Bestand

Patientenblätter von Dr. med. Pierre Schmidt (1894-1987) (Bestand)

Bestandsbeschreibung: VORWORT
DER BESTAND
Zu Person, Bedeutung und Umfeld des Schriftgutbildners Dr. Pierre Schmidt wird auf das Vorwort zum Bestand NSCHM im IGM verwiesen.
Die hier vorgelegte Patientenkartei umfaßt sämtliche überlieferten Patientenunterlagen von Dr. Pierre Schmidt. Das sind Informationen zur Behandlung von 5754 Patienten aus den Jahren 1920-1979. Darüber hinaus sind nur die wenigen Korrespondenzen in den Abteilungen D.2 und D.4 von NSCHM bekannt.
Die Patientenkartei wurde viele Jahre in der Bibliothek der Fondation Dr. Pierre Schmidt in Sankt Gallen aufbewahrt. Deren Kurator, Herr Dr. Hansjoerg Heé, überließ das Material im Jahre 2002 als Schenkung dem Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart (IGM). Damals wurden konservatorische Maßnahmen und die Verzeichnung des Schriftgutes vereinbart, um so diese bedeutende Patientenkartei auf Dauer zu sichern und der Forschung besser zugänglich zu machen.
In Stuttgart befand sich bereits Pierre Schmidts wissenschaftlicher Nachlaß, den Dr. Jacques Baur, Lyon, dem IGM im Jahre 1999 geschenkt hatte. Es ist ein seltener Glücksfall, daß sowohl zum wissenschaftlichen Werk als auch zur praktischen ärztlichen Tätigkeit eines der bedeutendsten europäischen Homöopathen des 20. Jahrhunderts Schriftgut überliefert ist und nun an einem Ort zusammengeführt werden konnte.
Mit dem neuen Bestand NSCHMP wird der Forschung eine erstrangige Quelle für die Geschichte der Homöopathie und der Wiedereinführung der klassischen Homöopathie in Europa sowie für die allgemeine Patientengeschichtsschreibung zugänglich gemacht. Er ergänzt hervorragend sachlich verwandte Bestände des IGM - wie die Krankenjournale Samuel Hahnemanns und Clemens von Bönninghausens und die Patientenkarteien von Homöopathen des 20 Jahrhunderts wie Prof. Dr. H. Ritter oder Dr. Otto Freihofer.
Dr. Pierre Schmidt verzeichnete die Daten seiner Patienten sorgfältig in Patientenblättern, die er in gehefteter Form in Hängeordnern verwahrte. Schmidt hat auf fast allen Patientenblättern eine Nummer angegeben, die gelegentlich mit der Nummer übereinstimmt, die der Ordner trägt, in dem das Patientenblatt gefunden wurde. Zum Teil trugen die Ordner gar keine Nummern. Die Nichtübereinstimmungen zwischen den Nummern auf dem Patientenblatt und den Ordnernummern lassen die Vermutung zu, daß die Ordnerinhalte in Unordnung gekommen sind oder daß Dr. Pierre Schmidt sich später ein anderes System für die Einteilung seiner Patienten ausgedacht hat. Außerdem wurden offenbar Patientenblätter von früher behandelten Personen - wohl bei Wiederaufnahme der Behandlung - in spätere Ordner überführt.
Jedenfalls beginnen die Ordner mit der Nummer 17, die Nummerierung wird dann nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen fortgesetzt (17, 19, 33, 35, 38, 54, 60). Auf den Patientenakten finden sich darüber hinaus Nummern von Ordnern (wie z. B. 18, 39), die - jedenfalls unter dieser Nummer - nicht mehr erhalten sind. So wird man davon ausgehen müssen, daß sowohl vor dem ersten Ordner als auch später gewisse Verluste eingetreten sind, über deren genaueres Ausmaß man aufgrund der Übernahme von Patientenblättern in andere Ordner nur spekulieren kann.
Die Patientenblätter sind alle nach demselben Konzept aufgebaut. Auf dem Kopf des ersten Blattes stehen die persönlichen Daten des Patienten wie Name, Wohnort, Herkunft, Beruf und Geburtsdatum. Außerdem wird angegeben, wer den Patienten an den Arzt vermittelt hat. Die Angaben sind unterschiedlich vollständig und genau angegeben.
Dr. Pierre Schmidt schrieb seine Notizen auf französisch in einer Kurzschrift nach der Methode Aimé-Paris.
DIE VERZEICHNUNG
Bei der Verzeichnung im IGM wurden die Ordnergruppen (Nummer in der letzten Spalte), so wie die Reihenfolge der Patienten innerhalb der Ordner, beibehalten. Damit bleibt der letzte Überlieferungszustand des Materials dokumentiert. Der Inhalt der Umschläge in den neuen Ordnern entspricht also weiterhin dem Inhalt je eines Hängeordners in der alten Ordnung.
Jedem einzelnen Patientenblatt wurde zusätzlich eine neue zusammengestellte Nummer gegeben, deren erster Teil den Ordner angibt, in dem das Patientenblatt nun liegt (1-32) und deren zweiter Teil eine fortlaufende Patientennummer, also 1 bis 5754, ist.
Die Reihenfolge der einzelnen Blätter zu einem Patienten ist von einer geschäftsmäßigen in eine buchmäßige Ordnung gebracht worden, um so den tatsächlichen zeitlichen Verlauf der Behandlung verfolgen zu können.
Ergänzende Behandlungsvermerke oder Korrespondenzen sind an originaler Stelle verblieben und wurden vollständig erhalten. Name und Vorname des Patienten wurden vollständig eingetragen, außer wenn die Angaben in den Originalen fehlen. Zumindest konnte immer eine Anrede für den Patienten wie Monsieur, Frère, Madame, Soeur, Miss, Mistress, Mademoiselle oder Enfant festgestellt werden, so daß fast immer das Geschlecht des Patienten bzw. der Patientin feststellbar ist.
Der Wohnort des Patienten gibt immer den letzten bekannten Wohnort an. Wenn kein Ort vermerkt wurde, ist im Original meistens eine Adresse in Genf angegeben oder es fehlt jeglicher Eintrag. Nicht im Verzeichnis vermerkt ist der Geburtsort. Die meisten Patienten von Dr. Schmidt kamen aus Genf oder der näheren Umgebung in der Schweiz und Frankreich, manche aber auch aus New York, Kairo oder New-Delhi.
Das Geburtsdatum wird in der Weise angegeben, wie es auf dem Patientenblatt vermerkt wurde. War nur ein Geburtsjahr vermerkt, wurde dieses übernommen. In manchen Fällen notierte Schmidt nur das Alter des Patienten zu Behandlungsbeginn. Dies wurde in dieser Form übertragen, wobei das Geburtsjahr nicht errechnet wurde. Anfangs wurde in der Liste das Lebensalter mit dem Vermerk Jahre später nur als einfache Zahl angegeben.
Die Angabe zum Behandlungsbeginn wurde der Einfachheit halber auf Monat und Jahr reduziert. Kam der Patient nur einmalig zur Behandlung, so war die erste Behandlung gleichzeitig die letzte Behandlung; die dafür vorgesehene Spalte blieb leer oder wiederholt den Termin der Erstbehandlung.
Einträge, die mit Fragezeichen gekennzeichnet sind, verweisen auf unsichere Lektüre.
Die Benutzung ist für wissenschaftliche Zwecke frei. Allerdings muß bei Publikationen der Name von Patienten anonymisiert werden. Deshalb ist vor der ersten Benutzung eine entsprechende Garantieerklärung zu unterschreiben.
Die diesem Verzeichnis liegt eine elektronische Datei (in Word) zugrunde, die eine Volltextrecherche zuläßt. So können z. B. Patientennamen, Wohnorte, Zeitpunkte des Behandlungsbeginns oder -endes und vieles andere ermittelt werden. Dies erlaubt die Bildung von Samples/Teilgesamtheiten der Patientenschaft z. B. nach Alter, Herkunft, Geschlecht. Auch kann die medizinische Vorgehensweise von Pierre Schmidt z. B. in unterschiedlichen Jahrzehnten zwischen 1920 und 1979 untersucht und verglichen werden. Das dürfte nicht zuletzt interessante Aufschlüsse über die Entwicklung der klassischen Homöopathie in der Praxis ihres namhaftesten Vertreters erbringen. Für die homöopathische Therapiegeschichte der mittleren Viertel des 20. Jahrhunderts mag hier noch manche Überraschung verborgen sein.
Beim Bestellen wird immer die Abkürzung für den Bestand (NSCHMP) und die Ordnernummer angegeben. Das ist die erste Ziffer in der ersten Spalte. Der Benutzer erhält dann alle Patientenblätter, die in diesem Archivordner enthalten sind.
Bearbeitet wurde der Bestand von Nicole Schweig, M.A. (von August 2004 bis Oktober 2004) und von Franziska Plümmer (von Oktober 2004 bis Juli 2005).
Stuttgart, im Juli 2005
Prof. Dr. Martin Dinges
Die in Word vorliegende Tabelle wurde von Dorothea Schmucker für den Import in ActaPro aufbereitet. Der Import erfolgte im November 2020, wobei Nacharbeiten und Ergänzungen vorgenommen wurden. So wurden die doppelt vergebenen Signaturen (6/685, 8/1013, 8/1071, 9/1197, 13/1784, 22/3463 sowie 24/3899) aufgelöst. Um die ursprüngliche Ordnung beizubehalten wurde jeweils das zweite Dokument mit einem kleinen "a" versehen. Zugleich wurde bemerkt, dass der Bestand vier laufende Nummern nicht enthält (220, 1477, 2972, 2988).
Dr. Marion Baschin, Stuttgart 23.11.2020

Bestandssignatur
NSCHMP

Kontext
IGM-Archiv (Archivtektonik) >> Homöopathie-Archiv

Bestandslaufzeit
01.01.1913-31.12.1989

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Letzte Aktualisierung
22.04.2025, 11:01 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 01.01.1913-31.12.1989

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