Archivbestand
Stift Alter Dom, Münster / Urkunden (Bestand)
Bestandsgeschichte:
Kollegiatstift, Gründung durch Bischof Burchard von Münster
(1098-1118), 1811 Aufhebung.
Form und Inhalt: Das
Kollegiatstift Alter Dom in Münster (vetus ecclesia sancti
Pauli) wurde durch Bischof Burchard von Münster (1098-1118) am
ersten, ludgerianischen, sogenannten "Alten" Dom begründet,
nachdem das Domkapitel bereits zur Zeit Bischof Dodos (+ 993) in
den hart südlich des Ludgerus-Doms errichteten Neubau umgezogen
war. Das durch Burchard mit 12 Kanonikaten ausgestattete Stift
trat in den Bereichen seiner personellen Organisation und des
Kults in enge Verbindung zum Domkapitel, das z. B. den Propst
des Alten Doms stellte (vgl. dazu das Gutachten des Domherrn
Heinrich von Keppe in Scholz Nr. 250). Dem entsprach der
herausgehobene Rang des Dechanten des Alten Doms als orator (os)
des stiftsmünsterischen Sekundarklerus (so Kerssenbrock in
seiner Wiedertäufergeschichte Bd. 1 Hrsg. v. H. Detmer (Die
Geschichtsquellen des Bisthums Münster 5) Münster 1900 S. 36).
Nach 1377 mußte der Ludgerus-Dom dem Kreuzgang des Neuen Doms
weichen; die "Alten Dömer" übersiedelten zunächst in die
ehemalige bischöfliche Kapelle, bald danach in einen gotischen
Neubau nordwestlich des Neuen Doms, der das Kapitel bis zu
dessen Aufhebung durch das kaiserliche Dekret vom 14. November
1811 beherbergte und nach zweckfremder Verwendung in den
folgenden Jahrzehnten 1875/76 abgebrochen wurde (vgl. Bau- und
Kunstdenkmäler von Westfalen 41. Bd.: Die Stadt Münster. 6.
Teil, Bearb. v. M. Geisberg. Münster 1941 S. 321-332).
Bereits wenige Monate nach der Aufhebung des Stifts, am 17.
März 1812, wurde das Archiv des Alten Doms, das zu diesem
Zeitpunkt im Nordturm des Doms lagerte, dem Archivar Kersten zur
Aufsicht und Inventarisierung vom Beauftragten der französischen
Verwaltung übergeben (Landesarchiv NRW Abt. Westfalen,
Kaiserreich Frankreich C 1 Nr. 91). Es gelangte danach zum
größten Teil in das Provinzialarchiv Münster (das nachmalige
Staatsarchiv, heute Landesarchiv NRW Abt. Westfalen), wo es sich
noch jetzt befindet, während der kleinere Teil in das von und
zur Mühlensche Archiv auf Haus Ruhr in Bösensell kam.
Der heute im Landesarchiv NRW Abt. Westfalen befindliche
Bestand Alter Dom umfaßt ca. 490 Urkunden und 37 Kartons Akten;
hinzu kommen 50 Kartons Protokolle und Register, die unten im
einzelnen aufgeführten Kopiare und einige weitere
Manuskriptbände (L. Schmitz-Kallenberg, Monasticon Westfaliae.
Münster 1909 S. 52 f.; Die Bestände des Staatsarchivs Münster.
Bearb. v. H. Richtering. Münster 2 1971 S. 8). Die weitaus
meisten Urkunden haben irgendwann erhebliche Nässeschäden
erlitten. Schon 1853 "ging die Verderbniß oder vielmehr
Zerstörung" bei vielen von ihnen nach einem Bericht des
Archivassistenten von Hatzfeld "so weit, daß ein großer Theil
der vorgefundenen Reste einer ferneren Aufbewahrung weder werth
noch auch nur fähig waren und deshalb weggeworfen werden mußten"
(LAV NRW W, Oberpräsidium Nr. 35a Bd. 2). Beträchtliche Verluste
hat das Archiv des Alten Doms sicher schon durch die
Wiedertäufer hinnehmen müssen (man vergleiche den Bericht
Kerssenbrocks über Bücher- und Urkundenverbrennungen (Hrsg. v.
H. Detmer (Die Geschichtsquellen des Bisthums Münster 6) Münster
1899 S. 544f., 558); von erheblichen Verlusten, z. B. an
Büchern, spricht auch die Narratio eines Kapitelsdekrets von
1539 (LAV NRW W , Msc. I 61 fol. 98)).
Die dem
vorderen Teil dieses Findbuchs zugrundeliegende Verzeichnung von
Klaus Scholz umfaßt das im Archiv des Alten Doms überlieferte
urkundliche Material bis zum Jahr 1534 (Beginn der
Wiedertäuferherrschaft), das sich - als tiefgehender Einschnitt
auch in der Archivgeschichte Münsters - als zeitliche Grenze
anbot. Es handelt sich hier also um eine Fondspublikation. Der
gedruckte Band enthält bei rund 700 Nummern nur etwa 240
Ausfertigungen, auch dies ein Hinweis auf die nicht
unerheblichen Verluste, welche die Originalüberlieferung
erlitten hat. Die in der gedruckten Publikation von 1978
enthaltenen Abschriften entstammen mit einigen Ausnahmen, die
dem Aktenbestand Alter Dom und den ebenfalls im Staatsarchiv
lagernden Prozessen des Stifts vor dem Reichskammergericht
entnommen wurden, den folgenden Kopiaren, wurden im vorliegenden
online-Findbuch weggelassen:
1. Msc. I 61 (im
Staatsarchiv Münster, hier zitiert: A). Pergamentkodex mit
lederbezogenen Holzdeckeln, 110 Blätter mit Abschriften von
1129-1608, geschrieben von mehreren Händen von ca. 1400 bis ins
17. Jahrhundert;
2. Msc. I 62 (im Staatsarchiv
Münster, hier zitiert: B). Ursprünglich Pergamenteinband mit der
Aufschrift: Copiarium literarum ad capitulum veteris ecclesiae
divi Pauli spectantium, durch Pappeinband ersetzt. 261
Papierseiten mit Abschriften von 1318-1690, geschrieben von
verschiedenen Händen des 17. Jahrhunderts;
3. Msc.
VII 1028 (im Staatsarchiv Münster, hier zitiert: C). Papierheft
mit 24 Blättern sowie 2 Blättern als Einband. Aufschrift:
Verzeichniß der lehenen zu der probsteie und capittel im Alten
Thumb gehorich. Enthält Abschriften von 1331-1596, geschrieben
um 1600;
4. Msc. I 63 (im Staatsarchiv Münster, hier
zitiert: D). Papierkodex, 236 beschriebene Seiten, Ledereinband
mit der Aufschrift: Rodale redituum vicariorum veteris ecclesie
sancti Pauli Monasteriensis. Dominus Herbordus Meynershagen
1539. Aufschrift der ersten Papierseite: Copie litterarum
redditualium tangentes vicarios seu altaristas veteris ecclesie
divi Pauli Monasteriensis. Ad bursam. Anno Domini 1539. Der Band
enthält Abschriften von 1381-1567, geschrieben von der
anlegenden Hand 1539 und von weiteren Händen des 16.
Jahrhunderts;
5. Msc. I 64 (im Staatsarchiv Münster,
hier zitiert: E). Papierkodex, 196 beschriebene Blätter,
Ledereinband mit der Aufschrift: Copeyenbuch ad dominos vicarios
veteris ecclesiae Monasteriensis anno (Jahreszahl nicht mehr
lesbar). Abschriften von 1381-1673, geschrieben von
verschiedenen Händen des 17. Jahrhunderts;
6. Msc. I
68 (im Staatsarchiv Münster, hier zitiert: F). Papierkodex, 196
beschriebene Blätter, Ledereinband mit der Aufschrift: Liber
exemplaris continens iura eleemosynae veteris ecclesiae sancti
Pauli Monasteriensis una cum iuribus ad ministrationem
processionis per urbem necnon fabricae. Eleemosyna animae
medicina. Anno Domini 1587. Abschriften von 1426-1683,
geschrieben von verschiedenen Händen des 16. und 17.
Jahrhunderts;
7. Papierkodex (im von und zur
Mühlenschen Archiv auf Haus Ruhr, Fotokopie im Staatsarchiv
Münster, hier zitiert: G). 140 beschriebene Blätter,
Ledereinband, Aufschrift auf fol. I: Liber copiarum litterarum
reddituum ad venerabilium dominorum canonicorum veteris ecclesie
sancti Pauli Monasteriensis bursam spectantium scriptus anno
Domini 1533 post festum sancti Jacobi apostoli. Abschriften von
1295-1575, geschrieben überwiegend von der anlegenden Hand, aber
auch von anderen Händen des 16. und 17. Jahrhunderts;
8. Eine Abschrift endlich (Nr. 161) wurde dem Nekrolog des
Alten Doms (im Staatsarchiv Münster, Msc. I 65) entnommen.
Besitz- und Einkünfteverzeichnisse des Stifts wurden nicht
aufgenommen. Ihre Veröffentlichung bleibt einer gesonderten
Publikation - etwa im Rahmen des Codex Traditionum Westfalicarum
- vorbehalten.
Die Urkunden bis 1300 liegen mit einer
Ausnahme (Nr. 5) in Volltexten vor, danach in Regestenform
(ausgenommen Nr. 46, 61, 62, 137a). Bisherige Druckorte sind mit
Ausnahme des Westfälischen Urkundenbuches, des Münsterischen
Urkundenbuches von Joseph Prinz (Quellen und Forschungen zur
Geschichte der Stadt Münster N.F. 1) Münster 1960, der Beiträge
zu einem Münsterischen Urkundenbuche 1,1. Münster 1823 von
Joseph Niesert und der Münsterischen Urkundensammlung 3.
Coesfeld 1829 von demselben nicht nachgewiesen.
Zur
Gestaltung der Regesten ist zu sagen: Wörtlich der Vorlage
entnommene Wendungen und Namen sind durch unterschiedliche
Drucktype kenntlich gemacht. Die Datierung ist in der von der
Vorlage verwandten Form nur dann wiedergegeben, wenn sie von der
heute üblichen abweicht. Stücke ohne Monats- und Tagesdatierung
sind jeweils am Ende des betreffenden Jahres eingereiht. Bei der
Beschreibung der Urkunden sind die Entstehungsstufen durch A (=
Ausfertigung), B (= separate Abschrift, etwa in Akten oder als
Insert) und C (= Kopiarabschrift) gekennzeichnet.
Mehrfachüberlieferung ist durch hochgestellte Ziffern (etwa C1,
C2) unterschieden. Die Sprache der Urkunden ist vermerkt, wenn
sie bis 1350 nicht lateinisch und danach nicht deutsch ist.
Rückvermerke sind aufgenommen, sofern sie Neues gegenüber der
Urkunde bringen.
Dem Findbuchteil bis zum
Jahre 1534 liegt folgende Publikation zugrunde: Klaus Scholz,
Die Urkunden des Kollegiatstifts Alter Dom in Münster 1129-1534
(Westfälische Urkunden, Texte und Regesten, Bd. 2), Münster
1978. Das handschriftliche Findbuch A 146 I Kollegiatstift Alter
Dom, Münster - Urkunden mit der Laufzeit 1537 bis 1800 wurde mit
Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen
eines Projektes im Jahre 2009 von Dr. Joachim Rüffer unter der
Betreuung von Thomas Reich mit dem Verzeichnungsprogramm VERA
abgeschrieben.
Bestell- und Zitierweise: Stift Alter
Dom, Münster - Urkunden Nr.
Münster, den 22. Juli
2011 Dr. Thomas Reich
- Reference number of holding
-
B 216u
- Extent
-
524 Urkunden.; 524 Urkunden, Findbuch B 216u, Bd. 1 (Urkunden bis 1534) und B 216u, Bd. 2 (Urkunden 1535-1800)
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.2. Westfälische Fürstbistümer (B) >> 1.2.1. Fürstbistum Münster >> 1.2.1.4. Geistlichkeit, Stifte, Klöster >> Stift Alter Dom, Münster
- Related materials
-
Franz Darpe (Bearb.), Die ältesten Verzeichnisse der Einkünfte des Münsterschen Domkapitels, [Münster] 1886 (Reprint 1960); Klaus Scholz, Die Urkunden des Kollegiatstifts Alter Dom in Münster, Münster 1978; Wilhelm Kohl (Bearb.), Das Domstift St. Paulus zu Münster (Germania Sacra NF 17, 1-3, Bistum Münster, 4, 1-3), Berlin-New York 1982-1989; Klaus Scholz, Münster - Kollegiatstift Alter Dom, in: Westfälisches Klosterbuch, Bd. 2, Münster 1994, S. 45-49; Klaus Scholz, Das Stift Alter Dom St. Pauli in Münster (Germania Sacra NF 33, Bistum Münster, 6), Berlin u. a. 1995.
- Date of creation of holding
-
1277-1800
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
05.11.2025, 1:59 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1277-1800