Archivbestand
Kirchengemeinde Asseln (Bestand)
Empfehlung zur Beständeübergreifenden Recherche: https://archiv-ekvw.de/fileadmin/mcs/archiv_ekvw/infomaterial/Anleitung_Recherche_DO.pdfDas Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Asseln wurde 2007/2010 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen verzeichnet. Es umfasst insgesamt 638 Verzeichnungseinheiten aus dem Zeitraum von 1652 bis 2006.1. GemeindegeschichteZwischen 881 und 883 wurde Asseln („Ascloon“) erstmals erwähnt, 882 wurde als Ersterwähnungsjahr festgelegt [B 1893, 1]. 1059 bestätigte Papst Nicolaus II. dem Stift Maria ad gradus in Köln Schenkungen von Erzbischof Anno an das Stift, darunter auch eine Schenkung in Asseln („Assela“). Der Stiftsherr des Stiftes Mariagraden war bis zur Reformation die vorgesetzte Behörde für die Pfarrer in Asseln [B 1893, 10f.]. „Assela“ lag im Kirchspiel Kurl; die Kirche in Asseln (Patrozinium: Bartholomäus oder Johannes der Täufer) war eine Tochterkirche von Kurl, weshalb dem Pastor zu Kurl das Besetzungsrecht in Asseln zustand [Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 1951, 22]. Gleichwohl kam es darüber zu einer Auseinandersetzung mit den Asselner Pfarrangehörigen [W 11396, 7f.]. Bereits 1216 hat an jenem Ort, wo später die Lutherkirche stehen sollte, eine Kapelle gestanden [W 4676, 3]. Der Asselner Vikar als Stellvertreter des Kurler Pfarrers durfte hier Gottesdienste feiern, jedoch keine Amtshandlungen durchführen [W 11396, 9]. Nach der Loslösung von der Muttergemeinde Kurl wurde Asseln wahrscheinlich 1243 eine selbständige Kirchengemeinde [vgl. B 343, 24]. Kurz danach wird der Wunsch entstanden sein, die Kapelle durch eine Kirche zu ersetzen (diese diente dann jahrhundertelang bis 1904 als Gottesdienstraum) [W 4676, 3; W 11396, 10-15]. Zur Zeit der kirchlichen Verselbständigung Asselns wurden die Grafen von der Mark Landesherren in Asseln, so dass auch das märkische Präsentationsrecht für die Asselner Kirche aus dieser Zeit stammt. Die Investitur, die Einweisung des Präsentierten in sein Asselner Kirchenamt erfolgte dann durch den Kölner Dechanten. Nach Vollendung der Reformation hatten die Klevischen und Kölner Rechte keinen Bestand mehr; das Wahlrecht ging auf die Gemeinde über [W 11396, 10, 28; W 11752, 11-14].Die Reformation setzte sich in Dortmund und Umgebung vergleichsweise langsam durch. Der 1560 nach Asseln berufene katholische Pfarrer Stephanus Erlemann trat erst nach einiger Zeit zum Luthertum über [B 1893, 14; vgl. zur anderen Ansicht von Steinens: B 343, 30]. Mit Stupperich ließe sich allerdings auch für das Jahr 1560 als Zeitpunkt der Annahme der Reformation plädieren, was im Trend der Grafschaft Mark läge [R. Stupperich: Der innere Gang der Reformation in der Grafschaft Mark, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 47/1954, 35; W 11396, 26]. Genauere Hinweise über den Übergang zur Reformation in Asseln liegen nicht vor, jedoch amtierte Erlemann lange Jahre in der Gemeinde (bis zu seinem Tode am 15.6.1599) [W 11396, 23-26]. 1598/1599 hausten spanische Truppen- bzw. Söldnerverbände auch in Asseln, besetzten u.a. die dortige Burg. Am 11.3.1599 glückte ein Gegenschlag der Bürger, denen u.a. der kommandierende spanische Hauptmann in die Hände fiel [B 1893, 13f.; W 11396, 35f.].Pastor Melchior Distelbrink (1599-1630), der Nachfolger Erlemanns in Asseln, unterschrieb 1612 das lutherische Glaubensbekenntnis in Unna. Durch den Xantener Vertrag von 1614 fiel Asseln dem aufstrebenden Kurfürstentum Brandenburg zu; endgültig kam die Mark im Erbvergleich von Kleve 1666 zu Brandenburg-Preußen [W 11396, 27, 29]. Während des Dreißigjährigen Krieges war die Gemeinde von 1636 bis 1641 finanziell nicht zur Unterhaltung eines eigenen Pfarrers imstande. Ältere Unterlagen zur Geschichte Asseln und seiner Christen dürften im Dreißigjährigen Krieg verloren gegangen sein, da Pfarrer Bernhard Westhoff 1653 ein neues Kirchenbuch begann [B 1893, 12]. Von Bernhard Westhoff, der Anfang der 1640er Jahre ins Asselner Pfarramt eintrat, bis Franz Böwing blieb die Pfarrstelle zweihundert Jahre lang in einer Familie. Böwing war Enkel des letzten Pfarrers Westhoff und lange Jahre Adjunkt in Asseln gewesen, bevor er 1823 ins Pfarramt eintrat. Bereits 1824 erklärte er sich, wie andere märkische Pfarrer auch, zur Annahme der neuen Berliner Agende bereit, machte aber deren Einführung von der Zustimmung der Gemeinde sowie der Märkischen Gesamtsynode abhängig [Kampmann, Jürgen: Die Einführung der Berliner Agende in Westfalen, 227]. Pfarrer Böwing verstarb 1840 als Pfarrer in Asseln. Etwa zeitgleich mit dieser Pfarrer-Dynastie gab es in Asseln über zwei Jahrhunderte die Küster-Dynastie Lehnemann [W 11396, 29f., 32, 38-43].Seit Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte die Industrialisierung nachhaltig die Struktur des bis dahin bäuerlich ausgerichteten und rein evangelischen Dorfes Asseln. 1859 war im Asseln-Brackeler Grenzgebiet die Kohleförderung auf der Zeche Schleswig angelaufen. Durch den Bergbau und die allgemeine Industrialisierung des Ruhrgebiets stieg die Einwohnerzahl Asselns sprunghaft an. 1871/72 wurden Bergarbeitersiedlungen („In den Obstgärten“ und „Am Distelbrinck“) gebaut [W 4676, 3]. Die neuen Gemeindeglieder stammten hauptsächlich aus Ostpreußen und Schlesien [B 1893, 12; W 11396, 45-50]. 1884 erhielt Asseln erstmals seit der Reformation wieder einen katholischen Priester, der als „Missionspfarrer“ von der katholischen Gemeinde Kurl abhängig war [B 1893, 12]. 1886 wurde der „Evangelische Arbeiter- und Bürgerverein“ gegründet, Ende der 1890er Jahre die Frauenhilfe, 1899 ein Posaunenchor und 1903 der Kirchenchor [W 4676, 4; B 343, 44]. Die ständig steigende Gemeindegliederzahl und der schlechte bauliche Zustand der jahrhundertealten Kirche führten seit 1899 zu Neubauplanungen. Die Pläne von Architekt Gustav Mucke, Hagen, sahen zunächst lediglich die Erhaltung des alten Kirchturms vor. Aufgrund von Einwänden des Provinzialkonservators Ludorff wurden letztendlich Kirchturm und Chorraum der alten Kirche in den Neubau integriert. Am 8.6.1904 fand die Grundsteinlegung für die neue Kirche statt; am 13.6.1906 wurde der Eröffnungsgottesdienst der Luther-Kirche vollzogen [W 11396, 51-59; W 11752, 17-27]. Am 27.2.1916 wurde das Gemeindehaus eingeweiht [W 4676, 4, 13]. Gleichwohl hatten längst Jahre der Krise begonnen: Während des Ersten Weltkriegs fielen 135 Gemeindeglieder [B 343, 47]. Und 1928 wurde die Zeche Holstein stillgelegt, was weitreichende Folgen für die gesamte Bevölkerung, nicht nur für die nun rund 2.000 arbeitslos gewordenen Asselner, hatte. Der große wirtschaftliche Aufschwung, den Asseln seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch die beiden Schwesterzechen Schleswig und Holstein genommen hatte, war nun zu Ende [B 1893, 19].Ende Februar 1932 verstarb Pfarrer Hilburg auf dem Friedhof während der Bestattung eines Gemeindegliedes [B 343, 45]. Hilburgs Nachfolger, Pfarrer Fromme, der zu Beginn der NS-Herrschaft „noch schwankend“ und seit Juli 1933 DC-Mitglied war, wurde nach mutigen Predigten des öfteren von der Gestapo verhört [W 4676, 5]. Bis März 1934 hatte die Asselner Gemeindegruppe der Deutschen Christen, die ihre Mitgliederzahl im Jahr 1936 mit rund 150 angab, ihre Versammlungen im Gemeindehaus abhalten können, solange Pfarrer Fromme selbst den DC angehörte. Nach seinem Austritt blieb das Gemeindehaus den DC als Gruppe seit April 1934 jedoch verschlossen, die Kirche stand später in Einzelfällen auswärtigen DC-Pfarrern für Amtshandlungen zur Verfügung [LkA EKvW 2 neu 5155]. 175 Asselner sind im Zweiten Weltkrieg gefallen, 65 Gemeindeglieder blieben vermisst. Im Herbst 1953 kehrte der letzte Asselner Kriegsgefangene aus der Sowjetunion zurück [B 343, 47; B 1893, 25]. Seit dem Kriege mussten die Gottesdienste im Gemeindehaus stattfinden, da die Kirche durch Bomben beschädigt worden war. Im Dezember 1946 wurde mit den Wiederherstellungsarbeiten begonnen, aber erst am 27.3.1949 konnte in der sanierten Kirche von der Gemeinde, die zu 15 bis 20 Prozent aus Flüchtlingen und Vertriebenen bestand, der erste Gottesdienst gefeiert werden [W 4676, 5; LkA EKvW 2 neu 5147]. Für Pfarrer Küper (1951-1978) und seine Frau waren u.a. die Studienfahrten der Frauenhilfe in alle Teile der BRD und Europas ein wichtiges Anliegen [W 4676, 9]. Die Pfarrfamilie konnte 1962 ein neues, bereits seit 1914 geplantes Pfarrhaus beziehen, nachdem das alte Pfarrhaus, ein Fachwerkbau aus dem Jahr 1705, baufällig geworden war. Zeitgleich erbaute man ein Büchereigebäude und ein zweites Pfarrhaus, in das der Inhaber der zum 1.4.1964 errichteten, aber bereits seit Jahren „dringend erforderlich“ gewesenen 2. Pfarrstelle einziehen konnte [Kirchl. Amtsblatt 1964, 17; LkA EKvW 2 neu 5147]. Am 15.6.1968 war Asseln von einer durch Unwetter ausgelösten heftigen Flutkatastrophe betroffen [B 1893, 25]. Nach dem Neubau eines Kindergartens Anfang der 1970er Jahre wurde 1979 die Restaurierung der Lutherkirche in Angriff genommen; parallel dazu wurde seit 1981 auch das Gemeindehaus umgebaut [W 4676, 10]. 1982 konnte die Lutherkirche nach anderthalbjähriger Renovierungszeit wieder eingeweiht werden [B 1893, 28; LkA EKvW 2 neu 5147]. Die zum 1.7.2003 aus der Teilung der 1. Pfarrstelle hervorgegangenen Pfarrstellen 1.1. und 1.2. [Kirchl. Amtsblatt 2003, 209] wurden zum 1.12.2005 aufgehoben [Kirchl. Amtsblatt 2005, 315].Literatur:-400 Jahrfeier der Reformation in Asseln, 1960 (B 343)-Manfred Gronwald: Wiedereinweihung der Luther-Kirche in Dortmund Asseln, 1982 (W 4676)-1100 Jahre Asseln 882-1982, 1982 (B 1893)-Kirchengeschichte in Asseln. Von der ersten Kapelle bis zur Grundsteinlegung der Luther-Kirche im Jahr 1904, hg. v. Heimat- und Geschichtskreis Dortmund-Asseln, Dortmund 2004 (W 11396)-Gabriele Unverferth (Hg.): Leben im Schatten des Förderturms. Die Kolonie Holstein in Dortmund-Asseln, Werne 2005 (W 11792)-100 Jahre Luther-Kirche Dortmund-Asseln. Festschrift zum Jubiläum 2006 (W 11752)2. Bearbeitung und Benutzung des ArchivsEine erste Verzeichnung des Archiv fand bereits im Jahr 1980 durch das Landeskirchliche Archiv statt. Damals wurden insgesamt 183 VE aufgenommen, ein größerer Teil blieb jedoch unberücksichtigt, da die Unterlagen aufgrund eines Wasserschadens im Jahr 1968 stark beschädigt worden waren. Als im Jahr 2007 eine erneute Bewertung der Altregistratur vorgenommen wurde, wurden auch diese Unterlagen sowie das bereits verzeichnete Archiv zur Überarbeitung nach Bielefeld gebracht. Bei der Überarbeitung des alten Archivbestandes, der bisher nur sehr oberflächlich verzeichnet worden war, wurden weitere restaurierungsbedürftige Unterlagen ausgesondert. Im vorliegenden Findbuch sind das überarbeitete alte Archiv, die restaurierten Akten und Amtsbücher sowie die als archivwürdig bewerteten Unterlagen zusammengeführt worden.Die Überlieferung der Kirchengemeinde setzt im Jahr 1652 mit Akten zur Kapitalverwaltung ein. Auch wenn zahlenmäßig die Unterlagen zur Vermögensverwaltung überwiegen, hat das Archiv einige bemerkenswerte Schwerpunkte zu bieten. Zum einen geben die Protokolle des Presbyteriums für den Zeitraum 1824-1864 und 1882-1920, die Protokolle des Schulvorstandes von 1835-1897 und des Kuratoriums der Rektoratsschule von 1870-1896 ausführlich Auskunft über die Verwaltung der Kirchengemeinde und der Schulen. Besonders bemerkenswert sind aber auch die Unterlagen zu den verschiedenen kirchlichen Vereinen, die sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Kirchengemeinde gründeten. So ist v.a. die Arbeit des 1886 gegründeten Ev. Arbeiter- und Bürgerverein Asseln (heute: Ev. Männerdienst Asseln) sehr gut dokumentiert. Ungewöhnlich für die Überlieferung einer Kirchengemeinde sind aber auch die Akten des Kriegsfürsorgevereins Asseln, der sich – geleitet von der Asselner Lehrerin Emilie Thönig – im Ersten Weltkrieg für die Belange der Kriegerfrauen, -witwen und -waisen einsetzte und die Soldaten im Feld mit Paketen versorgte. Er wurde von Pfarrer Hilburg ins Leben gerufen, wobei die Gemeinde in Bezirke eingeteilt wurde, aus denen Vertrauensdamen in eine regelmäßige Versammlung unter Leitung des Pfarrers entsandt wurden. Auch die katholische Gemeinde schloss sich diesem Verein an. Besonders umfangreich ist auch die Überlieferung in Form von Akten und Bauzeichnungen zum Bau und zur Renovierung der Luther-Kirche.Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur, die auf die Verzeichnung aus dem Jahr 1980 verweist. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Am Ende des Findbuches ist eine Konkordanz zwischen den alten Archivsignaturen und der neuen Nummerierung angehängt (S. 120-125). Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz – ArchG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt. Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.2.2003 bzw. des Aufbewahrung- und Kassationsplans vom 19.12.2006.Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Asseln Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Bielefeld, Mai 2010
Form und Inhalt: Empfehlung zur Beständeübergreifenden Recherche: https://archiv-ekvw.de/fileadmin/mcs/archiv_ekvw/infomaterial/Anleitung_Recherche_DO.pdf
Das Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Asseln wurde 2007/2010 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen verzeichnet. Es umfasst insgesamt 638 Verzeichnungseinheiten aus dem Zeitraum von 1652 bis 2006.
1. Gemeindegeschichte
Zwischen 881 und 883 wurde Asseln („Ascloon“) erstmals erwähnt, 882 wurde als Ersterwähnungsjahr festgelegt [B 1893, 1]. 1059 bestätigte Papst Nicolaus II. dem Stift Maria ad gradus in Köln Schenkungen von Erzbischof Anno an das Stift, darunter auch eine Schenkung in Asseln („Assela“). Der Stiftsherr des Stiftes Mariagraden war bis zur Reformation die vorgesetzte Behörde für die Pfarrer in Asseln [B 1893, 10f.]. „Assela“ lag im Kirchspiel Kurl; die Kirche in Asseln (Patrozinium: Bartholomäus oder Johannes der Täufer) war eine Tochterkirche von Kurl, weshalb dem Pastor zu Kurl das Besetzungsrecht in Asseln zustand [Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 1951, 22]. Gleichwohl kam es darüber zu einer Auseinandersetzung mit den Asselner Pfarrangehörigen [W 11396, 7f.]. Bereits 1216 hat an jenem Ort, wo später die Lutherkirche stehen sollte, eine Kapelle gestanden [W 4676, 3]. Der Asselner Vikar als Stellvertreter des Kurler Pfarrers durfte hier Gottesdienste feiern, jedoch keine Amtshandlungen durchführen [W 11396, 9]. Nach der Loslösung von der Muttergemeinde Kurl wurde Asseln wahrscheinlich 1243 eine selbständige Kirchengemeinde [vgl. B 343, 24]. Kurz danach wird der Wunsch entstanden sein, die Kapelle durch eine Kirche zu ersetzen (diese diente dann jahrhundertelang bis 1904 als Gottesdienstraum) [W 4676, 3; W 11396, 10-15]. Zur Zeit der kirchlichen Verselbständigung Asselns wurden die Grafen von der Mark Landesherren in Asseln, so dass auch das märkische Präsentationsrecht für die Asselner Kirche aus dieser Zeit stammt. Die Investitur, die Einweisung des Präsentierten in sein Asselner Kirchenamt erfolgte dann durch den Kölner Dechanten. Nach Vollendung der Reformation hatten die Klevischen und Kölner Rechte keinen Bestand mehr; das Wahlrecht ging auf die Gemeinde über [W 11396, 10, 28; W 11752, 11-14].
Die Reformation setzte sich in Dortmund und Umgebung vergleichsweise langsam durch. Der 1560 nach Asseln berufene katholische Pfarrer Stephanus Erlemann trat erst nach einiger Zeit zum Luthertum über [B 1893, 14; vgl. zur anderen Ansicht von Steinens: B 343, 30]. Mit Stupperich ließe sich allerdings auch für das Jahr 1560 als Zeitpunkt der Annahme der Reformation plädieren, was im Trend der Grafschaft Mark läge [R. Stupperich: Der innere Gang der Reformation in der Grafschaft Mark, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 47/1954, 35; W 11396, 26]. Genauere Hinweise über den Übergang zur Reformation in Asseln liegen nicht vor, jedoch amtierte Erlemann lange Jahre in der Gemeinde (bis zu seinem Tode am 15.6.1599) [W 11396, 23-26]. 1598/1599 hausten spanische Truppen- bzw. Söldnerverbände auch in Asseln, besetzten u.a. die dortige Burg. Am 11.3.1599 glückte ein Gegenschlag der Bürger, denen u.a. der kommandierende spanische Hauptmann in die Hände fiel [B 1893, 13f.; W 11396, 35f.].
Pastor Melchior Distelbrink (1599-1630), der Nachfolger Erlemanns in Asseln, unterschrieb 1612 das lutherische Glaubensbekenntnis in Unna. Durch den Xantener Vertrag von 1614 fiel Asseln dem aufstrebenden Kurfürstentum Brandenburg zu; endgültig kam die Mark im Erbvergleich von Kleve 1666 zu Brandenburg-Preußen [W 11396, 27, 29]. Während des Dreißigjährigen Krieges war die Gemeinde von 1636 bis 1641 finanziell nicht zur Unterhaltung eines eigenen Pfarrers imstande. Ältere Unterlagen zur Geschichte Asseln und seiner Christen dürften im Dreißigjährigen Krieg verloren gegangen sein, da Pfarrer Bernhard Westhoff 1653 ein neues Kirchenbuch begann [B 1893, 12]. Von Bernhard Westhoff, der Anfang der 1640er Jahre ins Asselner Pfarramt eintrat, bis Franz Böwing blieb die Pfarrstelle zweihundert Jahre lang in einer Familie. Böwing war Enkel des letzten Pfarrers Westhoff und lange Jahre Adjunkt in Asseln gewesen, bevor er 1823 ins Pfarramt eintrat. Bereits 1824 erklärte er sich, wie andere märkische Pfarrer auch, zur Annahme der neuen Berliner Agende bereit, machte aber deren Einführung von der Zustimmung der Gemeinde sowie der Märkischen Gesamtsynode abhängig [Kampmann, Jürgen: Die Einführung der Berliner Agende in Westfalen, 227]. Pfarrer Böwing verstarb 1840 als Pfarrer in Asseln. Etwa zeitgleich mit dieser Pfarrer-Dynastie gab es in Asseln über zwei Jahrhunderte die Küster-Dynastie Lehnemann [W 11396, 29f., 32, 38-43].
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte die Industrialisierung nachhaltig die Struktur des bis dahin bäuerlich ausgerichteten und rein evangelischen Dorfes Asseln. 1859 war im Asseln-Brackeler Grenzgebiet die Kohleförderung auf der Zeche Schleswig angelaufen. Durch den Bergbau und die allgemeine Industrialisierung des Ruhrgebiets stieg die Einwohnerzahl Asselns sprunghaft an. 1871/72 wurden Bergarbeitersiedlungen („In den Obstgärten“ und „Am Distelbrinck“) gebaut [W 4676, 3]. Die neuen Gemeindeglieder stammten hauptsächlich aus Ostpreußen und Schlesien [B 1893, 12; W 11396, 45-50]. 1884 erhielt Asseln erstmals seit der Reformation wieder einen katholischen Priester, der als „Missionspfarrer“ von der katholischen Gemeinde Kurl abhängig war [B 1893, 12]. 1886 wurde der „Evangelische Arbeiter- und Bürgerverein“ gegründet, Ende der 1890er Jahre die Frauenhilfe, 1899 ein Posaunenchor und 1903 der Kirchenchor [W 4676, 4; B 343, 44]. Die ständig steigende Gemeindegliederzahl und der schlechte bauliche Zustand der jahrhundertealten Kirche führten seit 1899 zu Neubauplanungen. Die Pläne von Architekt Gustav Mucke, Hagen, sahen zunächst lediglich die Erhaltung des alten Kirchturms vor. Aufgrund von Einwänden des Provinzialkonservators Ludorff wurden letztendlich Kirchturm und Chorraum der alten Kirche in den Neubau integriert. Am 8.6.1904 fand die Grundsteinlegung für die neue Kirche statt; am 13.6.1906 wurde der Eröffnungsgottesdienst der Luther-Kirche vollzogen [W 11396, 51-59; W 11752, 17-27]. Am 27.2.1916 wurde das Gemeindehaus eingeweiht [W 4676, 4, 13]. Gleichwohl hatten längst Jahre der Krise begonnen: Während des Ersten Weltkriegs fielen 135 Gemeindeglieder [B 343, 47]. Und 1928 wurde die Zeche Holstein stillgelegt, was weitreichende Folgen für die gesamte Bevölkerung, nicht nur für die nun rund 2.000 arbeitslos gewordenen Asselner, hatte. Der große wirtschaftliche Aufschwung, den Asseln seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch die beiden Schwesterzechen Schleswig und Holstein genommen hatte, war nun zu Ende [B 1893, 19].
Ende Februar 1932 verstarb Pfarrer Hilburg auf dem Friedhof während der Bestattung eines Gemeindegliedes [B 343, 45]. Hilburgs Nachfolger, Pfarrer Fromme, der zu Beginn der NS-Herrschaft „noch schwankend“ und seit Juli 1933 DC-Mitglied war, wurde nach mutigen Predigten des öfteren von der Gestapo verhört [W 4676, 5]. Bis März 1934 hatte die Asselner Gemeindegruppe der Deutschen Christen, die ihre Mitgliederzahl im Jahr 1936 mit rund 150 angab, ihre Versammlungen im Gemeindehaus abhalten können, solange Pfarrer Fromme selbst den DC angehörte. Nach seinem Austritt blieb das Gemeindehaus den DC als Gruppe seit April 1934 jedoch verschlossen, die Kirche stand später in Einzelfällen auswärtigen DC-Pfarrern für Amtshandlungen zur Verfügung [LkA EKvW 2 neu 5155]. 175 Asselner sind im Zweiten Weltkrieg gefallen, 65 Gemeindeglieder blieben vermisst. Im Herbst 1953 kehrte der letzte Asselner Kriegsgefangene aus der Sowjetunion zurück [B 343, 47; B 1893, 25]. Seit dem Kriege mussten die Gottesdienste im Gemeindehaus stattfinden, da die Kirche durch Bomben beschädigt worden war. Im Dezember 1946 wurde mit den Wiederherstellungsarbeiten begonnen, aber erst am 27.3.1949 konnte in der sanierten Kirche von der Gemeinde, die zu 15 bis 20 Prozent aus Flüchtlingen und Vertriebenen bestand, der erste Gottesdienst gefeiert werden [W 4676, 5; LkA EKvW 2 neu 5147]. Für Pfarrer Küper (1951-1978) und seine Frau waren u.a. die Studienfahrten der Frauenhilfe in alle Teile der BRD und Europas ein wichtiges Anliegen [W 4676, 9]. Die Pfarrfamilie konnte 1962 ein neues, bereits seit 1914 geplantes Pfarrhaus beziehen, nachdem das alte Pfarrhaus, ein Fachwerkbau aus dem Jahr 1705, baufällig geworden war. Zeitgleich erbaute man ein Büchereigebäude und ein zweites Pfarrhaus, in das der Inhaber der zum 1.4.1964 errichteten, aber bereits seit Jahren „dringend erforderlich“ gewesenen 2. Pfarrstelle einziehen konnte [Kirchl. Amtsblatt 1964, 17; LkA EKvW 2 neu 5147]. Am 15.6.1968 war Asseln von einer durch Unwetter ausgelösten heftigen Flutkatastrophe betroffen [B 1893, 25]. Nach dem Neubau eines Kindergartens Anfang der 1970er Jahre wurde 1979 die Restaurierung der Lutherkirche in Angriff genommen; parallel dazu wurde seit 1981 auch das Gemeindehaus umgebaut [W 4676, 10]. 1982 konnte die Lutherkirche nach anderthalbjähriger Renovierungszeit wieder eingeweiht werden [B 1893, 28; LkA EKvW 2 neu 5147]. Die zum 1.7.2003 aus der Teilung der 1. Pfarrstelle hervorgegangenen Pfarrstellen 1.1. und 1.2. [Kirchl. Amtsblatt 2003, 209] wurden zum 1.12.2005 aufgehoben [Kirchl. Amtsblatt 2005, 315].
Literatur:
-400 Jahrfeier der Reformation in Asseln, 1960 (B 343)
-Manfred Gronwald: Wiedereinweihung der Luther-Kirche in Dortmund Asseln, 1982 (W 4676)
-1100 Jahre Asseln 882-1982, 1982 (B 1893)
-Kirchengeschichte in Asseln. Von der ersten Kapelle bis zur Grundsteinlegung der Luther-Kirche im Jahr 1904, hg. v. Heimat- und Geschichtskreis Dortmund-Asseln, Dortmund 2004 (W 11396)
-Gabriele Unverferth (Hg.): Leben im Schatten des Förderturms. Die Kolonie Holstein in Dortmund-Asseln, Werne 2005 (W 11792)
-100 Jahre Luther-Kirche Dortmund-Asseln. Festschrift zum Jubiläum 2006 (W 11752)
2. Bearbeitung und Benutzung des Archivs
Eine erste Verzeichnung des Archiv fand bereits im Jahr 1980 durch das Landeskirchliche Archiv statt. Damals wurden insgesamt 183 VE aufgenommen, ein größerer Teil blieb jedoch unberücksichtigt, da die Unterlagen aufgrund eines Wasserschadens im Jahr 1968 stark beschädigt worden waren.
Als im Jahr 2007 eine erneute Bewertung der Altregistratur vorgenommen wurde, wurden auch diese Unterlagen sowie das bereits verzeichnete Archiv zur Überarbeitung nach Bielefeld gebracht. Bei der Überarbeitung des alten Archivbestandes, der bisher nur sehr oberflächlich verzeichnet worden war, wurden weitere restaurierungsbedürftige Unterlagen ausgesondert. Im vorliegenden Findbuch sind das überarbeitete alte Archiv, die restaurierten Akten und Amtsbücher sowie die als archivwürdig bewerteten Unterlagen zusammengeführt worden.
Die Überlieferung der Kirchengemeinde setzt im Jahr 1652 mit Akten zur Kapitalverwaltung ein. Auch wenn zahlenmäßig die Unterlagen zur Vermögensverwaltung überwiegen, hat das Archiv einige bemerkenswerte Schwerpunkte zu bieten. Zum einen geben die Protokolle des Presbyteriums für den Zeitraum 1824-1864 und 1882-1920, die Protokolle des Schulvorstandes von 1835-1897 und des Kuratoriums der Rektoratsschule von 1870-1896 ausführlich Auskunft über die Verwaltung der Kirchengemeinde und der Schulen. Besonders bemerkenswert sind aber auch die Unterlagen zu den verschiedenen kirchlichen Vereinen, die sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Kirchengemeinde gründeten. So ist v.a. die Arbeit des 1886 gegründeten Ev. Arbeiter- und Bürgerverein Asseln (heute: Ev. Männerdienst Asseln) sehr gut dokumentiert. Ungewöhnlich für die Überlieferung einer Kirchengemeinde sind aber auch die Akten des Kriegsfürsorgevereins Asseln, der sich – geleitet von der Asselner Lehrerin Emilie Thönig – im Ersten Weltkrieg für die Belange der Kriegerfrauen, -witwen und -waisen einsetzte und die Soldaten im Feld mit Paketen versorgte. Er wurde von Pfarrer Hilburg ins Leben gerufen, wobei die Gemeinde in Bezirke eingeteilt wurde, aus denen Vertrauensdamen in eine regelmäßige Versammlung unter Leitung des Pfarrers entsandt wurden. Auch die katholische Gemeinde schloss sich diesem Verein an. Besonders umfangreich ist auch die Überlieferung in Form von Akten und Bauzeichnungen zum Bau und zur Renovierung der Luther-Kirche.
Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur, die auf die Verzeichnung aus dem Jahr 1980 verweist. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Am Ende des Findbuches ist eine Konkordanz zwischen den alten Archivsignaturen und der neuen Nummerierung angehängt (S. 120-125).
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz – ArchG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt.
Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.2.2003 bzw. des Aufbewahrung- und Kassationsplans vom 19.12.2006.
Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Asseln Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie).
Bielefeld, Mai 2010
- Bestandssignatur
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4.176
- Kontext
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Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.03. Kirchenkreis Dortmund
- Bestandslaufzeit
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1652 - 2006
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
- 05.11.2025, 14:00 MEZ
Datenpartner
Evangelische Kirche von Westfalen. Landeskirchliches Archiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1652 - 2006