Lesezeit: ca. 12 Minuten
Schöne Bärte und schemenhafte Masken
Der Schembartlauf ist ein Faschingsumzug, der im spätmittelalterlichen Nürnberg stattfindet. Die Hintergründe und Deutungen des Schembartlaufs sind in der Forschung stark umstritten. So ist schon die Herkunft des Wortes unklar. Möglicherweise bezeichnet „Schembart“ eine Maske mit Bart, die auch Schönbart genannt wird und sich vom mittelhochdeutschen schemebart und dem frühneuhochdeutschen schemper herleitet. Allerdings werden beim Schembartlauf wohl Masken ohne Bart getragen. Ein weiterer Erklärungsversuch stellt eine Verbindung zwischen Schembart und scheinbar her – demnach wären Schembartläufer Scheinboten, die zur Karnevalszeit, wenn alle Regeln auf den Kopf gestellt sind, ihr Unwesen treiben.
Kostüme, Kamelle und Kölsch – oder was ist Karneval?
Schon Höhlenmalereien zeigen mit Tierfellen und Hörnern ver- bzw. bekleidete Menschen. Eine altbabylonische Inschrift aus der Zeit des Priesterkönigs Gudea verweist auf ein siebentägiges Fest, das nach Neujahr gefeiert wird und während dem „die Sklavin der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite [ist]. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Diese rituelle Verkehrung gesellschaftlicher Machtverhältnisse gibt es außerdem im Alten Ägypten zu Ehren der Göttin Isis, im antiken Griechenland zu Ehren des Dionysus (genannt Dionysien) und bei den Römern zu Ehren des Saturn (Saturnalien).
Auf dem Holzweg? Saturnalien und Wintervertreibungen
Während der Saturnalien finden öffentlich Essgelage, Trinkgelage und Umzüge mit prächtig geschmückten Wagen statt. Versklavte tauschen mit ihren Besitzenden die Rollen, dürfen sagen, was ihnen in den Sinn kommt und am gleichen Tisch essen. Der Regelbruch ist festgelegt, begrenzt und damit kontrollierbar. Für kurze Zeit herrscht so etwas wie Gleichheit.