Bestand

Freepsumer Meer-Kompanie (Bestand)

Bestandsgeschichte: Innerhalb von 160 Jahren wurde nicht weniger als viermal versucht, den südlich von Freepsum und westlich von Groß Midlum gelegenen Binnensee "Freepsumer Meer" trockenzulegen und ihn in fruchtbaren Boden zu verwandeln. Erstmals wagte sich der Niederländer Claeß Rollwagen im Jahre 1611 an dieses Unternehmen; es war zugleich der erste Versuch der Trockenlegung eines Binnenmeeres in Ostfriesland überhaupt. Ein Vierteljahrhundert später (1637 /1638) scheiterte auch der niederländische Adlige Bernhard Coenders van Helpen an seinem Vorhaben. Einen Erbpachtsvertrag mit der gräflichen Regierung schlossen 1663 der Landrentmeister Warner Conring, der Kommandant der niederländischen Truppen in Emden Wilhelm de Nove und deren Mitinteressenten. In neun Wochen wurde das Meer dank des Einsatzes von Wasserschöpfmühlen leergemahlen, aber schon 1682 mußte das Land wieder aufgegeben werden. Die vom bekannten Landmesser Johann von Honart erstellte Pergamentkarte ist noch heute in Privatbesitz überliefert (Dep. 41, K Nr. 1 und 2). Mehrere Trockenlegungspläne der Folgezeit konnten nicht realisiert werden.
Erst die Interessenten der Freepsumer Meer-Kompanie, die sich im Jahre 1768 zusammenschlossen und 1769 mit der Trockenlegung begannen, hatten schließlich dauerhaften Erfolg, so daß sie das neugewonnene Land im Umfang von 115 Hektar zum 1. Mai 1771 in Erbpacht nehmen konnten. Der hierüber mit der Ostfriesischen Kriegs- und Domänenkammer in Aurich geschlossene Vertrag datiert vom 3. Mai 1771, seine Bestätigung durch Friedrich den Großen vom 31. Juli 1771. Am 12. Februar 1774 konnte das neugewonnene Land unter den Interessenten verteilt, rund 100 Jahre später auch der Erbpachtkanon abgelöst werden.
Trotz etlicher Rückschläge hat das Werk bis heute Bestand. Nicht so die erfolgreiche Freepsumer Meer-Kompanie, denn nachdem sie bereits im Jahre 1974 ihre Verpflichtungen an den I.

Bestandsgeschichte: Entwässerungsverband Emden, Sitz Pewsum, abgetreten hatte, veräußerte sie schließlich 1985 diesem auch unentgeltlich die verbliebenen Grundstücke. Damit endete faktisch die über 200jährige Geschichte der Freepsumer Meer-Kompanie, auch wenn ein förmlicher Auflösungsbeschluß bislang nicht gefaßt wurde.
Die Familie v. Frese auf Hinte verwaltete seit 1833 ehrenamtlich die Stelle des Buchhalters bzw. Rechnungsführers der Freepsumer Meer-Kompanie. Nachdem schon 1985 zwischen der Kompanie und dem I. Entwässerungsverband abgesprochen worden war, die Rechnungsbücher und Akten eines Tages dem Niedersächsischen Staatsarchiv zu übergeben, wurden diese schließlich im Juni 1998 von Herrn Wilfried von Frese dem Staatsarchiv dankenswerterweise überreicht (Acc. 1998/15). Hier ergänzen die Unterlagen nunmehr die staatliche Überlieferung, vor allem jene in Rep. 6.
Eingehend beschrieben wurde die Geschichte der Trockenlegung des Freepsumer Meeres durch Gerhard de Buhr, der auch die archivierten Rechnungsbücher und Akten benutzt hat. Im Anhang seiner Darstellung befindet sich die Wiedergabe der wichtigsten Quellen.
Aurich, Juni 1998 / September 2004
Dr. Wolfgang Henninger
Quellen::
Rep. 4, B IX b, Nr. 7; Rep. 6, Nr. 1645, 1646; Rep. 15, Nr. 2655, Rep. 28, Nr. 659, 1986; Rep. 226/3, 1, 3; Rep. 244, A 2117 (1779), A 3612 (1779), A 5300 (1746), A 5305 (1774); Dep. 4, IX, Nr. 5b, S. 53-54; Dep. 41, K Nr. 1 und 2.
Literatur:
Gerhard de Buhr, Das Freepsumer Meer. 200 Jahre Freepsumer Meerkompagnie, in: Jannes Ohling (Hrsg.), Die Mündungs- und Unterschöpfwerke im I. Entwässerungsverband Emden - Sitz Pewsum, Pewsum 1973, S. 9-34 (dort weitere

Bestandsgeschichte: Literatur)

Zusatzinformationen: Abgeschlossen: Nein

Zusatzinformationen: teilweise verzeichnet

Bestandssignatur
NLA AU, Rep. 226/ 3

Kontext
Nds. Landesarchiv, Abt. Aurich (Archivtektonik) >> Gliederung >> 2 Nichtstaatliche Bestände >> 2.2 Firmen und Wirtschaftsorganisationen

Bestandslaufzeit
1664-1985

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Letzte Aktualisierung
16.06.2025, 11:33 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1664-1985

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