Bestand

Kaldenkirchen (Bestand)

VorwortDie Akten des Stadtarchivs Kaldenkirchen gelangten seit 1955 in mehreren Ablieferungen als Depositum in das Kreisarchiv. Zum Zeitpunkt der abschließenden Verzeichnung durch Kreisarchivamtsrätin Vera Meyer-Rogmann in den Jahren 2003 und 2004 umfasst der Bestand ca. 2500 Nummern, die sich auf vier Registraturschichten verteilen. Die ältesten Akten sind ohne Aktenplan entstanden; erst seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts lässt sich eine Systematik erkennen. Unter Bürgermeister Johannes Bertges (1872- 1894) wurde ein Repertorium angelegt, das die Akten in die vier Abteilungen „Verwaltung“, „Steuern“, „Polizei“ und „Militaria“ einteilte. Jede Abteilung gliederte sich in Fächer, die wiederum mit Buchstaben bezeichnete Generalakten bzw. mit Zahlen bezeichnete Spezialakten enthielten (StA Kaldenkirchen Nr. 2008). Die Handhabung dieses relativ komplizierten Registraturschemas wurde zusätzlich durch die Tatsache erschwert, dass später neue Aktentitel in das System eingefügt werden mussten, obwohl man keine Fächer freigelassen hatte. So lagen zum Beispiel in Abteilung I Fach 15 die Akten „Post-, Eisenbahn- und Telegraphenwesen“ zusammen mit den Akten „Beamte, Invaliden, Pensionäre“, nur unterschieden durch die Buchstaben „A“ und „B“. Bürgermeister Bernhard Lappe, der 1895 für fünf Jahre die Amtsgeschäfte in Kaldenkirchen übernahm, äußerte sich 1896 folgendermaßen: „Die bis zum Unterzeichneten Dienstantritt am 11. Juni 1895 geführte Registratur erwies sich so unvollständig und ungenügend und in ihrer Einrichtung so unzweckmäßig, daß dieselbe, so wie ich sie damals vorfand, reponirt werden mußte. Es wurde an deren Stelle eine neue Registratur unter Zugrundelegung des Mascher’schen Registratur-Planes angelegt...“ (StA Kaldenkirchen Nr. 2490). Das neue System kam mit nur drei Abteilungen „Kommunalangelegenheiten“, „Polizeiwesen“ und „Allgemeine Staats-, Provinzial-, Bezirks- und Kreisverwaltungsangelegenheiten“ aus; statt zuvor 43 gab es jetzt nur noch 35 Fächer. Auch diese Neuorganisation bewährte sich nicht. Ein knappes Jahr nach dem Amtsantritt von Bürgermeister Moritz Peters (1899-1923) suchte die Stadtverwaltung per Anzeige „einen umsichtigen und erfahrenen Registrator, welcher die vorhandene alte Registratur gründlich sichtet und daraus genau nach dem Hagedom’schen Registratur-Plane eine neue anlegen kann“ (StA Kaldenkirchen Nr. 104). Die Wahl fiel auf Fr. Klausen, der sich seit 1893 ausschließlich der Neuanlage von Registraturen widmete und zuvor 13 Jahre lang in der Verwaltung tätig gewesen war. Er konnte vorzügliche Referenzen u. a. des Landratsamtes sowie der Bürgermeisterei Euskirchen vorweisen, hatte auch in Lehrte, Boppard, Cronenberg und Schelsen gearbeitet. Zum Hagedom’schen Plan meinte Klausen, dass sich danach „eine übersichtliche Registratur nicht aufstellen läßt; ich habe mir vielmehr in der langen Zeit einen anerkannt übersichtlicheren Plan zusammengestellt, welcher sich naturgemäß an den Hagedom’schen anschließt, jedoch die Mängel des Letzteren vermeiden läßt“. Bürgermeister Peters war mit Klausens Arbeitsmoral nicht zufrieden. Nachdem er am 16.1.1901 die sofortige Wiederaufnahme undbaldige Vollendung der Registraturarbeiten angemahnt hatte, wurde er am folgenden Tag deutlicher: „Mein Schreiben vom gestrigen Tage ... haben Sie unbeachtet gelassen und die Vollendung der von Ihnen in Angriff genommenen Arbeiten ohne Grund in die Länge gezogen. Sowohl das hiesige Amt leidet unter der Unregelmäßigkeit Ihrer Arbeit wie auch wird durch Ihr Benehmen in der Öffentlichkeit und Ihr dauerndes Ruhenlassen der Arbeit eine ungünstige Beurtheilung der hier vor sich gehenden Geschäfte hervorgerufen. Ich ersuche Sie nunmehr zum letzten Male, morgen früh pünktlich die Arbeit wieder aufzunehmen. Sollten Sie auch dieses Ersuchen unbeachtet lassen, so nehme ich an, daß Sie die Wiederaufnahme Ihrer Thätigkeit absichtlich verweigern.Alsdann verzichte ich auf jede weitere Thätigkeit Ihrerseits auf hiesigem Amte.“ Wie dieser Konflikt beendet wurde, ist den Akten nicht zu entnehmen. Der Klausen’sche Aktenplan (StA Kaldenkirchen Nr. 2203) mit 12 Abteilungen und 98 Fächern war jedenfalls so brauchbar, dass er bis 1939 benutzt wurde. Von 1940 bis zur Kommunalen Neugliederung arbeitete die Verwaltung mit dem Aktenplan der Firma F. Soennecken, Bonn, der auf dem Dezimalsystem aufbaut (StA Kaldenkirchen Nr. 2198). Die in diesem Findbuch vorliegende Klassifikation beruht im Wesentlichen auf den Vorgaben des bisherigen Findbuchs, das 1972/73 von Hans Kaiser erstellt worden ist.Der Erhaltungszustand der Akten ist im allgemeinen gut. Einige fadengeheftete Akten des 19. Jahrhunderts haben darunter gelitten, dass bei der Neuordnung der Registratur Bindungen aufgeschnitten wurden, um Einzelschriftstücke zu entnehmen. Vorgänge aus der Zeit nach 1918 liegen zum Teil lose in den Akten. Nahezu alle Aktenschwänze wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt entfernt, gelegentlich auch mit Gewalt herausgerissen. Nur ganz wenige Akten zeigen Feuchtigkeitsschäden oder Mäusefraß.Zum Inhalt der Akten ist anzumerken, dass die Überlieferung erfreulich vollständig ist. Nach Fertigstellung des Findbuchs konnten glücklicherweise die fehlenden Ratsprotokolle der Jahre 1898 - 1909, 1923 - 1935 und 1935 - 1944 aus dem Zwischenarchiv der Stadt Nettetal übernommen werden (Nr. 2512 - 2514), außerdem die Bauerlaubnisregister von 1894 bis 1955 (Nr. 2515, 2518 - 2519). Aufgrund einer Personalunion mit Bracht in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts enthalten die Akten bis 1859 auch Brachter Betreffe. Am 1.4.1936 wurde Kaldenkirchen mit Leuth zu einem Amt zusammengeschlossen, so dass Leuther Archivalien für den Zeitraum 1936 - 1945 im Stadtarchiv Kaldenkirchen zu suchen sind. Literaturhinweis:Leo Peters, Geschichte der Stadt Kaldenkirchen, 2 Teile, Kleve 1998

Bestandssignatur
D 3

Kontext
Kreisarchiv Viersen (Archivtektonik) >> D Nettetal
Verwandte Bestände und Literatur
Leo Peters, Geschichte der Stadt Kaldenkirchen, 2 Bde, Kleve 1998

Bestandslaufzeit
1671-1970

Weitere Objektseiten
Geliefert über
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Kreisarchiv Viersen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1671-1970

Ähnliche Objekte (12)