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"Window-dressing" in Bankbilanzen

Mit "window-dressing" bezeichnet man die seit langem bekannte Übung der Banken, die Höhe bestimmter Positionen ihrer Bilanzen durch eigens zur "Bilanzverschönerung"* betriebene und daher stichtagsbezogene Maßnahmen zu beeinflussen. Im engeren Sinne bedeutet "window-dressing" die bilanzpolitisch motivierte Manipulation des Zentralbankguthabenbestands. Ursache dieses "window-dressing" ist das Bestreben der Banken, der an ihren Bilanzen interessierten Offentlichkeit ein möglichst günstiges Bild ihrer Liquidität darzulegen. Außerdem kann das "window-dressing" eine Erhöhung der Bilanzsumme und damit "Wachstum" bewirken sowie einen Beitrag zur Stabilisierung der über einen Zeitraum von mehreren Jahren hin ausgewiesenen Entwicklung der Zentralbankguthaben und der Bilanzsumme leisten. Unmittelbar abzuleiten ist das "window-dressing" aus dem geschäftspolitischen Ziel der Standingpflege. In dem vorliegenden Artikel wurde die Hypothese vom "window-dressing" empirisch überprüft und zwar am Beispiel der Jahresabschlüsse der Banken in der Bundesrepublik seit 1963. Für diese Untersuchung wurden nicht nur die ım Monatsverlauf praktizierten Strategien der Banken zur Erfüllung ihrer Mindestreserveverpflichtungen analysiert, sondern auch die auf dem Geldmarkt am Bilanzstichtag gezahlten Zinssätze. Betrachtet man die Banken insgesamt, so zeigt sich, daß sie am Jahresultimo über vergleichsweise sehr hohe Bestände an Zentralbankguthaben verfügen, die nur mit Hilfe der "window-dressing" Hypothese erklärt werden können. Eine Untersuchung der bedeutendsten 5 Bankengruppen ergab außerdem, daß 4 von ihnen ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes "window-dressing" betreiben. Lediglich die Sparkassen verzichten auf "window-dressing".

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 5 ; Year: 1972 ; Issue: 2 ; Pages: 206-227

Klassifikation
Wirtschaft

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Wittstock, Jan
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Duncker & Humblot
(wo)
Berlin
(wann)
1972

DOI
doi:10.3790/ccm.5.2.206
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:43 MEZ

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Objekttyp

  • Artikel

Beteiligte

  • Wittstock, Jan
  • Duncker & Humblot

Entstanden

  • 1972

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