All jene, die im nationalsozialistischen Deutschland geblieben waren, benötigen für die Filmproduktion, das Mitwirken an einem Film oder für die Eröffnung eines Kinos eine Lizenz von der jeweiligen Besatzungsbehörde. Die Westalliierten halten sich mit solchen Lizenzen zurück, setzen stattdessen auf Umerziehung durch ihre eigenen Filme und konzentrieren sich außerdem auf den Aufbau demokratischer Strukturen in Rundfunk und Presse.
Die im Nationalsozialismus zentralisierte und ausgebaute ufa lösen die westlichen Alliierten auf. Es entstehen zahlreiche kleine, miteinander konkurrierende Produktionsfirmen. Die Konkurrenz zwischen diesen Firmen soll die Konzentration von Macht und Einfluss sowie eine erneuet Gleichschaltung verhindern.
In den Westzonen untersteht die Filmproduktion der jeweiligen Militäradministration. Diese arbeiten bis zur Gründung der Trizone im Jahr 1949 getrennt, allerdings orientieren sich Großbritannien und Frankreich am Vorgehen der USA. Die Westalliierten setzen beim Film bevorzugt deutsche Emigranten ein. So wird beispielsweise der 1933 in die USA emigrierte Produzent Erich Pommer im Sommer 1946 zum ranghöchsten amerikanischen Filmoffizier ernannt.
Neben der berechtigten Skepsis gegenüber deutschen Filmschaffenden, wollen die USA außerdem Konkurrenz zu ihren eigenen Filmen verhindern. Für Hollywood-Studios ist ein Filmdreh in Europa vorteilhaft, da Vermögenswerte teilweise eingefroren sind, was bedeutet, dass Geld nur in Europa und dort z. B. innerhalb Deutschlands ausgegeben werden darf. Während die Lizensierungsverfahren für deutsche Filme oft langwierig sind, drehen Regisseure wie Billy Wilder, Jaques Tourneur (Berlin Express) und Howard Hawks (Ich war eine amerikanische Kriegsbraut) in Deutschland.
Billy Wilder war direkt 1933 nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten in die USA emigriert und hatte dort als Regisseur Fuß fassen können. Nach dem Krieg spricht er sich für eine Umerziehung der Deutschen durch Unterhaltung aus. Beispielhaft dafür ist Eine auswärtige Affäre mit Marlene Dieterich, John Lund und Jean Arthur. Der Film kommt als Komödie daher, thematisiert aber gleichzeitig den Umgang mit NS-Kollaborateur*innen, die schleppende Entnazifizierung und die Not der deutschen Bevölkerung, der von vielen vor Ort stationierten Soldaten ausgenutzt wird.
Marlene Dietrich spielt eine Nachtclub-Sängerin, die im Nationalsozialismus mit der Naziführung kollaboriert hatte. Dietrichs Kostüme im Film sind die gleichen, die sie während des Krieges bei der USO, der US-amerikanischen Truppen-Unterhaltung, getragen. Die Dreharbeiten finden trotz der amerikanischen Produktion übrigens größtenteils in der sowjetischen Zone Berlins statt. In den USA kommt der Film 1948 ins Kino – in Deutschland ist er zunächst gar nicht zu sehen und läuft erst 1977 in der Bundesrepublik im Fernsehen.
Filmstudios wie jene in Berlin-Tempelhof oder in München-Gieselgastieg nutzen die Alliierten zunächst für eigene Produktionen. Deutsche Filmschaffende drehen improvisiert und mobil unter freiem Himmel. Ab 1947 stehen die Studios dann auch ihnen wieder zur Verfügung. Ab diesem Zeitpunkt zeichnet sich der Weg ab, den der deutsche Film in der Bundesrepublik einschlagen wird: Es ist die Rückkehr ins Studio, zum kontrollierten, technisch ausgeklügelten Studiofilm, wie er im Nationalsozialismus perfektioniert worden war. Es ist seichte Unterhaltung und gepflegtes Vergessen.
Viele Filmschaffende arbeiten sowohl für die DEFA als auch für Produktionen der westlichen Alliierten. Einige Regisseure leben in der Westzone aber arbeiten in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Im Rahmen des Filmaustauschs werden in der SBZ produzierte Filme in den Westzonen gezeigt und andersherum. Die Mörder sind unter uns beispielsweise feiert in drei unterschiedlichen Besatzungszonen Premiere. Filmproduktion und Filmvorführung sind bis 1949 also vornehmlich bürokratisch und ideologisch voneinander getrennt.