Teilung der Neuensteiner Linie 1677, hauptsächlich erst nach 1698. Sie sind im Bestand GL 35 Kanzlei Öhringen: Obergrafschaft Gleichen erschlossen. Das Archiv des Schössereiamts zu Ohrdruf, das die Akten der hohenlohischen Kanzlei und Schössereien zu Ohrdruf enthält, befindet sich seit seiner Deponierung im Jahr 1930 im Landesarchiv Gotha. Der Bestand, der die Bezeichnung "GL 30 Kanzlei Neuenstein: Obergrafschaft Gleichen - Niederkranichfeld - Krakendorf" erhielt, umfaßt mit 446 Aktenfaszikeln und 9 Bänden insgesamt 10 lfd. m und wurde im Rahmen der Ausbildung 1975/76 von Archivinspektor z.A. Rainer Trunk unter Aufsicht und Mitarbeit des Unterzeichnenden verzeichnet und geordnet. Neuenstein, im Dezember 1976 Dr. Taddey Oberstaatsarchivrat
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, GL 30
- Extent
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446 Aktenfaszikel, 9 Bände (10 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Gemeinschaftliche Archive der Neuensteiner Linie >> Gemeinsamer Besitz in Thüringen
- Date of creation of holding
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Vorakten ab 1425, 1567-1698
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
25.02.2022, 8:54 AM CET
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- Vorakten ab 1425, 1567-1698