Bestand
Militärischer Nachlass Theodor Sproesser, Kommandeur des Württembergischen Gebirgsregiments, Generalmajor, *1870 +1933 (Bestand)
1. Zur Biografie Theodor Sproessers: Theodor Sproesser wurde am 10. September 1870 als Sohn des Generals Theodor von Sproesser in Weingarten geboren. Seine schulische Ausbildung absolvierte er zunächst in Weingarten, Ravensburg, Stuttgart und Ulm; anschließend besuchte er das Kadettenhaus Oranienstein sowie die Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde. Sproesser trat am 23. März 1889 in das Grenadier-Regiment "König Karl" Nr. 123 ein. Von 1890 bis 1899 diente er im Grenadier-Regiment "Königin Olga" Nr. 119. 1890 erfolgte die Beförderung zum Sekondlieutenant, im Jahr 1898 wurde Sproesser zum Premierlieutenant ernannt. Zwischen 1899 und 1901 leistete er im Infanterie-Regiment Nr. 180 Dienst. 1901 wurde Sproesser zur Ostasiatischen Besatzungsbrigade entsandt. Dort diente er bis 1904 sowohl beim Stab als auch in der Maschinengewehr-Abteilung des 2. Ostasiatischen Infanterie-Regiments. Nach seiner Rückkehr nach Württemberg wurde Sproesser wiederum dem Grenadier-Regiment "König Karl" Nr. 123 zugewiesen. 1906 erfolgte die Beförderung zum Hauptmann sowie die Versetzung zum Infanterie-Regiment Nr. 125, in dem Sproesser die Funktion eines Kompaniechefs wahrnahm. Am 2. August 1914 zog Sproesser mit dem Infanterie-Regiment Nr. 125 ins Feld. Bereits nach wenigen Kriegswochen wurde er zum Major befördert und trat an die Spitze des 2. Bataillons des Regiments. Als ab Oktober 1915 die Württembergische Schneeschuh-Kompanie zum Gebirgs-Bataillon formiert wurde, übernahm Sproesser die Führung dieser Einheit. Er befehligte das Bataillon in zahlreichen Kämpfen, u.a. in den Vogesen, in Rumänien und in Italien. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen Sproessers und seiner Formation in der 12. Isonzo-Schlacht im Okt./Nov. 1917. Beim Angriff der Mittelmächte gegen das Königreich Italien am oberen Isonzo gelang den württembergischen Gebirgsschützen u.a. der Durchbruch durch die italienischen Stellungen am Kolovratrücken sowie die Einnahme des Monte Matajur. Kurz nach der Umwandlung des Württembergischen Gebirgs-Bataillons in ein Gebirgs-Regiment (03.05.1918) erlitt Sproesser am 27. Mai 1918 beim Angriff auf den "Chemin des Dames" schwerste Verletzungen an der linken Hand und am Oberarm, die nicht mehr vollständig verheilten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs diente Sproesser bis zum April 1919 im Grenadier-Regiment Nr. 119. Anschließend wirkte er im Württembergischen Kriegsministerium (Kriegsarchiv I; bis Juni 1919) sowie im sog. "Übergangsheer". Sproesser wurde in die Reichswehr übernommen und gehörte dieser bis zum 31. März 1925 an. Er wurde im Dienstgrad eines Generalmajors verabschiedet. Nach seiner Pensionierung veröffentlichte Sproesser mehrere Zeitungsartikel sowie zwei militärhistorische Werke, in denen er die Leistungen des von ihm geführten Württembergischen Gebirgs-Bataillons während des Ersten Weltkrieges herausstellte. In der kurzen Abhandlung "Die 12te Isonzo-Schlacht" aus dem Jahr 1926 kritisierte er die Darstellung der Kampfhandlungen des Herbsts 1917 in dem von General Konrad Krafft von Dellmensingen verfassten Buch "Der Durchbruch am Isonzo", das kurz zuvor in der Reihe "Schlachten des Weltkriegs" publiziert worden war. Im Jahr 1933 erschien in der Reihe "Die württembergischen Regimenter im Weltkrieg 1914-1918" der von Sproesser bearbeitete Band "Geschichte der württembergischen Gebirgsschützen", an dessen Niederschrift mehrere ehemalige Kameraden des Gebirgs-Bataillons mitgewirkt haben. Sproesser wurde vielfach ausgezeichnet; unter anderem erhielt er für seine Verdienste in der Isonzo-Schlacht 1917 den höchsten preußischen Orden "Pour le Mérite". Sproesser blieb bis zu seinem Tod Mitglied etlicher Offiziersvereinigungen. Theodor Sproesser verstarb am 8. Februar 1933.
2. Zum Nachlass Theodor Sproessers: Im Nachlass befinden sich mehrere Manuskripte und Berichte Sproessers, die seine Kriegserlebnisse widerspiegeln, aber auch militärische Originaldokumente. Ebenso sind Briefe des Majors Ludwig von Breuning (vgl. M 660/006) enthalten, der das Württembergische Gebirgs-Bataillon in der Zeit von März bis Mitte Mai 1918 in Stellvertretung Sproessers führte. Nach Sproessers Tod wurden Teile des vorliegenden Nachlasses am 1. Juli 1937 dem Heeresarchiv Stuttgart übergeben. Die Übermittlung weiteren Materials fand im Frühjahr 1941 statt. Eine erste Verzeichnung der Unterlagen erfolgte durch Dr. Erich Ruoff im Oktober 1941. Der Bestand wurde im August 2010 von der Anwärterin Jana Stiller unter Anleitung von Dr. Wolfgang Mährle neu erschlossen. Der Umfang des Bestandes beträgt 8 Büschel (0,1 lfd. m.).
3. Quellen- und Literaturhinweise: a) Quellen: - Personalakte: M 430/2_Bü 2061; - Materialsammlung zur Biografie: M 743/2_Bü 503; - Fotografien: M 707 Nr. 1349, M 703_R190N13, M 703_R632N4; - Nachruf: Schwäbischer Merkur, Jahrgang 1933, Nr. 33, Seite 5. b) Werke von Theodor Sproesser: - Sproesser, Theodor: Württembergische Jäger. Festschrift zur 2. Landeszusammenkunft der ehemaligen Württembergischen Gebirgsschützen in Isny am 1. Okt. 1922, Stuttgart 1922; - Sproesser, Theodor: Die 12te Isonzo-Schlacht, 24.-27.10.1917. Nur den Mitkämpfern und dem Reichsarchiv gewidmet, Stuttgart 1926; - Sproesser, Theodor: Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen. Württembergische Schneeschuh-Kompagnie Nr. 1, Württembergische Gebirgs-Kompagnie Nr. 1, Württembergisches Gebirgs-Bataillon, Württembergisches Gebirgs-Regiment, Stuttgart 1933. (= Die württembergischen Regimenter im Weltkrieg 1914-1918, Bd. 49). c) Weitere Literatur: - Krafft von Dellmensingen, Konrad: Der Durchbruch am Isonzo, 2 Teile, Oldenburg/Berlin 1926. - Mährle, Wolfgang: Erwin Rommel und das Württembergische Gebirgsbataillon in der 12. Isonzo-Schlacht - Wahrnehmung und Deutung eines militärischen Erfolgs, in: Erwin Rommel. Geschichte und Mythos, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Verb. mit der Landeshauptstadt Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen 2009 (= Stuttgarter Symposion, Schriftenreihe; Bd. 13), S. 17-53, 206-216. - Rommel, Erwin: Infanterie greift an. Erlebnis und Erfahrung, Potsdam 1937. Stuttgart, im August 2010 Dr. Wolfgang Mährle Jana Stiller
- Bestandssignatur
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/042
- Umfang
-
8 Büschel (0,1 lfd. m)
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
-
1895-1941
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1895-1941