Bestand
Zurwieden; Freckenhorst (Bestand)
Form und Inhalt: Vorwort
zum Bestand N 058 Zurwieden, Freckenhorst
Firmengeschichte:
Die Firma Zurwieden & Co, auch „ZUCO“ genannt, wurde 1891 von Johann Zurwieden sen., Josef Kreimer und Theodor Sandhage in Freckenhorst gegründet, als Plüschweberei. Für den Textilhandel war Warendorf damals bekannt. Anfänglich gab es dort 16 Handwebstühle im Haus Hombrink, diese wurden 1906 gemeinsam mit dem Ankauf neuer Räumlichkeiten an der Everswinkeler Straße sowie neuer Maschinen mechanisiert. Josef Kreimer verließ die Firma im Jahr 1893, Theodor Sandhage im Jahr 1896, Heinrich Wolff schloss sich der Firma 1897 als stiller Gesellschafter an. 1913 übernahm nach Johann Zurwiedens Tod dessen Sohn Johann Zurwieden junior die Firma.
Die Herstellung von Plüsch gab man 1917 auf. Bekannt wurde die Firma vor allem für ihren Inlett-Stoff und ihre Fertigbetten, dabei wurde die Hälfte ihrer Waren in andere europäische Länder exportiert. Das Inlett ließ sich aber erst nach Ende des ersten Weltkrieges herstellen, da davor nicht die nötigen Rohstoffe zur Verfügung standen. Während des Krieges nahm die Firma Aufträge vom Heer an, welches sie mit verschiedenen Textilprodukten versorgte.
1936 kam es zu einem Brand in der Fabrik, welches das Kesselhaus zerstörte. Der kurz darauf eintretende zweite Weltkrieg erschwerte weiter den Betrieb der Firma, das Textilgewerbe wurde zu Kriegszeiten als weniger wichtig erachtet, Teile des Personals wurden für andere Industriezweige oder den Militärdienst gebraucht und es kam erneut zu einem Mangel an Rohstoffen. Dennoch wurde die Firma durch die Kriegsjahre hinweg weiter betrieben.
Nach dem Krieg konzentrierte sie sich auf den Export und kehrte bald wieder zur Spezialisierung auf die Inlett-Produktion zurück. Die Firma wuchs und schaffte neue Maschinen an. 1947 verstarb Johann Zurwieden junior, danach übernahm dessen Witwe Anna Zurwieden den Betrieb. Kurz darauf kehrte Heinz Zurwieden aus der Kriegsgefangenschaft zurück und teilte sich daraufhin die Leitung mit ihr. 1953 geriet die Firma in eine Krise aufgrund einer finanziellen Streitigkeit mit Heinrich Wolff, die sie aber letztlich überstand. Mit der Zeit erhöhte sich der Konkurrenzdruck, womit der Betrieb aber umgehen konnte, und 1971 wurde die Produktion mit der Anschaffung neuer Maschinen vollends automatisiert. In den Siebzigern und Achtzigern tätigten Zurwieden einige Investitionen mit gemischten Ergebnissen. Die Textilproduktion in Deutschland hörte Ende des 20. Jahrhunderts größtenteils auf, und Zurwieden & Co war in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Kurz nach dem 100-jährigem Jubiläum wurde die Firma 1992 geschlossen, es gingen 165 Arbeitsplätze verloren.
Zum Bestand:
Der Bestand wurde dem Kreisarchiv in den 1990er-Jahren als Schenkung übergeben. Er umfasst vor allem Finanz- und Kontounterlagen, Fotos und Materialien zu Firmenjubiläen. Die Finanzunterlagen zeichnen die Entwicklung der Firma in der frühen Phase nach und sind im Zeitraum zwischen 1894 und den 1920er Jahren zu verorten. Weitere Unterlagen wie Steuerprüfungen und Gutachten sowie Aufträgsbücher bilden den Zeitraum ab den 1930er Jahren bis in die 1960er Jahre ab. Akten aus dem Zeitraum ab den 1960er Jahren bis zur Auflösung gibt es nicht, mit Ausnahme von Materialien für das 75- und 100-jährige Firmenjubiläum (1966 bzw. 1991). Darüber hinaus umfasst der Firmennachlass viele Fotos, vereinzelt beginnend in den 1930er- und 1940er Jahren bis in die 1980er Jahre. Diese zeigen auf der einen Seite Betriebs- und Geburtsfeiern sowie Verabschiedungen, auf der anderen Seite das Fabrikgelände sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Arbeit.
Der Bestand ist frei benutzbar und folgendermaßen zu zitieren:
KAW, N 058 Zurwieden, Freckenhorst, Nr. […]
Quellen:
- https://www.heimatvereinwarendorf.de/geschichte/textilindustrie-warendorf-29-10-16.php
- Gruhn, Klaus. Einhundert Jahre Zurwieden & Co.: eine Firmengeschichte als Ortsgeschichte, in: Freckenhorst - Schriftenreihe des Freckenhorster Heimatvereins. Nr. 9, Februar 1992. S. 66-69.
- 60 Jahre Zurwieden & Co Freckenhorst 1891-1951, Schnellsche Buchhandlung Warendorf
- Wolff, Mechtild. Freckenhorst und seine textilgeschichtliche Vergangenheit, in: Münsterland - Jahrbuch des Kreises Warendorf. Warendorf 2021. S. 147-160.
- Zurwieden, Heinz: 100 Jahre Zurwieden & Co, ein Unternehmer erzählt, Freckenhorst 1991.
Warendorf, August 2024
Schumacher / Dr. Langewand
- Bestandssignatur
-
N 058 N 058 Zurwieden; Freckenhorst
- Kontext
-
Kreisarchiv Warendorf (Archivtektonik)
- Bestandslaufzeit
-
1894-1991
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Kreis Warendorf. Kreisarchiv, Kreisverwaltung. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1894-1991