„Norden ist oben“: Die heute selten hinterfragte Konvention auf Land- und Seekarten die Himmelsrichtung Norden am oberen Kartenrand zu definieren, ist tatsächlich eine relativ junge Handhabung: Denn erst mit der Renaissance und der Wiederentdeckung von Claudius Ptolemäus‘ Weltkarte aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. rückten Geografen davon ab, den Osten mit der heiligen Stadt Jerusalem an den oberen Kartenrand zu zeichnen.
Ptolemäus, griechischer Mathematiker und Astronom, hatte für seine Berechnungen den nördlichen Polarstern als Fixpunkt verwendet und die Erdoberfläche auf eine Ebene projiziert; als Breitengrade verwendete er gekrümmte Linien. Seine Abbildung der Welt wurde später, nach der Entdeckung Amerikas, verbessert und letztlich zum Standard. Ptolemäus‘ Definition der Breitengrade, des Äquators bei 0° und die der Pole bei +-90° ist noch heute gültig. Wie wichtig der Orient bis dahin war, zeigt auch die etymologische Herkunft des Wortes „Orientierung“: Der Orient war maßgebend. Das zeigt sich in den Wörtern ebenso wie in der Geschichte der Kartographie.
An dem historischen Kartenmaterial in der Deutschen Digitalen Bibliothek kann man verschiedene kartographische Aspekte studieren: Landkarten, Seekarten, Atlanten und geographische Schulwandbilder von Datenpartnern wie der SLUB Dresden und der Deutschen Fotothek, dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung oder kleineren Institutionen wie dem Sylter Heimatmuseum zeigen die Entwicklung der Kartographie ebenso wie die politischen Dimensionen von Kartenmaterial.