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Zur Theorie des Sparens in einer wachsenden Wirtschaft

Fassen wir nun die mir wichtig erscheinenden Schlußfolgerungen aus meinen Darstellungen zusammen: 1. Das Sparen der meisten Haushalte, und zwar der Haushalte mit niedrigerem Einkommen, besteht fast ausschließlich aus Sparen für Konsumzwecke, Sparen für eine Sicherheitsreserve und Sparen auf ein Eigenheim. 2. Dieses Sparen ist eigentlich nicht unmittelbar auf Vermögensbildung im Sinne einer Beteiligung am Produktivvermögen ausgerichtet und zielt daher nicht in erster Linie auf einen Ertrag aus Vermögen ab. Dem Zins kommt somit keineswegs die oft unterstellte große Bedeutung für die Höhe des Sparens zu, und es kann überdies auch das Sparen bei negativem Realzins als rational begründet werden. 3. Eine Vergleichmäßigung der Vermögensverteilung kann man aufgrund dieses Sparens nicht erwarten, da der eigentliche Zweck nicht die Vermögensakkumulation ist und zusätzlich weder die Möglichkeit noch in erster Linie die Absicht, hohe Renditen zu realisieren, besteht. 4. Eigentlicher Bestimmungsgrund dieses Sparens ist ıdie Entscheidung des einzelnen Haushalts darüber, was er glaubt, sich leisten zu können oder zu müssen. Damit ist dieses Sparen im wesentlichen durch die Höhe des realen verfügbaren Einkommens bestimmt. 5. Entsprechend der relativen Einkommenshypothese kann durch die dargestellten Ansätze die langfristige Konstanz der durchschnittlichen Konsum- bzw. Sparneigung begründet und der Unterschied zur kurzfristigen Konsumfunktion erklärt werden. 6. Geldzins und Preissteigerungsrate stellen gewisse Rahmenbedingungen dar, die abhängig vom Einkommen ab einer bestimmten Schwelle das Ansparen nicht mehr möglich machen. Der dabei erfolgende Rückgang des Sparens von einer gewissen Höhe der Inflationsrate an sollte nicht durch gestörtes Vertrauen in die Währung begründet werden, was notwendigerweise zu einem kumulativen Prozeß führen müßte. 7. Innerhalb gewisser Grenzen kann man annehmen, daß die hier erklärte Ersparnis mit sinkendem Realzins steigt, eine erwartete höhere Inflationsrate also zu vermehrtem, eine erwartete geringere Inflationsrate zu vermindertem Sparen führt und sich somit eine erwartete Inflationsrate selbst stabilisiert.

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 7 ; Year: 1974 ; Issue: 2 ; Pages: 192-212

Klassifikation
Wirtschaft

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Blümle, Gerold
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Duncker & Humblot
(wo)
Berlin
(wann)
1974

DOI
doi:10.3790/ccm.7.2.192
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:45 MEZ

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Objekttyp

  • Artikel

Beteiligte

  • Blümle, Gerold
  • Duncker & Humblot

Entstanden

  • 1974

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