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Zur Wirtschaftspolitik: Strukturreformen auch in Deutschland erforderlich
Die günstige konjunkturelle Lage in Deutschland scheint der Wirtschaftspolitik den Blick auf die mittel- bis langfristigen Probleme zu verstellen. Im Bereich der Finanzpolitik liegt der Fokus derzeit auf der Ausweitung von Sozialleistungen. Wachstumsfreundliche Maßnahmen stehen hinten an. Zwar plant die neue Koalition zu-sätzliche investive Ausgaben, die grundsätzlich das Produktionspotenzial erhöhen könnten. Aber die konsum-tiven Ausgaben stehen eindeutig im Vordergrund. Das wichtige Thema der Bund-Länder-Finanzbeziehungen wird auf die lange Bank geschoben, obwohl das Auslaufen der aktuellen Regeln Dringlichkeit gebietet und die Anreizprobleme des aktuellen Länderfinanzausgleichs offenkundig sind. Letztere könnten durch eine höhere Steuerautonomie der Bundesländer, etwa durch Zuschlagsrechte bei der Einkommensteuer, abgemildert werden. Im Bereich der Geldpolitik besteht derzeit die Gefahr, dass das mittelfristige Inflationsziel unterschritten wird. Es gibt zwar noch einige geldpolitische Instrumente, die für zusätzliche Liquiditätsbereitstellung genutzt werden könnten. Allerdings ist die Wirkung der Maßnahmen durch Probleme im Bankensektor derzeit gestört. Deshalb hat der im Jahr 2014 anstehende Stresstest eine hohe Bedeutung für die Wiederherstellung des Vertrau-ens im Bankensektor. Die Bankenunion sollte beherzt vollendet und nicht durch immer weitere Abstriche in ihrer Wirkung gefährdet werden. Die Europäische Kommission untersucht, ob der hohe deutsche Leistungsbilanzüberschuss auf ein gesamt-wirtschaftliches Ungleichgewicht hinweist. Gegenwärtig gibt es allerdings kaum Anzeichen dafür, dass die ge-samtwirtschaftliche Lage in Deutschland ungleichgewichtig ist. Der Leistungsbilanzüberschuss erklärt sich da-raus, dass in einer alternden Gesellschaft wie der deutschen viel gespart wird und auch wegen der in Zukunft zu erwartenden Knappheit des Faktors Arbeit nicht genug rentierliche Investitionsprojekte im Land zu finden sind. Aus dieser Perspektive steht die Wirtschaftspolitik vor zwei Aufgaben: zum einen, die Risiken ungleichgewichtiger wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland für die Zukunft zu senken, um deutsche Anlagen vor Wertverlusten zu schützen. Zum anderen würde eine erfolgreiche Zuwanderungs- und Integrationspolitik über bessere langfristige Wachstumsperspektiven auch die Attraktivität von Investitionen im Inland erhöhen.
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Journal: Konjunktur aktuell ; ISSN: 2195-8319 ; Volume: 2 ; Year: 2014 ; Issue: 1 ; Pages: 41-54 ; Halle (Saale): Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
- Klassifikation
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Wirtschaft
General Aggregative Models: Forecasting and Simulation: Models and Applications
Macroeconomics: Consumption, Saving, Production, Employment, and Investment: Forecasting and Simulation: Models and Applications
Prices, Business Fluctuations, and Cycles: Forecasting and Simulation: Models and Applications
Monetary Policy, Central Banking, and the Supply of Money and Credit: General
Macroeconomic Policy, Macroeconomic Aspects of Public Finance, and General Outlook: General
- Thema
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Wirtschaftspolitik
Finanzpolitik
Geldpolitik
Eurokrise
Griechenland
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Holtemöller, Oliver
Altemeyer-Bartscher, Martin
Knedlik, Tobias
Lindner, Axel
Zeddies, Götz
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
- (wo)
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Halle (Saale)
- (wann)
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2014
- Handle
- Letzte Aktualisierung
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10.03.2025, 11:41 MEZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Artikel
Beteiligte
- Holtemöller, Oliver
- Altemeyer-Bartscher, Martin
- Knedlik, Tobias
- Lindner, Axel
- Zeddies, Götz
- Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
Entstanden
- 2014