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"Denen geht's ja dann noch dreckiger, als sie sowieso schon aussehen": Körperwahrnehmung im Kontext "Jugendobdachlosigkeit"

"Auf der Straße lebende Jugendliche gelten als besonders gefährdete Gruppe - durch die aktuellen Lebensbedingungen und das eigene 'riskante' Verhalten. Sehr intensiver Alkohol- und Drogen-Konsum ist gepaart mit aus finanziellen Gründen qualitativ und quantitativ oft ungenügender Ernährung. Gesundheitliche Beeinträchtigungen werden oft ignoriert, so dass die Jugendlichen erst im Notfall zum Arzt gehen. In diesem lebensweltlichen Kontext bündelt sich eine Vielzahl sozialer Probleme: Ausbreitung und Verstetigung der Obdachlosigkeit, Verbreitung sexueller Erkrankungen und verstärktes Auftreten von Gewalt, Prostitution und delinquentem Verhalten. Wenn auch das Risikoverhalten in seiner Phänomenologie sehr unterschiedlich sein kann, besteht eine Gemeinsamkeit darin, dass vielfältige soziale und lebensweltliche Probleme sich in einer unangemessenen Wahrnehmung des (eigenen bzw. fremden) Körpers und einem unangepassten Umgang mit dem Körper manifestieren. Der Zusammenhang zwischen der Körperwahrnehmung und der Lebensweise obdachloser Jugendlicher wird hier behandelt auf der Basis von Interviews aus einem DFG-Projekt zum Gesundheitsverhalten von Straßenjugendlichen in Bereichen wie Alkohol- und Drogenkonsum, Sexualverhalten, Ernährung, Umgang mit Beeinträchtigungen und Inanspruchnahme formeller Hilfen. Dabei zeigt sich u.a., dass sich die Repräsentation sozialer Probleme und gesundheitlicher Beeinträchtigungen auch entlang der Dimension ‚mein Körper und die Körper der Anderen' beschreiben lässt. Die Jugendlichen unterscheiden sich darin, ob sie 1. nur anderen Jugendlichen extremes körperliches Leiden unterstellen, wogegen der eigene körperliche Zustand und die eigene Lebensweise positiv erscheinen; 2. ausschließlich den Körper anderer Szenemitglieder als potentielle Infektionsquelle wahrnehmen, wogegen der eigene ('reine' und 'unbefleckte') zu schützen ist oder 3. den Körper der Anderen als 'weich', den eigenen jedoch als hart und unberührbar wahrnehmen. Beispiele solcher Körperwahrnehmungen werden für den Umgang mit sozialen Problemen diskutiert, um Konsequenzen für eine zielgruppenspezifische Prävention abzuleiten." (Autorenreferat)

"Denen geht's ja dann noch dreckiger, als sie sowieso schon aussehen": Körperwahrnehmung im Kontext "Jugendobdachlosigkeit"

Urheber*in: Flick, Uwe; Röhnsch, Gundula

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
They are in an even worse situation than they actually appear": physical perception in the context of "youth homelessness"
ISBN
978-3-593-38440-5
Umfang
Seite(n): 2540-2551
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006

Erschienen in
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2

Thema
Sozialwissenschaften, Soziologie
Soziale Probleme und Sozialdienste
Sozialwesen, Sozialplanung, Sozialarbeit, Sozialpädagogik
Familienpolitik, Jugendpolitik, Altenpolitik
soziale Probleme
Gesundheitspolitik
Bundesrepublik Deutschland
Drogenkonsum
soziales Problem
Straßenkind
Obdachlosigkeit
Wahrnehmung
Zielgruppe
Prävention
Jugendlicher
Körper
Gesundheitsverhalten
Lebensweise
Prostitution
Krankheit
Gewalt
Alkoholkonsum
Lebensbedingungen
Interdependenz
Ernährung
empirisch
empirisch-qualitativ
Dokumentation
anwendungsorientiert

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Flick, Uwe
Röhnsch, Gundula
Ereignis
Herstellung
(wer)
Rehberg, Karl-Siegbert
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-151817
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Flick, Uwe
  • Röhnsch, Gundula
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Entstanden

  • 2008

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