D.Egg Hofesarchiv Eggert-Schmiemann

Bestandsbeschreibung: Der Hof Schmiemann in der Bauerschaft Mecklenbeck bei Münster, heute Eggert, gehört zu den ältesten Höfen in Mecklenbeck; Schmiemann ( "Smydinch") wird neben Bennemann ("Benninch") erstmalig im 14. Jahrhundert genannt; beide Höfe sind aber vermutlich schon im 10. Jahrhundert entstanden. 1)
Schmiemann ist, wie fast alle Bauern in Mecklenbeck, Grundhöriger des Domkapitels; er zahlt direkt an die Domkellnerei in Münster, die die domkapitularischen Gelder verwaltet und darüber quittiert (s. Anhang). Grundhörigkeit bedeutet, dass man neben den Leistungen und Abgaben wie Pacht, Dienstgeld, Spanndienste, Auffahrtsgeld und Weinkauf auch eingeschränkt ist in seiner Freiheit. So braucht man eine Genehmigung für eine Heirat oder muss einen Freibrief kaufen, will man auf den Hof eines anderen Grundherren heiraten. Der Grundherr hat auch ein Mitspracherecht bei der Hofübergabe an eines der Kinder. Beim Tod eines Bauern oder dessen Frau muss Sterbegeld gezahlt werden. Um die Höhe zu bestimmen, wird das gesamte bewegliche Inventar erfasst; Vieh, Möbel, Hausgeräte, alles wird genau mit dem Geldwert aufgeschrieben. Das Sterbegeld beträgt die Hälfte des ermittelten Wertes (s. Anh.).
Eine weitere Abgabe ist der Zehnte, der direkt an die Kirche bezahlt wird. Der zehnte Teil aller Einnahmen geht an den Archidiakon, der "blutige Zehnte" (das Vieh betreffend) geht noch im 18. Jh. traditionell an den Altar der Hl. Catharina im Dom zu Münster. Der Hof Schmiemann gehört zum Kirchspiel St. Lamberti, das dem Archidiakonat auf'm Drein, in Personalunion mit dem Propst v. St. Martini, verbunden ist. 2) An den Diakon, dem Vertreter des Bischofs, und auch an den Küster von St. Lamberti müssen Abgaben, die später abgelöst werden, entrichtet werden (s. Anh.).

Der Einsatz neuer Maschinen und Techniken zur Erleichterung der täglichen Arbeit, Kassenbücher und komplette Rechnungssammlungen für einzelne Jahre zwischen 1906 bis 1931 geben einen Eindruck des Wandels auf dem Hof in Richtung moderne Landwirtschaft.
Im Jahr 1814 beginnt wegen des Baus eines neuen Verkehrsmittels, der Eisenbahn von Venlo nach Hamburg, für Eggert ein reger Schriftverkehr, da er gezwungen ist, Grundstücke abzugeben. Er kämpft um angemessene Entschädigungsleistungen, da seine Grundstücke wegen Durchschneidung entwertet werden, er Umwege fahren muss oder sich seine Arbeitszeit durch Warten am Bahnübergang verlängert (vgl. Abschnitt 3. Bahn).

Ende März 2012 erhielt ich die Unterlagen des Hofes Schmiemann/Eggert, überbracht durch Frau Damwerth. Die Dokumente hatten den Umfang von einem großen Karton. Sie wurden von mir im LWL-Archivamt verzeichnet und nach Entfernung von Metallklammern in 55 Mappen und 2 Archivkartons aus säurefreiem Material verpackt und zurückgegeben. Es wurden insgesamt 870 Schriftstücke gelesen, geordnet, beschrieben und zu 147 Nummern zusammengefasst. Die Originalarchivalien stammten aus dem 19. Jh. und später; es lagen lediglich einige Kopien älterer, interessanter Dokumente bei. Diese sind in einem Anhang berücksichtigt. Für eine gründlichere Erforschung der Hofes- und Familiengeschichte gäbe es noch vieles in den Archiven der Domkellnerei zu entdecken.
Der Bestand befindet sich im Besitz des ehemaligen Hofinhabers
Alfons Eggert
Schlautstiege 46
48163 Münster.
Er ist zu zitieren: Hofesarchiv Eggert (Schmiemann), Akte...

Münster, im Juli 2012

Maria Gerbert




1) Pötter, Karlheinz: Mecklenbeck. Von der Bauerschaft zum Stadtteil. Regensberg Münster 1979 S. 21f.
2) Ders., S. 78.
3 Siuts, Hinrich: Bäuerliche und handwerkliche Arbeitsgeräte in Westfalen. Aschendorff Münster 1982.
4) Von Hagen, Hermine u. Dr. H.-J. Behr: Bilderbogen der westfälischen Bauerngeschichte. Von den Anfängen bis zur Revolution. Bd. I. Landwirtschaftsverlag Münster - Hiltrup 1987

D.Egg

Signatur
Westfälische Hofes- und Familienarchive, D.Egg

Kontext
Westfälische Hofes- und Familienarchive (Archivtektonik) >> Münster

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Letzte Aktualisierung
19.03.2020, 09:23 MEZ

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