Bestand

Familie Marie Gräfin von Taubenheim (1815-1866) Wilhelm Graf von Taubenheim (1805-1894) (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Tochter von Wilhelm Herzog von Württemberg (GU 101, G 253) und Wilhelmine Prinzessin von Württemberg geb. Freiin von Tunderfeld-Rhodis (GU 102, G 254), geb. 29. Mai 1815 in Stuttgart, vermählt seit 17. September 1842 mit dem königlichen Oberststallmeister August Wilhelm Freiherr von Taubenheim (1805-1894), der 1859 von König Wilhelm I. zum Grafen erhoben wurde, gest. 31. Dezember 1866 in Stuttgart
Marie Gräfin von Taubenheim war vom 28. Mai 1832 bis zu ihrer Vermählung Äbtissin des adligen Damenstiftes Oberstenfeld.
Für die Einsichtnahme in den Bestand ist die Genehmigung des Chefs des Hauses Urach erforderlich. Die Benutzer sind zur Wahrung der Personenrechte verpflichtet.
Weitere Unterlagen über Marie Gräfin von Taubenheim verwahrt das Hauptstaatsarchiv in den Beständen E 55, E 157, G 306 und J 1.
Korrespondenz der Marie Gräfin von Taubenheim mit Justinus Kerner und mit Alexander Graf von Württemberg verwahrt das Deutsche Literaturarchiv Marbach (siehe Ingrid Kussmaul: (siehe dazu Ingrid Kussmaul: Die Nachlässe und Sammlungen des Deutschen Literaturarchivs (Verzeichnisse, Berichte, Informationen Band 23/1). Hg. von der Deutschen Schillergesellschaft. Marbach am Neckar 1999. S. 398, 878).

1. Biografien: Marie Gräfin von Württemberg wurde am 29. Mai 1815 in Stuttgart als Tochter von Wilhelm Herzog von Württemberg (1761-1830) und Wilhelmine Prinzessin von Württemberg (1777-1822), geborene Freiin von Tunderfeld-Rhodis, geboren. Ihre Mutter entstammte einer baltischen Soldatenfamilie, die dem niederen Adel angehörte, aufgrund der unebenbürtigen Ehe musste Maries Vater auf die Thronfolge für sich und seine Nachkommen verzichten. Marie genoss ihre Schulausbildung zeitweilig zusammen mit ihrem Bruder Constantin (1814-1824) in der Schweiz. Vom 28. Mai 1832 bis zu ihrer Vermählung war sie nominell Äbtissin des adeligen Damenstifts Oberstenfeld, das sie aber wohl nie betrat. Am 17. September 1842 heiratete sie den königlichen Oberstallmeister August Wilhelm Freiherr von Taubenheim. Dieser Ehe entstammen die Töchter Maria (*1843), Olga (*1850), die sich 1872 mit dem späteren Oberhofmarschall August Freiherr von Woellwarth-Lauterburg (1845-1908) vermählte, und Sophie (*1852), vermählt seit 1883 mit dem preußischen Rittmeister Ernst Bayer von Ehrenberg, sowie der Sohn Wilhelm (*1845). Marie starb nach längerer Krankheit am 31. Dezember 1866 in Stuttgart Ihr Ehemann, Oberstallmeister August Wilhelm Freiherr von Taubenheim, ist der Sohn des Kammerherrn und Stallmeisters August Freiherr von Taubenheim und dessen Gattin Caroline, geborene von Bawr. Wilhelm von Taubenheim wurde am 16. April 1805 in Stuttgart geboren. Sein Vater starb bereits nach kurzer Krankheit im Jahr 1806, die Mutter zählte zu den geistvollsten Frauen Stuttgarts und lebte bis zum Jahr 1858 im Hause ihres Sohnes. Beide Familien waren nach Württemberg eingewandert. Die Familie von Taubenheim stammte aus Sachsen, der Großvater Rudolf August Leberecht Freiherr von Taubenheim trat in württembergische Dienste und war zuletzt Staatsminister. Die Familie von Bawr stammte aus Kurhessen. Der Vater Wilhelms war ein Freund des Kronprinzen und späteren Königs Wilhelm I. gewesen, der sich nach den Tod des Vaters der Erziehung Wilhelm von Taubenheims annahm. Bis zum 16. Lebensjahr besuchte er das Gymnasium in Stuttgart, danach wechselte er an die Kriegsschule in Ludwigsburg, hier zeigte sich bereits seine großes Interesse an Pferden, das im zeitlebens geblieben ist und seine berufliche Karriere bestimmte. Im Jahr 1824 schrieb er sich an der Universität Göttingen ein und besuchte dort auch die Equitationsschule des bekannten Stallmeisters Airer. Nach längerem Aufenthalt an einer Reitschule in Wien kehrte er 1826 nach Stuttgart zurück und wurde zum Kammerherrn und Stallmeister ernannt. Im Jahr 1834 rief er zusammen mit Baron Julius von Hügel die Cannstatter Pferderennen ins Leben. Als ständiger Reisebegleiter stand er in engem Kontakt zu König Wilhelm I. Im Jahr 1840 unternahm Wilhelm von Taubenheim eine große Reise in den Orient. Er nahm unter anderem auch Friedrich Wilhelm Hackländer, der unter dem Titel "Reise in den Orient - Daguerreotypen aufgenommen während einer Reise in den Orient in den Jahren 1840 und 1841" eine umfangreiche und farbige Reisebeschreibung veröffentlichte. Die Reise führte sie die Donau hinab über Wien bis nach Giurgewo mit den Schiff, von da mit dem Pferd bis nach Konstantinopel, wo er Audienz beim Sultan erhielt. Danach ging es mit dem Schiff weiter nach Beirut, Rhodos, Zypern, Damaskus und Jerusalem. Von dort setzten sie ihre Reise fort nach Jaffa, wo sie Ibrahim Pasha trafen, und kamen durch den Sinai nach Ägypten. Die Rückreise traten sie mit dem Schiff über Malta, Sizilien, Neapel und Genua an. Zweck der Reise war auch der Erwerb von Araberpferden, die in das königliche Gestüt gebracht wurden. Im Jahr 1841 wurde Freiherr von Taubenheim zum ersten Stallmeister ernannt und zum Leiter des königlichen Hoftheaters bestellt. Am 6. April 1859 erhob König Wilhelm I. von Württemberg Wilhelm von Taubenheim wegen seiner treuen Dienste in den erblichen Grafenstand. Auch unter König Karls Regierung wurde er häufig mit wichtigen Aufträgen betraut, so be gleitete er den König im Winter auch oft nach Südfrankreich. Nach dem Tod von König Karl bat Graf Taubenheim in Rücksicht auf sein hohes Alter und seine angegriffene Gesundheit um seinen Abschied. König Wilhelm II. von Württemberg gewährte den erbetenen Abschied unter Anerkennung seiner "langjährigen treuen und ausgezeichneten Dienste". Graf Taubenheim starb am 4 Januar 1894 im Alter von 89 Jahren in Stuttgart. Die Kinder aus der Ehe von Marie von Württemberg und Wilhelm von Taubenheim nahmen im gesellschaftlichen Leben in Württemberg keine herausragende Stelle ein. Marie Sophie Wilhelmine, geboren am 31. Juli 1843 in Stuttgart, wurde wenige Monate nach dem Tod ihres Vaters, am 10. Juni 1894, Oberin des Diakonissenhauses in Stuttgart. Marie verstarb am 11. April 1919 in Stuttgart. Ihr Bruder Wilhelm Paul Karl Heinrich, geboren am 4. April 1845 in Stuttgart, schlug zu erst die militärische Laufbahn ein, nahm als Kavallerieleutnant im Jahr 1866 am Krieg gegen Preußen und den Norddeutschen Bund sowie als Oberleutnant am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 teil. Im Oktober 1871 ernannte ihn König Karl von Württemberg zum Stallmeister, im März 1874 zum Kammerherrn. Wohl mit seiner Stellung und seinen Lebensumständen unzufrieden bat er im Jahr 1880 um Entlassung aus der württembergischen Staatsangehörigkeit, um nach niederländisch Ostindien auszuwandern. Seine Reise führte ihn über Ägypten nach Batavia auf Java, wo er im Mai 1880 ankam. Dort trat er in den Militärdienst als Oberleutnant der Infanterie ein. Am 13. September 1887 verstarb Wilhelm Paul Graf von Taubenheim unverheiratet in Niederländisch-Ostindien. Olga Charlotte Theodolinde Wilhelmine, geboren am 15. September 1850 in Stuttgart, heiratet am 17. September 1872 den späteren Oberhofmarschall August Freiherr von Woellwarth (1845-1908), deren Ehe kinderlos blieb. Sie starb am 16. Mai 1925 in Stuttgart Die jüngste Tochter Sophie Marie Julie, geboren am 25. Oktober 1852, heiratet am 22. September 1883 in Lindau den preußischen Rittmeister Ernst Bayer von Ehrenberg, deren Ehe ebenfalls kinderlos blieb. Sie lebten später in Baden-Baden, wo sie auch starben.

2. Zur Ordnung und Verzeichnung des Bestandes: Der vorliegende Bestand gelangte zusammen mit dem Archiv der Herzöge und Fürsten von Urach als Depositum im Jahre 1987 ins Hauptstaatsarchiv. Dort bildet das Archiv des Hauses Urach innerhalb der Beständegliederung (Tektonik) die GU-Beständeserie. Bei der Neuordnung des Archivs durch Dr. Wolfgang Schmierer erhielten die Unterlagen zu Marie und Wilhelm von Taubenheim die Signatur GU 108. Der Bestand GU 108 enthält vor allem Unterlagen zur Familie des Wilhelm Graf von Taubenheim. Dazu gehören besonders genealogische Unterlagen zur Familie Taubenheim, daneben Familienpapiere wie die Urkunde König Wilhelm I. über die Verleihung der erblichen Grafenrechte sowie einen interessanten Reisebericht zur Orientreise im Jahr 1840, die ihren publizistischen Niederschlag im Reisebericht von Friedrich Wilhelm Hackländer fand. Den umfangreichsten Teil des Bestandes nehmen die Korrespondenz von Marie und Wilhelm von Taubenheim ein. Beide Serien bieten interessante Einblicke in das adelige Leben in Württemberg des 19. Jahrhunderts. Vor allem die Briefe an Wilhelm von Taubenheim, so die Schreiben der Könige Wilhelm I. und Karl, sowie vor allem der Tochter König Wilhelms, Sophie Fredericke, Königin der Niederlande, gehen über Alltägliches hinaus und enthalten auch aktuelle politische Themen sowie Schilderungen von Intrigen und Streit am königlichen Hof. Daneben enthalten die Briefe auch Reiseberichte und Familienangelegenheiten. Interessant sind auch die Briefe König Karls mit Mitteilungen über seine Beziehungen zu Richard Jackson und Charles Woodcock. Der Bestand wurde im Sommer/Herbst 2004 vom Unterzeichner erschlossen. Er umfasst 0,6 lfd. Meter mit 45 Nummern. Stuttgart, im November 2004 Peter Bohl

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, GU 108
Umfang
45

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Archiv der Herzöge von Urach
Verwandte Bestände und Literatur
Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. A. a. O. S. 385.

Bestandslaufzeit
Zwischen 1761 und 1917

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • Zwischen 1761 und 1917

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