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Zeppelinstadt Friedrichshafen

1944 beginnt die Luftwaffe der Alliierten, Angriffe auf eine malerisch gelegene Stadt am Bodensee zu fliegen. Sie steht auf der Liste ihrer wichtigsten Ziele, dem "Bombers Baedecker", an zehnter Stelle - Friedrichshafen am Bodensee. Die Stadt ist nicht nur der idyllische Ferienort, als der er sich gerne ausgibt, sondern Standort einer der wichtigsten Rüstungsschmieden im nationalsozialistischen Deutschland. Wie wurde sie dazu?
Um 1900 ist Friedrichshafen kaum mehr als eine kleines Fischerdorf, dessen Bewohner vor allem von der Landwirtschaft und vom Tourismus leben. Das ändert sich, als Graf Zeppelin diesen Ort aussucht, um dort seine ersten Luftschiffe zu bauen - eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen für die kleine Stadt. Der Zeppelin sollte die Geschichte Friedrichshafens bestimmen - bis heute. Am 17.10.1900 steigt zum ersten Mal eine Luftschiff des Grafen in den Himmel über dem Bodensee. 4.500 Menschen betrachten das Spektakel und sind begeistert. Der Zeppelin verspricht das Transportmittel der Zukunft zu werden. Acht Jahre später wird die "Zeppelin-Stiftung" gegründet. Unter ihrem Dach sollen nach und nach alle Zulieferbetriebe, die für den Bau von Luftschiffen notwendig sind, angesiedelt werden. So entstehen in Friedrichshafen zwischen 1908 und 1914 große Fabriken, in denen Leichtmetallkonstruktionen, Motoren, Zahnräder und Getriebe gefertigt werden.
Im Ersten Weltkrieg sollen die Luftschiffe als Aufklärer und "Bomber" eingesetzt werden. Die Produktion steigt. Alle 15 Tage verlässt ein neuer Zeppelin die Hallen. 1.600 Techniker und 12.000 Arbeiter sind jetzt in der Zeppelin-Industrie beschäftigt. Die Stadt verändert ihr Gesicht. Eine eigene Siedlung für Zeppelin-Mitarbeiter wird gebaut. Friedrichshafen wird immer mehr zur Industriestadt. Der Versailler Vertrag untersagt Rüstungsproduktion in dem besiegten Deutschland. Viele Arbeiter verlieren nach dem Krieg ihre Anstellung. In den Fabriken, in denen die "Giganten der Lüfte" gebaut wurden, werden jetzt Bratpfannen, Kuchenbleche und Blumenvasen produziert. Aber nicht lange. Unter den Nationalsozialisten beginnt der Aufstieg des Zeppelinkonzerns mit seinen Zulieferbetrieben zu einer der größten Rüstungsfabriken Deutschlands. Die Luftschiffe des Grafen Zeppelin werden als Symbole deutscher Ingenieurskunst herausgestellt, spielen aber wirtschaftlich keine große Rolle mehr. Jetzt entstehen in Friedrichshafen Panzer-, Flugzeug- und Schiffmotoren für Hitlers Krieg. Es werden Arbeiter gebraucht. Wieder wächst die Stadt. Zwischen 1933 und 1943 verdoppelt sich die Einwohnerzahl. Darunter sind auch 14.000 ausländische Arbeitskräfte: Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Angeworbene - aus Holland, Frankreich, Polen, der Ukraine... Friedrichshafen wird zum Angriffsziel der Alliierten. 1944 fliegen Engländer und Amerikaner mehrere Angriffe auf die Stadt. Sie wird zu 70 Prozent zerstört.

Archivaliensignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/014 R030013/201
Alt-/Vorsignatur
V
Umfang
0:43:00; 0'43
Sonstige Erschließungsangaben
Herkunft: Orte des Erinnerns

Kontext
Fernsehsendungen von Südwest Fernsehen aus dem Jahre 2003 >> März 2003
Bestand
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/014 Fernsehsendungen von Südwest Fernsehen aus dem Jahre 2003

Indexbegriff Sache
Arbeit: Zwangsarbeit
Mythos
Nationalsozialismus
Stadt
Zeppelin (Luftschiff)
Zweiter Weltkrieg
Indexbegriff Person
Dach, Hansjörg
Degen, Wilhelm
Hensler, Josef
Jakubowska, Irena
Kurz, Luise
Levec, Eva
Lewandowska, Sofia
Oppentocht, Piet
Reinhardt, Daniel
Sauter, Manfred; Archivar, 1935-
Indexbegriff Ort
Friedrichshafen FN

Laufzeit
9. März 2003

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
2023-01-20T16:49:58+0100

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Objekttyp

  • AV-Materialien

Entstanden

  • 9. März 2003

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