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Erfahrungen mit flexiblen Wechselkursen

Erfahrungen mit flexiblen Wechselkursen Der Zusammenbruch des in Bretton Woods geschaffenen Währungssystems und der Übergang zum Floating unterwarf vor gut einem Jahrzehnt alle wichtigen Währungen den Gesetzmäßigkeiten flexibler Wechselkurse. Angesichts starker kurzfristiger Schwankungen der Wechselkurse und damit begründeter Forderungen nach einem neuen Bretton Woods gibt es Veranlassung zu einem Vergleich der mit festen und flexiblen Wechselkursen gemachten Erfahrungen. In einer von unkontrollierter Inflation zunehmend beherrschten Umwelt ist mit der Freigabe des DM-Wechselkurses im Jahre 1973 eine wesentliche Voraussetzung dafür geschaffen worden, daß die Bundesbank eine stabilitätsorientierte Geldpolitik mit Aussicht auf Erfolg durchsetzen kann. Ein hohes Maß an geldpolitischer Autonomie konnte erzielt werden. | Im Europäischen Währungssystem gewonnene Erfahrungen können nicht als Beweis für die Funktionsfähigkeit eines Festkurssystems im Weltmaßstab gelten. Im EWS setzen Kapitalabflüsse die betroffenen Länder rasch unter Handlungszwang, ganz anders als im Fall der USA, die davon bei festen wie flexiblen Wechselkursen im wesentlichen unberührt bleiben. Hinsichtlich der Leistungsbilanzanpassung blieben in den ersten Jahren des Floating die entsprechenden Reaktionen zumeist hinter den Erwartungen zurück. Für die erste Dekade des Floating als Ganzes genommen gilt jedoch, daß die Leistungsbilanzungleichgewichte in den großen, nicht aber in den kleinen Industrieländern eher kleiner und weniger dauerhaft als in den zehn Jahren vor dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen waren. Interventionen der Notenbanken an den Devisenmärkten können den Wechselkurs einer Währung allenfalls kurzfristig beeinflussen. Die Interventionspolitik der Bundesbank läßt erkennen, daß sie bereit ist, in das Marktgeschehen einzugreifen, wann immer ihr das angezeigt erscheint. Einen kursbestimmenden Einfluß erwartet sie von ihren Interventionen nicht, sie geht aber davon aus, daß ihre Bereitschaft zum jederzeitigen Eingreifen tendenziell beruhigend auf das Marktgeschehen wirkt. Insgesamt erscheinen die Voraussetzungen für feste Wechselkurse auf weltweiter Basis keineswegs gegeben. Ein möglichst hohes Maß an Wechselkursstabilität ist aber wünschenswert. Stabile Wechselkurse setzen eine stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik voraus, zu der sich die Mitglieder des IWF im 1978 revidierten IWF-Übereinkommen verpflichtet haben. Striktere Überwachung der Wirtschaftspolitik durch den IWF soll dieser Verpflichtung mehr Geltung verschaffen.

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 17 ; Year: 1984 ; Issue: 4 ; Pages: 455-473

Classification
Wirtschaft

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Gleske, Leonhard
Event
Veröffentlichung
(who)
Duncker & Humblot
(where)
Berlin
(when)
1984

DOI
doi:10.3790/ccm.17.4.455
Last update
10.03.2025, 11:43 AM CET

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  • Gleske, Leonhard
  • Duncker & Humblot

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  • 1984

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