Bestand
Huber, Ernst Rudolf (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Lebenslauf
8. Juni 1903 Geburt in Oberstein an
der Nahe (heute: Idar-Oberstein) als zweites von fünf Kindern des
Kaufmanns August Rudolf Huber und der Helene Huber geb. Wild
1909 - 1912 Besuch der Volksschule in Oberstein
1912 - 1921 Besuch der Städtischen Oberrealschule zu
Oberstein-Idar, Abschluss mit Zeugnis der Reife
1919 Mitbegründer des Nerother Wandervogels
1921 - 1926 Studium an verschiedenen Universitäten
1921 Geschichte, Philosophie und
Literaturwissenschaft an der Universität Tübingen
1921 - 1922 vorübergehende kaufmännische Tätigkeit im väterlichen
Unternehmen
1922 - 1924 zunächst
Nationalökonomie, dann Rechts- und Staatswissenschaften an der
Universität München
1924 - 1926 Rechts- und
Staatswissenschaften an der Universität Bonn
1926 Erste juristische Staatsprüfung beim Oberlandesgericht in
Köln, Ernennung zum oldenburgischen Referendar
1926 - 1929 Juristischer Vorbereitungsdienst am Amtsgericht
Oberstein, beim Regierungspräsidium Birkenfeld, an den Landgerichten
Koblenz und Bonn sowie am Oberlandesgericht Köln
1926 Promotionsschrift (Dr. iur.) an der Universität Bonn bei
Carl Schmitt: „Die Gewährleistung der kirchlichen Vermögensrechte
durch die Weimarer Verfassung"
1927 Ernennung
zum Doktor der Rechte (Gesamtprädikat: „magna cum laude")
1928 - 1933 Verschiedene Assistentenstellen
1928 - 1931 am Industrierechtlichen Seminar der
Universität Bonn unter Heinrich
Göppert
1931 - 1932 am Juristischen Seminar der Universität
Bonn
1932 - 1933 am Kirchenrechtlichen Seminar
der Universität Bonn
1930 Zweite juristische
Staatsprüfung beim Oberlandesgericht in Oldenburg, Ernennung zum
oldenburgischen Regierungsassessor, Zuweisung zum Oldenburger
Innenministerium (auf Antrag beurlaubt bis Ausscheiden 1933)
1931 Habilitation an der Universität Bonn bei
Heinrich Göppert mit der Schrift: „Rechtsschutz im
Wirtschaftsverwaltungsrecht I. Teil"
1931 -
1933 Privatdozent (für Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht
sowie Arbeits- und Wirtschaftsrecht) an der Universität Bonn
1931 - 1933 Mitglied der Vereinigung der Deutschen
Staatsrechtslehrer
1932 Tätigkeit als
Rechtsberater der Präsidialkabinette „von Papen" und „von Schleicher"
unter Leitung von Carl Schmitt
1932 Assistent
von Carl Schmitt beim Prozess „Preußen contra Reich"
1. Mai 1933 Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei (NSDAP)
1933 Hochzeit mit Tula
Simons, Tochter des Reichsaußenministers a. D. und
Reichsgerichtspräsidenten a. D. Walter Simons sowie der Erna Simons
geb. Rühle
1933 - 1937 Ordentlicher Professor
(für Öffentliches Recht) an der Universität Kiel in Nachfolge des nach
dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" aus dem
Dienst entfernten Walther Schücking; gemeinsam u. a. mit Georg Dahm
und Friedrich Schaffstein Mitglied der sog. „Kieler Schule" (auch:
„Stoßtruppfakultät")
1933 - 1934 Prodekan der
Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät
1934 - 1936 Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen
Fakultät, anschließend erneutes Prodekanat
1934
Geburt des ersten Sohnes, Konrad
1934 Ablehnung
einer Berufung an die Universität Tübingen
1934
- 1944 Mitherausgeber der „Zeitschrift für die gesamte
Staatswissenschaft"
1935 Beteiligung an der
Planung zur Reformierung der juristischen Studienordnung
1935 Beteiligung an der juristischen Vorbereitung der
„Nürnberger Gesetze"
1936 Geburt des zweiten
Sohnes, Ulrich (später: Ordentlicher Professor für Handels- und
Wirtschaftsrecht an der Universität Bonn)
1936
Knapp zweimonatiger Militärdienst
1936
Verweigerung der Teilnahme an der von Carl Schmitt organisierten
antisemitischen Hochschullehrertagung „Das Judentum in der
Rechtswissenschaft"; erster Bruch mit Carl Schmitt
1937 Ablehnung einer Berufung an die Technische Hochschule
München
1937 - 1941 Ordentlicher Professor (für
Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht, Arbeits- und
Wirtschaftsrecht sowie Verfassungsgeschichte) an der Universität
Leipzig
1937 Ernennung zum Mitdirektor des
Juristischen Seminars und des Instituts für Politik, ausländisches
öffentliches Recht und Völkerrecht
1939 - 1941
Dekan der Juristenfakultät
1938 Geburt des
dritten Sohnes, Albrecht
1939 Geburt des
vierten Sohnes, Gerhard
1939 Einberufung zur
Wehrmacht (ohne Kampfeinsatz), ab Januar 1940
Unabkömmlichstellung
1940 Ablehnung einer
Berufung an die Universität Prag
1941 Ablehnung
einer Berufung an die Universität Wien
1941 -
1945 Ordentlicher Professor (für Verfassungs- und Verwaltungsrecht) an
der Reichsuniversität Straßburg
1942 Geburt des
fünften Sohnes, Wolfgang (später: Evangelischer Landesbischof von
Berlin-Brandenburg und Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche in
Deutschland)
1942 Verleihung des
Kriegsverdienstkreuzes 2. Klasse
1944 Flucht
aus Straßburg, Umzug nach Falkau (heute: Feldberg im Schwarzwald),
dort zunächst Aufnahme im Haus des Historikers Hermann Heimpel, später
Umzug in eigene Unterkunft
1944 - 1945
Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg
1946 - 1950 Entnazifizierungsverfahren
1948 Einstufung als Mitläufer
1950
Wiederaufnahme und abschließende Einstellung des Verfahrens
1949 Umzug nach Freiburg im Breisgau
1950 Ansätze kritischer Reflektion über die eigene
Rolle während der NS-Zeit in Korrespondenz mit Carl Schmitt führen zum
endgültigen Bruch
1952 - 1956 Lehrbeauftragter
(für Verfassungsgeschichte, später auch für Wirtschaftsrecht und
Völkerrecht) an der Universität Freiburg
1956
Wiederaufnahme in die Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer;
seit 1950 heftige interne Auseinandersetzungen hierüber
1956 - 1957 Honorarprofessor (für Staatsrecht) an der
Universität Freiburg; zuvor erheblicher Widerstand der dortigen
Fachkollegen, insbesondere durch Fritz Pringsheim und Constantin von
Dietze
1957 - 1962 Ordentlicher Professor (für
Öffentliches Recht) an der Hochschule für Sozialwissenschaften in
Wilhelmshaven-Rüstensiel
1961 Beitritt zum
Rotary Club Wilhelmshaven
1961 Absicht der
Juristischen Fakultät der Universität Münster einer Berufung Ernst
Rudolf Hubers scheitert am Widerstand dortiger Fachkollegen
1962 Beitritt zur Gilde Hoher Meissner; auch
Mitgliedschaft in weiteren bündischen Vereinigungen wie dem
Freideutschen Kreis
1962 - 1968 Ordentlicher
Professor (für Öffentliches Recht) an der Universität Göttingen
1966 Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften zu
Göttingen
1968 Emeritierung
1977 Beitritt zur Vereinigung für Verfassungsgeschichte
28. Okt. 1990 Tod Ernst Rudolf Hubers in Freiburg im
Breisgau
Bearbeitungshinweis:
Informationen zur archivarischen Bearbeitung und Bewertung
Nach Abschluss der Bewertungs- und
Erschließungsarbeiten umfasst der Nachlass Ernst Rudolf Huber nunmehr
930 Archivalieneinheiten und ist damit einer der umfangreichsten
Nachlässe im Bundesarchiv.
Die in den Jahren
2000 und 2004 an das Bundesarchiv abgegebenen Teile des Nachlasses
wurden im Frühjahr 2005 durch das zuständige Fachreferat von Frau
Gisela Tischer zum größten Teil zu Bänden formiert (Bd. 1-1146),
signiert und vorläufig verzeichnet. Die vorläufige Verzeichnung
umfasste v. a. eine erste Titelbildung, die meist der Ordnerrücken-
oder Mappenbeschriftung des Nachlassgebers entsprach und die
vorarchivische Ordnung des Nachlassgebers beibehielt. Unbearbeitet
blieben Teile des im Nachlass enthaltenen Druckgutes, mehrere
Karteikästen und einige Kartons mit losem Material. Eine Bewertung und
eine inhaltliche Erschließung des Nachlasses erfolgten zu diesem
Zeitpunkt noch nicht. Im vorläufig erfassten Bearbeitungszustand wurde
der Nachlass zur Nutzung frei gegeben und von verschiedenen Nutzern
verwendet.
Im Sommer 2015 wurde Herr Stefan
Dünker vom Bundesarchiv beauftragt, im Zeitraum von September 2015 bis
September 2016 die Bewertung, Überarbeitung der vorläufigen
Verzeichnung und inhaltliche Erschließung des Nachlasses
durchzuführen. Der Nachlass umfasste zu diesem Zeitpunkt mit den im
Frühjahr 2005 vorläufig bearbeiteten und den damals unbearbeitet
gebliebenen Teilen sowie den 2013 nachgelieferten - ebenfalls
unbearbeiteten - Materialien einen Gesamtumfang von etwa 50 lfm.
Im Rahmen dieser abschließenden Bearbeitung erfolgte
zunächst die Überarbeitung der vorläufig verzeichneten Bände. Hierbei
wurden die vorläufigen Titel überarbeitet, um eine einheitliche und
systematische Beschreibung der Überlieferung im vorliegenden Nachlass
zu gewährleisten. Die Laufzeitangaben wurden überprüft und teilweise
korrigiert. Die Verzeichnungseinheiten wurden zudem erstmalig
inhaltlich beschrieben, zu Serien und Bandfolgen zusammengefasst und
in ein Klassifikationsschema eingeordnet. Da sich der Nachlass nach
der vorläufigen Verzeichnung bereits in der Nutzung befunden hatte,
wurde - soweit möglich - darauf verzichtet, Verzeichnungseinheiten
zusammenzulegen oder neu zu formieren. In einigen Fällen (weniger als
50 Bände) erschien es jedoch v. a. aus verzeichnungs- oder
lagertechnischen Gründen dringend angezeigt, von dieser Vorgehensweise
abzuweichen. Obwohl aufgrund der bereits erfolgten Nutzung des
Bestandes bei der Bewertung der vorverzeichneten Bände besonders
umsichtig vorgegangen wurde, erwiesen sich 306 Verzeichnungseinheiten
als nicht archivwürdig. Hierbei handelte es sich vorwiegend um
Doppelüberlieferungen, Kopien von Gerichtsurteilen, Manuskriptkopien,
Druckgut verschiedener Verfasser ohne Bearbeitungsspuren oder
erkennbaren Bezug zu Ernst Rudolf Huber sowie um Druckfahnen. Außerdem
wurden 14 Bände aus dem Nachlass separiert, die Schriften, Vorträge
und Predigten Wolfgang Hubers enthielten. Diese Bände sollen
vorbehaltlich der Zustimmung Wolfgang Hubers einen Vorlass für diesen
bilden.
Anschließend wurden die 2005 unbewertet
gebliebenen Teile des Nachlasses gesichtet und bewertet. Die
Karteikästen erwiesen sich als nicht archivwürdig und wurden kassiert,
da sie lediglich Vorarbeiten Hubers zu den nicht mehr zu seinen
Lebzeiten veröffentlichten Registerbänden seiner mehrbändigen
Publikationen enthielten. Diese wurden jedoch mittlerweile von
Nachfolgern Hubers veröffentlicht. Der Großteil des Druckgutes erwies
sich ebenfalls als nicht archivwürdig. Das in Kartons befindliche lose
Material hingegen wurde etwa zur Hälfte als archivwürdig bewertet,
sortiert, zu Bänden formiert (Bd. 1147-1158) und erfasst.
Abschließend erfolgte die Sichtung und Bewertung der
2013 nachgelieferten Unterlagen. Hierbei handelte es sich vor allem um
eine umfangreiche Sammlung von Korrespondenz und persönlichen
Unterlagen der Eheleute Huber, die weitestgehend als archivwürdig
eingestuft wurde. Die Schriftwechsel wurden nach Korrespondenzpartnern
sortiert und in chronologischer Reihenfolge geordnet zu Bänden
formiert und erfasst. Die Verzeichnungseinheiten mit persönlichen
Unterlagen wurden thematisch unter Beibehalt der vorarchivischen
Ordnung gebildet und verzeichnet. Diese Materialien bilden nunmehr die
Bände 1159-1250, 1252-1254, 1266 und 1267. In Einzelfällen wurden
einige wenige Unterlagen auch anderen, schon bestehenden Bänden
zugeordnet. Als nicht archivwürdig bewertet wurden in diesem Teil des
Nachlasses v. a. eine Reihe von Rechnungs- und Kassenbüchern. Zwei
Holzkisten enthielten in erster Linie private Familienfotografien. Bis
auf wenige Ausnahmen mit zeitgeschichtlich relevanten Motiven und
zuzuordnenden Porträtfotografien von Familienmitgliedern, die den
Bänden 1089 und 1224 zugeordnet wurden, erfolgte eine Rückgabe der
Bilder an die Nachkommen Ernst Rudolf Hubers.
Die Ordnungs- und Erschließungsarbeiten durch Herrn Stefan Dünker
wurden seitens des zuständigen Fachreferats durch Frau Beate
Schleicher archivfachlich betreut.
Inhaltliche Charakterisierung:
Der Nachlass Ernst Rudolf Huber umfasst Unterlagen aus der gesamten
Lebenszeit des Rechtswissenschaftlers und Verfassungshistorikers. Den
Hauptteil bilden allerdings die Unterlagen aus den Jahren nach 1944.
Die Flucht aus Straßburg im vorletzten Kriegsjahr stellt eine
deutliche Zäsur in der Überlieferung dar, die Mehrheit der
schriftlichen Unterlagen Hubers vor diesem Zeitpunkt scheint verloren
zu sein.
Thematische Überlieferungsschwerpunkte
des Nachlasses stellen neben Hubers äußerst umfangreicher
Korrespondenz vor allem seine publizistische Tätigkeit sowie seine
Arbeit als Rechtsgutachter und -berater dar.
Der überlieferte Schriftwechsel Ernst Rudolf Hubers umfasst
mehrere tausend Briefe. Anhand dieser wird der Überlieferungsbruch des
Jahres 1944 besonders deutlich. Bis auf wenige Ausnahmen, hierunter
die Korrespondenz mit seiner Familie und mit Carl Schmitt, sind nahezu
keine kontinuierlichen Briefwechsel über diese Zäsur hinaus
überliefert. Die Überlieferung von Schreiben aus der Zeit vor 1944,
überwiegend von Freunden aus dem Umfeld der Wandervogelbewegung, endet
zumeist bereits in den 1930er Jahren. Schriftwechsel mit Laufzeiten
bis in die 1940er Jahre, welcher insbesondere mit Fachkollegen zu
erwarten gewesen wäre, ist fast nicht überliefert.
In den Überlieferungen zur umfangreichen publizistischen
Tätigkeit Hubers - er veröffentlichte mehr als 30 Monographien und
Quelleneditionen, rund 200 Aufsätze und weit über 100
Buchbesprechungen - stechen vor allem Unterlagen zu Hubers Hauptwerk
„Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789" (erschienen 1957-1984 in
sieben Teilen und fast 8000 Seiten umfassend) hervor. Überliefert
werden hier vor allem verschiedene Bearbeitungsstufen der Texte.
Daneben sind auch Arbeitsunterlagen zu den mehrbändigen
Quelleneditionen „Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte" und
„Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert" sowie zur Publikation
„Wirtschaftsverwaltungsrecht" enthalten. Des Weiteren liegen
Sammlungen von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln Hubers, vorwiegend
aus der Zeit zwischen den späten 1920er und frühen 1950er Jahren, vor.
Darunter befinden sich auch unter Pseudonymen veröffentlichte Artikel
aus der Vorkriegszeit sowie Artikel aus der Zeit zwischen 1945 und
1952, die anonym oder unter anderen Namen (v. a. Tula Huber-Simons)
veröffentlicht wurden. Letztere werden in Hubers offizieller
Bibliographie nicht aufgeführt, jedoch lassen die
Überlieferungsstruktur, der Veröffentlichungszeitraum und die
behandelten Themen zumindest mit hinreichender Wahrscheinlichkeit
darauf schließen, dass auch diese Artikel von Ernst Rudolf Huber
verfasst wurden. Im Nachlass enthalten ist darüber hinaus eine Reihe
von unveröffentlichten oder unvollendeten Schriften Hubers. Die
Bearbeitungszustände reichen hierbei von ersten Überlegungen und
Notizen bis zu umfangreichen und beinahe druckfertigen Manuskripten
wie dem zwischen 1944 und 1950 bearbeiteten Buchprojekt „Deutsche
Verfassungsgeschichte von den Anfängen bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts".
Als Rechtswissenschaftler
verfasste Huber zahlreiche Rechtsgutachten und war für verschiedene
Stellen als rechtlicher Berater tätig. Vor allem aus der Zeit zwischen
1945 und den späten 1960er Jahren befinden sich zahlreiche Gutachten,
Arbeitsmaterialien und Materialsammlungen im Nachlass. Die Bandbreite
der von Huber gutachterlich bearbeiteten Themen ist sehr breit
gefächert, wobei sein Hauptaugenmerk auf wirtschafts-, verwaltungs-
und verfassungsrechtlichen Fragestellungen lag. Erwähnenswert sind
auch hier wieder einzelne Gutachten, die unter den Namen anderer
Rechtswissenschaftler verfasst wurden, die jedoch - wie aus
Schriftwechseln im Nachlass deutlich wird - zumindest in weiten Teilen
von Ernst Rudolf Huber stammen. Nachweisbar ist dies für Gutachten von
Wilhelm Grewe und Ernst Forsthoff aus den späten 1940er und frühen
1950er Jahren. Besonders umfangreich enthalten sind des Weiteren
Unterlagen Hubers aus seiner Tätigkeit als Mitglied des Arbeitskreises
Eisenbahnrecht.
Aus Hubers Tätigkeit als
Lehrstuhlinhaber an verschiedenen Hochschulen und Universitäten finden
sich im Nachlass vor allem Unterlagen aus seiner Zeit an der
Hochschule für Sozialwissenschaften Wilhelmshaven (1957-1962) und der
Universität Göttingen (1962-1968). Überlieferungen zu Hubers
Lehrtätigkeit vor 1945 fehlen, von einigen, meist fragmentarischen
Vorlesungsmanuskripten und vereinzelter Überlieferung in Hubers
Personalunterlagen abgesehen, nahezu vollständig.
Erwähnenswert sind zudem die vorliegenden Sammlungen von Reden
und Vorträgen des Nachlassgebers. Auch persönliche Aufzeichnungen
Hubers, beispielsweise einige frühe Unterlagen wie ein Tagebuch Hubers
aus seiner Wandervogelzeit oder mehrere autobiografische Berichte aus
den Jahren 1944-1946, erweisen sich als aufschlussreich.
Zuletzt enthält der Nachlass noch einen Anhang mit
einigen persönlichen Unterlagen der Familienmitglieder Ernst Rudolf
Hubers. Umfangreich sind hierunter persönliche und biografische
Unterlagen sowie Korrespondenz seiner Ehefrau, Tula
Huber-Simons.
Vorarchivische Ordnung:
Bestandsgeschichte
Das Bundesarchiv nahm im
Juli 1992 Kontakt zu Frau Tula Huber-Simons, der Witwe des 1990
verstorbenen Rechtswissenschaftlers und Verfassungshistorikers Ernst
Rudolf Huber, auf und bekundete Interesse an der Übernahme seines
Nachlasses. Eine grundsätzliche Übereinkunft hinsichtlich der Abgabe
des Nachlasses an das Bundesarchiv konnte im Folgenden zwar erreicht
werden, die Übergabe verzögerte sich jedoch, da Frau Huber-Simons die
Papiere ihres verstorbenen Gatten noch für Arbeiten an der Neuauflage
von Einzelbänden der Publikationen „Deutsche Verfassungsgeschichte
seit 1789" und „Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte"
benötigte. Im Oktober 1999 nahm einer der Söhne Ernst Rudolf Hubers,
Herr Wolfgang Huber, erneut Kontakt zum Bundesarchiv bezüglich einer
Übergabe des Nachlasses auf. Im März 2000 gelangte der Hauptteil des
umfangreichen Nachlasses, der sich bis dahin im Freiburger Haus des
Ehepaars Ernst Rudolf Huber und Tula Huber-Simons befunden hatte,
aufgrund eines Schenkungsvertrags in das Bundesarchiv und wurde mit
der Bestandssignatur N 1505 versehen. Weitere Ergänzungen erhielt
dieser Bestand im August 2004 durch zwei Aktenordner Ernst Rudolf
Hubers aus dem Nachlass der im Jahr 2000 verstorbenen Tula
Huber-Simons sowie im September 2013 durch eine Reihe von Unterlagen,
die in einem Ferienhaus der Familie in St. Blasien-Menzenschwand
aufgefunden worden waren.
Zitierweise: BArch N
1505/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch N 1505
- Umfang
-
932 Aufbewahrungseinheiten; 0,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> H
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Hinweise auf ergänzende Bestände
Sowohl im Bundesarchiv als auch in einigen auswärtigen Archiven werden Bestände verwahrt, welche die Überlieferung im Nachlass Huber ergänzen.
Unter der Bestandssignatur BArch R 4901/25741 verwahrt das Bundesarchiv eine Akte des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung u. a. zu Ernst Rudolf Huber. Daneben befinden sich im Bundesarchiv einige Nachlässe von Fachkollegen Hubers, die Korrespondenz mit oder über diesen enthalten. Beispiele hierfür sind die Nachlässe:
BArch N 1220 (Nachlass Hans Peters)
BArch N 1242 (Nachlass Walter Jellinek)
BArch N 1529 (Nachlass Werner Weber)
Ebenfalls im Bundesarchiv verwahrte, bislang jedoch noch nicht erschlossene Nachlässe von Fachkollegen Hubers mit denen er korrespondierte sind beispielsweise:
BArch N 1334 (Nachlass Gerhard Leibholz)
BArch N 1472 (Nachlass Roman Schnur)
BArch N 1483 (Nachlass Paul Kirchhof)
BArch N 1557 (Nachlass Ernst Friesenhahn)
BArch N 1617 (Nachlass Josef Isensee)
Zudem befindet sich der ebenfalls bislang noch weitestgehend unerschlossene Nachlass von Ernst Rudolf Hubers Schwiegervater, Walter Simons, unter der Signatur BArch N 1504 im Bundesarchiv.
Zur Verbindung Ernst Rudolf Hubers mit Carl Schmitt ist Material im Nachlass Carl Schmitt enthalten, der durch das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland verwahrt wird.
Weitere Korrespondenz Ernst Rudolf Hubers findet sich im Archiv des Verlags J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) innerhalb der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin (Laufzeit 1927-1974). Vereinzelte Schreiben besitzen zudem die Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau, das Deutsche Literaturarchiv und die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek.
Ergänzende Unterlagen zu Ernst Rudolf Hubers Tätigkeit an den Universitäten Bonn (1931-1933), Leipzig (1937-1941), Freiburg im Breisgau (1952-1957) und Göttingen (1962-1968) könnten in den dortigen Universitätsarchiven zu finden sein. Die Archivbestände der Hochschule für Sozialwissenschaften Wilhelmshaven (Tätigkeit Hubers in den Jahren 1957-1962) liegen ebenfalls im Universitätsarchiv Göttingen. Unterlagen der Reichsuniversität Straßburg (1941-1944) befinden sich im Archiv der Université de Strasbourg und im Bundesarchiv unter der Signatur BArch R 76-IV. Dokumente zur Tätigkeit Ernst Rudolf Hubers an der Universität Kiel (1933-1937) liegen im Landesarchiv Schleswig-Holstein im Bestand Abteilung 47.
Über eine kleinere Sammlung von Zeitungsartikeln zur Person Ernst Rudolf Hubers verfügt die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften.
Literatur: Schriften von Ernst Rudolf Huber (Auswahl)
Die Garantie der kirchlichen Vermögensrechte in der Weimarer Verfassung. Zwei Abhandlungen zum Problem der Auseinandersetzung von Staat und Kirche, Tübingen 1927.
Verträge zwischen Staat und Kirche im Deutschen Reich, Breslau 1930.
Das Deutsche Reich als Wirtschaftsstaat, Tübingen 1931.
Reichsgewalt und Staatsgerichtshof, Oldenburg 1932.
Wirtschaftsverwaltungsrecht. Institutionen des öffentlichen Arbeits- und Unternehmensrechts, Tübingen 1932.
Die Gestalt des deutschen Sozialismus, Hamburg 1934.
Vom Sinn der Verfassung. Rede, gehalten am 30. Januar 1935 anläßlich der Feier des Reichsgründungstages und des Tages der deutschen Revolution, Hamburg 1935.
Wesen und Inhalt der politischen Verfassung, Hamburg 1935.
Neue Grundbegriffe des hoheitlichen Rechts, Berlin 1935.
Friedrich Christoph Dahlmann und die deutsche Verfassungsbewegung, Hamburg 1937.
Verfassung, Hamburg 1937.
Heer und Staat in der deutschen Geschichte, Hamburg 1938.
Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches (=Verfassung, 2. Auflage), Hamburg 1939
Verfassungskrisen des Zweiten Reiches, Leipzig 1940.
Die Verfassungsrechtliche Stellung des Beamtentums, Leipzig/Berlin 1941.
Bau und Gefüge des Reiches, Hamburg 1941.
Aufstieg und Entfaltung des deutschen Volksbewußtseins, Straßburg 1942.
Goethe und der Staat, Straßburg 1944.
Quellen zum Staatsrecht der Neuzeit, 2 Bde., Tübingen 1949/1951
Wirtschaftsverwaltungsrecht, 2. Auflage, 2 Bde., Tübingen 1953/1954.
Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, 7 Bde., Stuttgart 1957-1984.
Selbstverwaltung der Wirtschaft, Stuttgart 1958.
Zur Problematik des Kulturstaats, Tübingen 1958.
Das Empfehlungsverbot. Eine kartellrechtliche Studie, Stuttgart 1959.
Die Einheit des Ruhrkohlenverkaufs und der Montanvertrag, Düsseldorf 1960.
Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte (=Quellen zum Staatsrecht der Neuzeit, 2. Auflage), 3 Bde., Stuttgart 1961-1966 [3. Auflage in 4 Bd., Stuttgart 1978-1992].
Rechtsstaat und Sozialstaat in der modernen Industriegesellschaft, Oldenburg 1962.
Nationalstaat und Verfassungsstaat. Studien zur Geschichte der modernen Staatsidee, Stuttgart 1965.
Grundgesetz und vertikale Preisbindung, Stuttgart 1968.
Grundgesetz und wirtschaftliche Mitbestimmung, Stuttgart 1970.
Mit Wolfgang Huber: Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Dokumente zur Geschichte des deutschen Staatskirchenrechts, 4 Bde., Berlin 1973-1988.
Bewahrung und Wandlung. Studien zur deutschen Staatstheorie und Verfassungsgeschichte, Berlin 1975.
Eine vollständige Bibliographie Ernst Rudolf Hubers würde rund 400 Veröffentlichungen aus dem Zeitraum zwischen 1927 und 1990 umfassen und stellt derzeit noch ein Desiderat dar. Erschwert wird eine solche Zusammenstellung neben ihrem bloßen Umfang vor allem durch Veröffentlichungen Hubers mit falscher oder ohne Autorenkennzeichnung. Hier aufgeführt wurden lediglich die Monografien, Editionen und Sammelbände Ernst Rudolf Hubers. Für eine in weiten Teilen vollständige Bibliographie bis zum Jahr 1972 (einschließlich Aufsätzen und Buchbesprechungen Hubers) sei auf die Zusammenstellung durch Tula Huber-Simons und Albrecht Huber innerhalb der Festschrift zum 70. Geburtstag Ernst Rudolf Hubers verwiesen. Eine Fortführung dieser Bibliographie ab 1973 lieferte jüngst der Historiker Ewald Grothe.
Sekundärliteratur zur Person Ernst Rudolf Hubers
Gessler, Philipp: Wolfgang Huber. Ein Leben für Protestantismus und Politik, Freiburg im Breisgau 2012.
Grothe, Ewald: Eine ‚lautlose' Angelegenheit? Die Rückkehr des Verfassungshistorikers Ernst Rudolf Huber in die universitäre Wissenschaft nach 1945, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 47. Jg. [1999], S. 980-1001.
Grothe, Ewald: Über den Umgang mit Zeitenwenden. Der Verfassungshistoriker Ernst Rudolf Huber und seine Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart 1933 und 1945, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 53. Jg. [2005], S. 216-235.
Grothe, Ewald: Zwischen Geschichte und Recht. Deutsche Verfassungsgeschichtsschreibung 1900-1970, München 2005.
Grothe, Ewald: „Strengste Zurückhaltung und unbedingter Takt". Der Verfassungshistoriker Ernst Rudolf Huber und die NS-Vergangenheit, in: Eva Schumann (Hrsg.): Kontinuitäten und Zäsuren. Rechtswissenschaft und Justiz im „Dritten Reich" und in der Nachkriegszeit, Göttingen 2008, S. 327-348.
Grothe, Ewald (Hrsg.): Carl Schmitt - Ernst Rudolf Huber. Briefwechsel 1926-1981. Mit ergänzenden Materialien, Berlin 2014.
Grothe, Ewald (Hrsg.): Ernst Rudolf Huber. Staat - Verfassung - Geschichte, Baden-Baden 2015.
Gusy, Christoph: Ernst Rudolf Huber (1903-1990). Vom neohegelianischen Staatsdenken zur etatistischen Verfassungsgeschichte, in: Peter Häberle u. a. (Hgg.): Staatsrechtslehrer des 20. Jahrhunderts. Deutschland, Österreich, Schweiz, Boston/Berlin, S. 641-653.
Jürgens, Martin: Staat und Reich bei Ernst Rudolf Huber. Sein Leben und Werk bis 1945 aus rechtsgeschichtlicher Sicht, Frankfurt am Main 2005.
Maetschke, Matthias: Ernst Rudolf Huber. Im Schatten Carl Schmitts. Ernst Rudolf Hubers Bonner Jahre 1924-1933, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.): Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 368-386.
Morgenstern, Ulf: Die riskante ‚Rückkehr in das gesegnete rheinische Land'. Über Ernst Rudolf Hubers sächsische und elsässische Jahre und deren Darstellung in seinen ‚Straßburger Erinnerungen', in: Ronald
Lambrecht; Ulf Morgenstern (Hgg.): ‚Kräftig vorangetriebene Detailforschungen'. Aufsätze für Ulrich von Hehl zum 65. Geburtstag, Leipzig/Berlin 2012, S. 243-273.
Schäfer, Herwig: Juristische Lehre und Forschung an der Reichsuniversität Straßburg 1941-1944, Tübingen 1999.
Walkenhaus, Ralf: Konservatives Staatsdenken. Eine wissenssoziologische Studie zu Ernst Rudolf Huber, Berlin 1997.
- Provenienz
-
Huber, Ernst Rudolf, 1903-1990
- Bestandslaufzeit
-
1899-2001
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Huber, Ernst Rudolf, 1903-1990
Entstanden
- 1899-2001