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Grundprobleme der Bankplanung unter besonderer Berücksichtigung der Institute des langfristigen Kredits
Grundprobleme der Bankplanung unter besonderer Berücksichtigung der Institute des langfristigen Kredits (I) Planung, d.h. die bewußte Lenkung und Steuerung des Betriebsgeschehens auf ein zur Sicherung der Existenz und des Wachstums für richtig und notwendig gehaltenes Ziel, ist ein Wesenselement jeder Unternehmung. Als in die Zukunft gerichteter Prozeß ist sie der Improvisation überlegen, wirft jedoch gerade für die Kreditinstitute aufgrund der Eigenarten bankbetrieblicher Leistung und Leistungserstellung besondere Probleme auf: - Bankleistungen sind Verbundleistungen stoffloser, abstrakter Struktur ohne exakt meßbares Mengengerüst. - Art und Menge der nachgefragten Leistungen schwanken stark; diesen Schwankungen sind die Institute als Dienstleistungsunternehmen unmittelbar ausgesetzt, da sie nicht auf Lager produzieren können. Die Vorteile der Planung (das frühzeitige Erkennen von Marktunsicherheiten und Reaktion auf deren Auswirkungen sowie schnellere Korrektur der Konsequenzen von Fehlentscheidungen) haben in den letzten Jahren dazu geführt, daß die Planung durch die Geschäftsleitungen der Banken stärker betont und systematischer als früher durchgeführt wurde. Die Improvisation als Ergänzung ist aufgrund der Prognoseunsicherheit jedoch auch bei planungsbetonter Bankpolitik unverzichtbar. Bei der Installierung eines Planungssystems sollte die Planung zunächst in Teilbereichen, die - eine relativ leicht prognostizierbare Entwicklung aufweisen, - leicht von anderen Planbereichen abgrenzbar sind, - einen Engpaßbereich darstellen, beginnen. Der Planungszeitraum der Langfristplanung beträgt, obwohl nicht für alle Institute allgemeingültig festzulegen, in der Regel fünf Jahre, praktikable Planungshorizonte im kurzfristigen Bereich beginnen bei einem halben Jahr, ein Zeitraum von weniger als drei Monaten ist nicht Planung, sondern Disposition. Weiter ist zu beachten, daß der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit der Bankplanung zwar Grenzen setzt, quantifizierte Aussagen über Nutzen und Kosten der Planung aber nicht möglich sind. Besonderheiten für Institute des langfristigen Kredits liegen darin, daß wegen des schmaleren Leistungssortiments der Umfang der Planungsaufgaben geringer, andererseits aber besonders vom Konjunkturverlauf und der Kapitalmarktentwicklung abhängig ist, was um so problematischer wird, - je größer der Anteil des Neugeschäfts am Gesamtgeschäft und - je größer die Zahl der Großkunden ist. Wegen der relativ schwachen Kundenbindung sind die Institute des langfristigen Kredits stärker konkurrenzabhängig, außerdem können sie nicht so flexibel auf Marktänderungen reagieren wie die Universalbanken. Im Rahmen der Zielplanung ist das Zielsystem einer Bank aus ihrem Grundauftrag abzuleiten. Zu unterscheiden sind dabei Sicherungsziele (Mindestziele, die dem Hauptziel untergeordnet sind und der Existenzsicherung dienen) und Auftragsziele, Ziele für die Geschäftsbereiche also, die dem öffentlichen Aufrag verpflichtet sind. Auftragsziele können von anderen Zielen kurzfristig verdrängt werden, wenn die Realisierung der Sicherungsziele gefährdet erscheint.
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 7 ; Year: 1974 ; Issue: 3 ; Pages: 292-312
- Klassifikation
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Wirtschaft
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Mülhaupt, Ludwig
Dolff, P.
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Duncker & Humblot
- (wo)
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Berlin
- (wann)
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1974
- DOI
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doi:10.3790/ccm.7.3.292
- Letzte Aktualisierung
- 10.03.2025, 11:43 MEZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Artikel
Beteiligte
- Mülhaupt, Ludwig
- Dolff, P.
- Duncker & Humblot
Entstanden
- 1974