Monografie

Joseph Joachim (1822-1882) und Helene Raff (1865-1942) Nachlass: Briefe von Carry Brachvogel an Helene Raff - BSB Raffiana VI. Brachvogel, Carry

Die 1864 in München geborene Tochter eines jüdischen Kaufmanns Carry Brachvogel (1864-1942) veröffentlichte 1895 ihren ersten Roman "Alltagsmenschen", worin sie eine junge Frau schildert, die an der traditionellen Rolle als Ehefrau scheitert und eine außereheliche Beziehung pflegt. Mit spitzer Feder trat Brachvogel für die Emanzipation der Frau ein ("Hebbel und die moderne Frau", 1912) und führte in München einen Salon. 1903 trat sie dem Verein für Fraueninteressen bei, in dessen Vorstand sie zehn Jahre später gewählt wurde. Gemeinsam mit der Schriftstellerin Emma Haushofer-Merk (1854-1925) gründete sie 1913 den Verein Münchner Schriftstellerinnen. 1933 wurde der Verein aufgelöst und Brachvogel mit einem Publikationsverbot belegt. Sie starb kurz nach ihrer Deportation ins KZ Theresienstadt 1942. Die in Wiesbaden geborene Malerin und Dichterin Helene Raff (1865-1942) wiederum engagierte sich seit den 1890er-Jahren in der bürgerlichen Frauenbewegung: 1899 trat sie in den Münchner Verein für Fraueninteressen ein, 1913 in den Schriftstellerinnenverein. Neben Angaben zum Wetter gehen die eigenhändigen Briefe an Helene Raff u.a. auf England und seine Regierung ein. In ihrem maschinengedruckten Brief vom 27. Januar 1926 berichtet Brachvogel dann von der erfolgreichen "Ergatterung" von 30 Mark für die "Marlitt-Nichten" beim "Notbund für geistige Arbeiter": "Ich könnte ihnen nun ev. von unsrem Fonds noch etwas schicken, halte es aber für besser, es erst in etwa vier Wochen zu tun. Beim 'Notbund' darf man nemlich nur alle sechs Wochen kommen, und auch dann kann ich nicht jedesmal 30. Mark herausschinden, weil der Ansuchen so viele sind." Bei den "Marlitt-Nichten" handelt es sich um Nichten der Schriftstellerin Eugenie Marlitt (1825-1887), Bestsellerautorin der Familienzeitschrift "Die Gartenlaube". // Autor: Peter Czoik // Datum: 2019
Englische Version: Carry Brachvogel (1864-1942), born in Munich as the daughter of a Jewish banker, publishes her first novel "Alltagsmenschen" (Everyday People) in 1895, which describes the fate of a young woman who fails in her traditional role as a wife and has an extramarital relationship. In the "Hebbel und die moderne Frau" (Hebbel and the modern woman - 1912) lecture she held there, she substantiates her demand for a new self-image for women. Together with Emma Haushofer-Merk (1854-1925) she founds the Münchner Schriftstellerinnen-Verein in 1913.In 1933 the association is dissolved and Brachvogel is banned from publishing.She died shortly after her deportation to the Theresienstadt concentration camp in 1942. The painter and poet Helene Raff (1865-1942), who was born in Wiesbaden, had been involved in the bourgeois women's movement since the 1890s; she joined the Verein für Fraueninteressen founded in Munich (1894) in 1899 and the female writers' association in 1913. From the very beginning, her works have focused on the transformation of the role of women in the present. In addition to information about the weather, the personal letters to Helene Raff also deal with England and its government. In her machine-printed letter dated 27 January 1926, Brachvogel then reports on the successful "seizure" of 30 marks for the "Marlitt nieces" at the "Notbund für geistige Arbeiter" (Aid association for intellectual workers): "I could now possibly send them something from our fund but I think it would be better to do it in about four weeks. You can approach the 'aid association' only every six weeks, and even then I can't get 30 marks every time because there are so many applications." The "Marlitt nieces" are nieces of the writer Eugenie Marlitt (1825-1887), best-selling author of the family magazine "Die Gartenlaube". // Autor: Peter Czoik // Datum: 2019

Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Sprache
Deutsch
Umfang
5 Briefe
Anmerkungen
Kurzaufnahme einer Handschrift
Identifier
BSB-Hss Raffiana VI. Brachvogel, Carry
Standort
München, Bayerische Staatsbibliothek -- Raffiana VI. Brachvogel, Carry

Reihe
Nachlass von Joseph Joachim Raff (1822-1882) und Helene Raff (Tochter, 1865-1942) - BSB Raffiana; VI. Brachvogel, Carry

Thema
Autograf; Handschrift

Beteiligte Personen und Organisationen
Erschienen
München : 1917-1926

URN
urn:nbn:de:bvb:12-bsb00116556-8
Letzte Aktualisierung
16.04.2024, 14:01 MESZ

Beteiligte


Entstanden


  • München : 1917-1926

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