Fabrik
Kleinmotorenfabrik; Berlin, Mitte
Die 1910-13 von Peter Behrens in mehreren Abschnitten erbaute Kleinmotorenfabrik (Abb. 7) ist mit ihrer 189 m langen Straßenfassade das anspruchsvollste und eindrucksvollste Gebäude des Fabrikgeländes. (1) Um durchlaufende Fabrikräume für die Fertigung von Elektromotoren zu erhalten, wurde an der Voltastraße eine ungewöhnlich lange Stockwerksfabrik geschaffen, an die sich, dem Grundrissschema der Alten Fabrik für Bahnmaterial folgend, rechtwinklig zwei breite Hofflügel anschließen. Die zukunftsweisende Technik, die moderne Welt der Elektrizität wird nicht durch bildhafte Zeichen repräsentiert, wie sie noch am Beamtentor zu sehen sind, sondern durch eine monumentale Architektur von überwältigender innerer Kraft. Behrens erreichte dies, indem er Elemente der klassischen antiken Baukunst zu schmucklosen archetypischen Formen vereinfachte. Die Straßenfront wird durch mächtige halbrunde Wandvorlagen aus rotvioletten, bläulich schimmernden Klinkern gegliedert, die ohne Sockel oder Basis unmittelbar aus der Straße aufwachsen und über vier Geschosse aufragen. Die zurückgesetzten Wandfelder sind nahezu vollständig verglast, sieht man von schmalen verputzten Brüstungsflächen ab. Über dem kräftigen, kaum profilierten Gebälk steigt das Mansarddach auf, dessen voll ausgebaute Geschosse von Dachflächenfenstern belichtet werden. Trotz der unübersehbaren Länge wirkt die Straßenfront nicht monoton und langweilig, weil sie durch pfeilerartige Wandstreifen in vier Abschnitte zu jeweils sieben Halbsäulen unterteilt wird. Hinter den Wandfeldern in den Gebäudeecken, durchbrochen mit hochrechteckigen Fenstern, verbergen sich Treppenhäuser. Die weniger repräsentativen Hoffassaden gleichen den Seitentrakten der Hochspannungsfabrik. Der innovativen architektonischen Gestaltung entspricht die moderne Stahlskelettkonstruktion des Gebäudes.° ________________° 1) Mannheimer 1911, S. 123, 125, 128, 134-136; Pallmann, Kurt: Neuzeitlicher Backsteinbau. in: Deutsche Bauhütte 16 (1912), S. 210-212; Franz, Wilhelm: Die Kleinmotorenfabrik der AEG. in: Werkstättenbau 6 (1912), S. 141 ff.; Hoeber 1913, S. 140-145; Mannheimer 1913, S. 37, 40; Koeppen, Walter: Industriebauten in Groß-Berlin. in: Der Neubau 6 (1924), S. 192-193; Cremers 1928, S. 9-10, Tafeln 30-31; Hirschberg 1929/30, S. 41; BusB IX, S. 54-55, 97; Buddensieg 1975, S. 287-290, 299; Kadatz, Hans-Joachim: Peter Behrens. Leipzig 1977, S. 42-43; Buddensieg/Rogge 1979, S. 34, D 50-63; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 155-156; Windsor 1985, S. 97, 99; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 214-215; Dehio Berlin 2000, S. 478.
- Standort
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Brunnenstraße 111 / Gustav-Meyer-Allee 25 / Voltastraße 5 & 6 / Hussitenstraße, Gesundbrunnen, Mitte, Berlin
- Verwandtes Objekt und Literatur
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Entwurf: Behrens, Peter
- (wann)
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1910-1912
- Letzte Aktualisierung
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04.06.2025, 11:55 MESZ
Datenpartner
Landesdenkmalamt Berlin. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Fabrik
Beteiligte
- Entwurf: Behrens, Peter
Entstanden
- 1910-1912