Bestand
Spezial-Kirchen und -Schulkommission (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Behördengeschichte:
"Zu den Land-Schulen in Ostpreussen rechnet man nicht bloß diejenigen die auf den Dörfern existiren, sondern auch die Kleinen Schulen in den Städten ( ) Ueber diese Schulen haben zunächst die Prediger und Inspectores die Aufsicht; die Oberaufsicht aber führet die Special-Kirchen- und Schulen-Commission ( ) mit dem Unterschiede, daß die Kirchen-Schulen zum Ressort des Consistorii gehören." (XX. HA Etatsministerium, Schulsachen, Tit. 42a, Nr. 50a)
Diese von der Spezial-Kirchen- und Schulkommission selbst verfasste Aufgabenbeschreibung aus einem Gutachten zum Landschulwesen in Ostpreußen verweist auf die Sonderrolle dieser Provinz in der Schulverwaltung des Königreichs Preußen: dem 1787 als oberste Schulaufsichtsbehörde eingerichteten Oberschulkollegium waren in den Provinzen die jeweiligen Konsistorien nachgeordnet, in deren Aufgabenbereich sich der zeitgenössisch enge Konnex schulischer und kirchlicher Angelegenheiten niederschlug. Nur in der Provinz Ostpreußen gab es mit dem genannten Kollegium eine zusätzliche Behörde, die ihr Augenmerk besonders auf die Schulen in adligen und städtischen Patronaten sowie kleinere Stadtschulen richtete. Das eingangs erwähnte Gutachten nennt für 1788 ohne Berücksichtigung der Stadt Königsberg 1.846 solcher Bildungseinrichtungen für die Provinz Ostpreußen, davon 630 dem Adel zuzurechnen.
Die Gründung dieser Behörde fällt in das Jahr 1733 und steht in Zusammenhang mit den Principia Regulatoris Friedrich Wilhelms I. von 1736, mit denen der preußische König die allgemeine Schulpflicht und eine einheitliche Festlegung der Schulunterhaltungspflicht befördern wollte. Diese galten für das gesamte Königreich, doch stand das Landschulwesen Ostpreußens unter besonderer Kritik wegen der im Vergleich geringen Zahl an Schulen, der ungenügenden baulichen Zustände und schlechten Entlohnung des Lehrpersonals, was wiederrum für eine mangelnde Qualität des Unterrichts sorgte. Hier sollte die gesonderte Kommission zusätzliche Abhilfe schaffen, gerade auch im Hinblick auf die nicht im direkten staatlichen Zugriff stehenden Patronatsschulen. Mit dem im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen 1808 begründeten Innenministerium und seiner Sektion für Kultus und Unterricht wurde die Schulverwaltung auf neue Grundlagen gestellt und die Spezialkommission aufgelöst.
Die vorliegenden Archivalien beschränken sich auf Gebiete des späteren Regierungsbezirks Marienwerder und beschreiben ein Territorium, das wechselnd zu Ost- wie zu Westpreußen gehörte (vgl. Bestandsgeschichte).
Bestandsgeschichte:
Bereits im Staatsarchiv Königsberg gab es unter der Repositurnummer 69 einen Bestand zur Spezial-Kirchen- und Schulkommission, über das ein im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK) erhaltenes Altfindmittel (Bestellsignatur: Altfindmittel, Nr. 1437) Auskunft geben kann: danach umfasste die Überlieferung 41 Bände aus den Jahren 1676 - 1804, 16 dieser Bände geben als Altsignatur die Abteilung 42a Schulsachen des Etatsministeriums an und sind damit in Königsberg wohl aus diesem Bestand nachträglich herausgelöst worden. Die aufgeführten Archivalien stimmen mit dem aktuell im GStA PK unter der Bestandssignatur XX. HA, Rep. 69 Spezial-Kirchen- und Schulkommission vorhandenen Bestand nicht überein, ihr Verbleib ist unbekannt. Im Verzeichnis der Bestände des Archivlagers Göttingen wird lediglich das erwähnte Findmittel aufgeführt.
Die in der vorliegenden Verzeichnung erfassten Archivalien tauchen auf in einem 1949/1951 im Archivlager Goßlar erstellten "Verzeichnis von Akten des Staatsarchivs Danzig", in dem verschiedene Restbestände erfasst sind, die in den letzten Kriegsjahren aus dem Danziger Archiv ausgelagert und schließlich mit weiteren Archivbeständen ost- und westpreußischer Archive in einem Bergwerk bei Grasleben untergebracht wurden. Aus dem nach Kriegsende unter britischer Militärverwaltung stehenden Bergwerk gelangte ein Teil dieser Bestände zunächst nach Goßlar und von dort weiter in das Staatliche Archivlager Göttingen, bis die Archivalien 1978 an das GStA PK abgegeben wurden.
Die Aufteilung der Akten der Spezial-Kirchen- und Schulkommission zwischen den Staatsarchiven Königsberg und Danzig hat seinen Grund in der wechselnden Zugehörigkeit von Teilen des späteren Regierungsbezirks Marienwerder, auf den sich die vorliegenden Archivalien beziehen. Ursprünglich zu Ostpreußen gehörend, kam das Gebiet 1772 zur neu gebildeten Provinz Westpreußen. Nach Inkrafttreten des Versailler Vertrags 1919 und der Abtretung großer Teile Westpreußens an Polen hatte sich eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung im Regierungsbezirk Marienwerder für den Verbleib im Deutschen Reich ausgesprochen; das Gebiet wurde daraufhin als Regierungsbezirk Westpreußen' wieder in die Provinz Ostpreußen eingegliedert. Aus der Laufzeit der im GStA PK vorhandenen Archivalien (1743-1804) lässt sich ablesen, dass die ja eigentlich nur für die Provinz Ostpreußen zuständige Kommission ihre Arbeit auch in dem dann westpreußischen Territorium weiterführte; die dazu angelegten Akten scheinen nach Auflösung der Behörde an das Danziger Staatsarchiv abgegeben worden zu sein.
Formalangaben:
Letzte vergebene Nummer*: 35
(* bei Signierung nach nc)
Umfang (in laufenden Metern): 0,2 lfm
Gesamtlaufzeit des Bestandes: 1743 - 1804
Lagerungsort : Magazin Dahlem
Die Akten sind auf rosa Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
XX. HA, Rep. 69, Nr. ##
Zitierweise:
XX. HA, Rep. 69 Spezial-Kirchen- und Schulkommission, Nr. ##
Berlin, 8. Februar 2021
Dr. Susanne Brockfeld,
Sachgebiet II 2.1
Zitierweise: GStA PK, XX. HA, Rep. 69
- Reference number of holding
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Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XX. HA, Rep. 69
- Extent
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Umfang: 0,2 lfm (34 VE); 0,2 lfm (34 VE)
- Language of the material
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deutsch
- Context
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Tektonik >> TERRITORIALÜBERLIEFERUNGEN, PROVINZIAL- UND LOKALBEHÖRDEN >> Preußenland / Ostpreußen >> Überlieferung der im 18. Jh. neu eingerichteten Verwaltungsbehörden (einschließlich Neuostpreußen)
- Date of creation of holding
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Laufzeit: 1744 - 1804
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
28.03.2023, 8:52 AM CEST
Data provider
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- Laufzeit: 1744 - 1804