Grafik
Sultan Suliman, Kaiser der Türkei
Das Portrait zeigt den türkischen Sultan Suleiman I. (1497-1566), im Profil nach rechts gewendet. Er wird im Alter von etwa 30-35 Jahren vorgestellt und weist wohlgeformte, keinesfalls abschreckende Gesichtszüge auf. Lediglich seine gezogene Nase, darunter ein Oberlippenbart, ist sehr markant. Sein Blick ist offen und energisch. Den Kopf bedeckt ein Turban, aus dessen Mitte eine - in Wirklichkeit rote - Filzkappe hervorschaut. Als weitere Bekleidung dient ein gemustertes Hemd und eine Art Umhang. Betitelt ist die Radierung mit "Suleyman Ain Kaiser der Tirckei". Des weiteren findet sich eine arabische Inschrift (Anm.1: Die Inschrift bezeichnet den Dargestellten als "Sultan Sabjiean Shuh Bin Sairesch". So kann vermutet werden, daß der Abgebildete entweder eine andere Person ist oder daß Hopfer einie ihm vorliegende arabische Inschrift ohne Rücksicht auf den Inhalt übernahm), während das untere Viertel des Blattes von Bibeluzitaten in arabisierender Schrift eingenommen wird, die Krieg und Entbehrung prophezeien, mit denen die heranrückenden Osmanen gleichsam als Strafgericht Gottes das heilige Römische Reich überziehen werden. Der apokalyptische Ton ist nicht zu überhören. - Sultan Suleiman I., der Prächtige, war seit 1520 Sultan des Osmanischen Reichs. Er erweiterte sein Reich durch die Eroberung Belgrads (1521), Rhodos (1522), Ungarns (1526) und Mesopotamiens (1534). Mit der allerdings erfolglosen Belagerung Wiens (1529) versetzte er ganz Europa in Angst und Schrecken. Während seiner Herrschaft organisierte er das türkische Heer neu und übte eine reiche Bautätigkeit aus. Auf seinen europäischen Feldzügen führte er detailliert Tagebuch. Auch verfaßte er unter dem Namen Muhibbi rund 3000 Gedichte. (Anm.: Schaendlinger 1978, S.1-4). - Die feine und strenge Linienführung sowie die detaillierte Binnenzeichnung vermitteln eine lebendige Wiedergabe des Gesichts. Ebenso hebt Hopfer die Stofflichkeit der Kleidung und des Turbans hervor, jedoch wirken dessen Stoffzipfel übertrieben dick und steif. Sowohl diese plastische Modellierung und zeichnerische Schärfe als auch die Darstellung in der Profilansicht kann auf zeitgenössische Vorbilder aus dem Gebiet der deutschen RenaissanceMedaillen zurückgeführt werden. Nach humanistischem Gedankengut drückt sich gerade im Profil der feste und beständige Charakter eines Dargestellen aus. - Hieronymus Hopfer war, wie sein Vater Daniel, der Radierkunst zugetan. Wie dieser schöpfte er für sein reiches OEuvre vor allem aus deutschen und italienischen Vorbildern. So übernimmt er die Pysiognomie Suleimans I. aus einer Radierung seines VAters (B.58), der seinerseits auf einen Holzschnitt des Niederländers Jan Swart (1526, H.10) zurückgegriffen hat; dort ist der Sultan als Ganzfigur zu Pferde gezeigt. Der Holzschnitt Swarts ist eine der frühesten Wiedergaben Suleimans, und wegen zahlreicher Details wird vermutet, daß Swart den Portraitierten persönlich gesehen habe und dessen Antlitz in etwa der Wirklichkeit entspreche.
- Standort
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Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
- Inventarnummer
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D 1568
- Maße
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Höhe: 232 mm (Plattenmaß)
Breite: 155 mm (Plattenmaß)
- Material/Technik
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Papier; Radierung
- Inschrift/Beschriftung
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Marke: Gött.Bibl.Stempel (recto unten rechts)
Aufschrift: Vum vnser vnd vnserer vetter sind, seyen wir vbergeben mit vnseren bruedern vnd mit vnsern pristern, den kumgen der erden, in das schwert vnnd in gefencknus, iii bestre viii. Wann sich es wandert ain yeder. nach der schnoedigkait seines boesen hertzens, das er mich nit hoere, und ich wirt euch aufwerffen, von disem ertrich in ain land das ir nit wist, da selb wert ir frembde göttern dienen tag und nacht, die euch nit rue werden geben, hieremie xvi Ich will in der rut ir boeßheit haimfeuhren. psalm lxxxviij Dein Zorn soll ruen, vnd sey fridlich vber die boeßhait deins volcks, exodi xxxii Wir haben gesindt in deinem angesicht, vnd darumb hastu vns geben in die hendt vnserer feindt, hester vii Es wirt eylentz kumen der zersterer vber euch, hieremie vi
- Verwandtes Objekt und Literatur
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Literatur in Zusammenhang: „Catalogus. Kunst voor de beeldenstorm / noordnederlandse kunst 1525 - 1580; [tentoonstelling in het Rijsksmuseum, 13 sept. - 23 nov. 1986] ; 2“. Staatsuitg., 's Gravenhage, 1986. (S. 175: Abb. Vorbildgraphik Jan Swart.)
Veröffentlicht in: „Gerissen und gestochen : Graphik der Dürer-Zeit aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen“. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2001. (S. 170/171.)
Beschrieben in: A. von Bartsch, „Le Peintre Graveur ; Huitième Volume“. De L'Imprimerie De J.V. Degen, A Vienne, 1808. (Bartsch VIII.520.57)
Literatur in Zusammenhang: „Die Feldzugstagebücher des ersten und zweiten ungarischen Feldzugs Suleymans I. (vielmehr Suleiman, Osmanisches Reich, Sultan, 2). Feldzugstagebücher des ersten und zweiten ungarischen Feldzugs Suleymans des Ersten. Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Beiheft ; Bd. 8“. V. d. Verbandes d. Wiss. Gesell. Österr, Wien, 1978. (Schaedlinger 1978)
Beschrieben in: Hollstein H.62 II
- Klassifikation
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Reproduktionen/Druckerzeugnisse (Hessische Systematik)
Radierung (Oberbegriffsdatei)
- Bezug (was)
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anderer Landesherr (mit TITEL)
historische Person (mit NAMEN)
Adel und Patriziat; Rittertum
- Ereignis
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Entstehung
- (wann)
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1515 - 1563 (Schaffenszeit des Stechers)
- Ereignis
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Herstellung
- Letzte Aktualisierung
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24.04.2025, 12:58 MESZ
Datenpartner
Kunstsammlung der Universität Göttingen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Grafik
Beteiligte
Entstanden
- 1515 - 1563 (Schaffenszeit des Stechers)