Bestand
Dienststellen und Einheiten des Sanitätswesens der Waffen-SS (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Die ärztliche Behandlung und Betreuung kranker
und verwundeter Angehöriger der Waffen-SS erfolgte seit 1936 in
„SS-eigenen Lazarett-Abteilungen der kasernierten SS". Bei den
SS-Lazaretten unterschied man analog zur Wehrmacht zwischen
Feldlazaretten bei den Brigaden, Divisionen und Korps der
Waffen-SS, die als Bestandteil der Verbände galten,
Ortslazaretten, die durch die Sanitäts-Abteilungen der Truppe
bei Stationierung außerhalb des Heimatgebietes vorübergehend
errichtet wurden, Kriegslazaretten als ortsfeste Einrichtungen
außerhalb des Heimatgebietes, Reservelazaretten im Heimatgebiet
bzw. Lazarett-Abteilungen für die Behandlung spezieller
Verwundungen und Krankheiten, Standortlazaretten an
SS-Standorten, Krankenstuben (Revieren) bei den Einheiten in den
Standorten sowie Genesungsheimen als Kur- und Erholungsstätten
zur Nachbehandlung. Bei der Einlieferung in all diese
Einrichtungen wurde keine Unterscheidung zwischen SS- und
Waffen-SS-Angehörigen gemacht.
Seit 1938
waren von verschiedenen SS-Hauptämtern SS-Erholungsheime
eingerichtet und unterhalten worden, diese dienten Angehörigen
von Allgemeiner SS, Verfügungstruppe und Totenkopfverbänden und
deren Familien als Erholungsstätten. Im Frühjahr/Sommer 1940
wurden dann sechs von diesen der Waffen-SS als „Genesungsheime"
zur Verfügung gestellt, darunter die Heime Karlsbad, Gießhübl
(Sudetenland) und Bayrischzell.
Letzteres
in der Nähe von München gelegene Heim, dessen Überlieferung die
größte Aktenportion im Bestand RS 9 ausmacht, war bei
Kriegsausbruch von der „Gesellschaft zur Förderung und Pflege
deutscher Kulturdenkmäler e.V." dem SS-Sanitätsamt als
SS-Berghaus (100 Betten) zur Verfügung gestellt worden und wurde
durch Unterstellung unter den Korpsarzt der bewaffneten-SS mit
Wirkung vom 16. November 1939 zum ersten Kur- und Erholungsheim
der Waffen-SS. Im Frühjahr 1940 wurde es dann SS-Genesungsheim
und widmete sich der Behandlung von Folgezuständen nach
Verwundungen. Ab Oktober 1942 wurde die Einrichtung, die
ebenfalls das gepachtete Haus „Alpenrose" und weitere
Liegenschaften in Bayrischzell umfasste, wie die übrigen Kur-
und Genesungsheime, zur Vereinheitlichung der in Bezug auf ihren
Zweck zum Teil verwirrenden Bezeichnungen zu SS-Lazaretten oder
(so auch im Falle Bayrischzells) zu SS-Lazarett-Abteilungen.
SS-Lazarette und -Lazarett-Abteilungen, die ärztlich geleitet
und betreut wurden, unterstanden dem SS-Sanitätsamt, solche, die
nicht ärztlicher Leitung unterstanden und nur von Vertragsärzten
versorgt wurden, unterstanden als Fürsorge- und
Versorgungseinrichtungen dem Rasse- und Siedlungs-Hauptamt der
SS (RuSHA-SS). Ebenfalls im Jahr 1942 wurde, um die Heime
zusammenzufassen und eine juristische Person als Vermögensträger
zu schaffen, der Verein „Erholungsheime für naturgemäße Heil-
und Lebensweise e.V." gegründet und dem Amt W VII/SS- RuSHA-SS
unterstellt. In diesen wurden die Einrichtungen eingebracht und
nun von ihm betrieben und bewirtschaftet. Im Sommer 1944 wurde
dann die Handelsgesellschaft „Erholungsheime für naturgemäße
Heil- und Lebensweise GmbH" gegründet und wiederum die
bestehenden Heime hierin eingebracht. Die Gesellschaft sollte in
ein Organverhältnis zur Deutschen Wirtschaftsbetriebe GmbH (DWB)
treten, um die wirtschaftlichen Verluste der SS-Erholungsheime
durch den Gewinn der übrigen Gesellschaften ausgleichen zu
können. Im Oktober 1944 gab es insgesamt 35 Heime mit ca. 1500
Betten.
Verschiedene Quellen sprechen im
Zusammenhang mit Bayrischzell auch vom „SS-Berghaus Sudelfeld" -
diese Bezeichnung taucht auch im amtlichen Schriftgut auf -, wo
sich auch ein Außenlager des KZ Dachau befunden haben soll,
welches Arbeitskräfte u.a. für die Versorgung des Hotels
Alpenrose zur Verfügung gestellt haben soll.
Des Weiteren befindet sich im Bestand Schriftgut der
SS-Korps-Sanitäts-Abteilung 101 bzw. dem Feldlazarett 501. Als
im Juli 1943 das Generalkommando des 1. SS-Panzer-Korps
„Leibstandarte" aufgestellt wurde, wurde ebenso die Aufstellung
entsprechender Sanitätsdienste befohlen. Mit Wirkung vom 4.
Dezember 1943 wurden dann die Sanitätsdienste des
Generalkommandos in SS-Korps-Sanitäts-Abteilung 101 umbenannt.
Am 15. Februar 1944 wurde diese dann nach ihrer Verlegung von
Italien nach Aschel/Belgien durch das Führungshauptamt der SS
(SS-FHA) umgegliedert und in SS-Feldlazarett 501 umbenannt. Am
24. 5. wurde die Einheit der 12. SS-Panzer-Division
„Hitlerjugend" zugeteilt, mit Wirkung vom 25. Juni 1944 schied
sie aus dem Korpsverband aus und wurde Sondertruppe
Reichsführer-SS, blieb aber weiterhin dem Generalkommando 1.
SS-Panzerkorps zugeteilt. Im Juli 1944 war sie 16 Führer, 35
Unterführer, 145 Mannschaften und zusätzlich 26 DRK-Schwestern,
24 ukrainische Helferinnen und 12 russische Hilfswillige
stark.
Ebenfalls befindet sich im Bestand
RS 9 Schriftgut zur SS-Sanitäts-Abteilung 12, welche am 5.
September 1943 in Turnhout/Belgien aufgestellt wurde und der 12.
SS-Panzer-Division „Hitlerjugend" unterstellt war, sowie von der
Sanitäts-Abteilung „Das Reich", aus der im Oktober 1943 die
SS-Sanitäts-Abteilung 2 hervorgegangen war. Auch findet sich
Schriftgut der Zahnstation der SS-Lazarett-Abteilung Würzburg,
die für die zahnärztliche Versorgung zuständig war, im
Bestand.
Bearbeitungshinweis: Die
vorliegenden Akten waren Teil des Sammelbestandes für die
fragmentarische Überlieferung der Waffen-SS, RS 4, gewesen und
lediglich als Kartei erschlossen. Im Zuge der Bearbeitung wurden
diese in einen eigenen Bestand (RS 9/7-19) umsigniert. Die
Archivnummern 1 bis 6 wurden im Zuge der Umsignierung nicht
belegt. Die Altsignaturen wurden übernommen, und die
Laufzeitangaben ggf. konkretisiert. Die Titel wurden überprüft,
wobei einige Akten derart heterogen waren, dass sie als
„Verschiedene Angelegenheiten" tituliert werden mussten, und
ggf. durch Enthält-Vermerke konkretisiert. Die Daten wurden von
Herrn Schmitt im Rahmen eines Praktikums in das
Archivverwaltungssystem des Bundesarchivs BASYS-S 2 eingegeben.
Die Klassifikation des Bestandes wurde auf der Grundlage der
verschiedenen Einheiten bzw. Einrichtungen des Sanitätswesens
der Waffen-SS, deren Schriftgut überliefert wurde, gebildet. Die
Akten wurden außerdem entmetallisiert und in Archivmappen
umgebettet.
Bestandsbeschreibung: Die
Unterlagen wurden im Zuge von Aktenrückgaben aus den USA an die
Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamts
zurückgegeben. Von dort gelangten sie 1968 zum
Bundesarchiv-Militärarchiv.
Inhaltliche
Charakterisierung: Der Bestand RS 9 umfasst insgesamt 13
Aufbewahrungseinheiten. Den Großteil der schriftlichen
Überlieferung machen hierbei die Akten des SS-Genesungsheims
bzw. der SS-Lazarett-Abteilung Bayrischzell aus. Hierbei handelt
es sich um Verwaltungsangelegenheiten, zumeist
Personalangelegenheiten. Von der SS-Sanitäts-Abteilung „Das
Reich" finden sich Wochendienstpläne und im Speziellen
Schriftgut zum Entgiftungs- und Entseuchungszug. Vom
SS-Feldlazarett 501 sind verschiedene Anordnungen und Befehle
des übergeordneten Generalkommando 1. SS-Panzer-Korps
"Leibstandarte SS Adolf Hitler" an das Lazarett überliefert, von
der Zahnstation der SS-Lazarett-Abteilung Würzburg ein Bestell-
und Behandlungsbuch und von der Zahlstelle der
SS-Lazarett-Abteilung Würzburg Schriftgut zu verschiedenen
Verwaltungsangelegenheiten. Aufschlussreich hinsichtlich der
Tätigkeit eines Frontlazaretts bzw. Heeres-Verbands-Platzes
(HVP) ist die Akte RS 9/19, die das Kriegstagebuch mit
Kriegsrangliste, Lageskizzen und Fotografien der zu dieser Zeit
in der Normandie und später in Belgien eingesetzten
SS-Sanitäts-Abteilung 12 (12. SS-Panzerdivision "Hitlerjugend")
vom 6.6. - 15.9.1944 beinhaltet.
Die
Laufzeit der Akten umfasst den Zeitraum 1939-1945, wobei nur die
Akten der SS-Lazarett-Abteilung Bayrischzell die gesamte
Zeitspanne abdecken und der Rest sich im Allgemeinen auf die
Jahre 1942-1944 fokussiert. Insgesamt ist die Überlieferung sehr
bruchstückhaft und heterogen, Akten zu anderen Einrichtungen des
Sanitätswesens der Waffen-SS sind im Bundesarchiv-Militärarchiv
nicht überliefert. Daher sei auf den Nachlass des Dokumentars
der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen
Angehörigen der Waffen-SS e.V." (HIAG), Wolfgang Vopersal, der
eine wichtige Ersatzüberlieferung zur Waffen-SS allgemein
darstellt, ausdrücklich hingewiesen.
Zitierweise: BArch RS
9/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch RS 9
- Umfang
-
14 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Waffen-SS 1939 bis 1945 >> Kommandobehörden, Verbände und Einheiten >> Weitere Einheiten
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Fremde Archive: Militärarchiv Prag (Kriegsarchiv der Waffen-SS)
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Bestände und Akten im Bundesarchiv-Militärarchiv
N 756 Nachlass Wolfgang Vopersal,
N 756/301a-307 Sanitätswesen der Waffen-SS
RS 4 Verbände und Einheiten der Feldformationen der Waffen-SS
RS 4/1612 Sanitätswesen der SS, speziell der LSSAH.- Allgemeine Richtlinien und Einzelfälle, Mai 1935 - Dez.1936
RH 12-23 Heeressanitätsinspektion
RH 12-23/1207 Lazarettraumbeschaffung für die Waffen-SS, 1944-1945
MFB 2 Mikrofilme zum Bestand des Militärarchivs Prag
Bestände und Akten im Bundesarchiv Berlin, Abteilung R
NS 2 Rasse- und Siedlungshauptamt SS
NS 2/261 Anordnungen zum Sanitäts- und Gesundheitswesen in der Wehrmacht und in der Waffen-SS (vorwiegend des Chefs des Wehrmachtsanitätswesen und des Reichsarztes SS), 1942-1943
NS 2/264 SS-Sanitäts- und Gesundheitswesen im SS-Standort Berlin.- Anordnungen, Rundschreiben etc. des SS-Standortarztes der Waffen-SS, Berlin, an die Truppenärzte des SS-Standortes Berlin, 1942-1943
NS 3 SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt
NS 3/499 SS-Erholungsheim in Bad Gastein, Aug. 1944
NS 19 Persönlicher Stab Reichsführer-SS
NS 19/1425 Genesungsheim für Waffen-SS-Angehörige in Urfahrn am Chiemsee, 1940
NS 31 SS-Hauptamt
NS 31/184 SS-Sanitäts- und -Gesundheitswesen.- Befehle, Anordnungen, Rundschreiben, 1934-1942
NS 31/292 SS-Sanitätswesen, 1935-1940
NS 33 SS-Führungshauptamt, hierin: Abteilung D - Sanitätswesen
NS 33/167 Allgemeine Sanitäts- und Gesundheitsbestimmungen.- Befehle, Erlasse, Verfügungen der Amtsgruppe D insbesondere zur Ausbildung von Sanitätspersonal, zum Einsatz weiblichen Personals, sowie zu Maßnahmen bei bestimmten Krankheiten und Seuchen, 1944
Amtliche Druckschriften: RSD 1 Verordnungsblätter der Waffen-SS
Literatur: Fischer, Hubert: Der Sanitätsdienst der Wehrmacht im 2. Weltkrieg (1939-1945).
Eismeerfront, Nordafrika, Italien, Balkan, Landung der Alliierten, Heimatkriegsgebiet, Sanitätsdienste der Kriegsmarine, Luftwaffe, Waffen-SS und ausländischen Freiwilligenverbände, Organisation des Sanitätsdienstes (Der deutsche Sanitätsdienst 1921-1945 Bd. 3, Teil C), Osnabrück 1984.
- Provenienz
-
Sanitätseinrichtungen der Waffen-SS, 1939-1945
- Bestandslaufzeit
-
1939-1945
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Bundesarchivgesetz, Verordnung über die Benutzung von Archivgut beim Bundesarchiv
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Sanitätseinrichtungen der Waffen-SS, 1939-1945
Entstanden
- 1939-1945