Schloss
Schloss Eggenberg (Graz)Eggenberg Castle (Graz)
Schloss Eggenberg präsentiert sich heute auf den ersten Blick als einheitlicher Bau des 17. Jahrhunderts. Große Teile des Baukerns stammen jedoch aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. Balthasar Eggenberger erwarb zwischen 1460 und 1463 den Orthof, erweiterte ihn und richtete bis 1470 eine Kapelle ein. Im 16. Jahrhundert wurde das Schloss an den höheren sozialen Status der Familie angepasst und mehrfach erweitert. Ab 1625 plante Giovanni Pietro de Pomis unter Fürst Hans Ulrich von Eggenberg einen umfassenden Umbau, der alte Teile wie die gotische Marienkapelle integrierte. Der gedankliche Schöpfer der Schlossanlage, Fürst Hans Ulrich von Eggenberg, verwirklichte mit seiner neuen Residenz ein tief von der magischen Naturphilosophie und von der Vorstellung der Ordnung der Welt geprägtes, architektonisches Konzept. Es sollte das Universum repräsentieren. Schloss Eggenberg wurde dreigeschoßig über einem rechteckigen Grundriss errichtet, dessen geometrisches Zentrum vom Turm mit der gotischen Kapelle gebildet wird. Alle vier Ecken des Schlosses sind turmartig um eineinhalb Stockwerke höher als das übrige Gebäude. Jeder dieser vier Türme ist in eine der vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die Zahl 4 steht für die vier Jahreszeiten und die vier Elemente. Der Innenhof wird durch einen Verbindungstrakt sowie durch einen Querflügel in einen rechteckigen und zwei kleinere Höfe unterteilt. Er ist an drei Seiten von dreigeschoßigen Pfeilerarkaden umgeben. Um das Schloss ist ein breiter Trockengraben mit Steinbrücken angelegt. Als eine weitere Grundlage für dieses „Universum Schloss Eggenberg“ gilt der Kalender. Das System der gregorianischen Kalenderreform stellte in der Zeit des Schlossbaues eine große Neuerung dar. Es ordnet den Schlossbau logisch und mathematisch und spiegelt zudem sämtliche Werte der Zeitrechnung wider. Schloss Eggenberg besitzt 365 Außenfenster, für jeden Tag eines Jahres. Im zweiten Stock, der Beletage, befinden sich 52 Außenfenster, für jede Woche eines Jahres. Jedes Stockwerk im Haus birgt 31 Räume für die maximale Anzahl der Tage eines Monats. Im zweiten Obergeschoß sind außen ringförmig 24 Prunkräume angeordnet, die die Stunden eines Tages symbolisieren. Der gesamte Bau ist symmetrisch angelegt. Dadurch ergeben sich im zweiten Obergeschoß zwei gleich große Hälften, zu denen je 12 Räume zählen, die für die Stunden von Tages- und Nachthälfte stehen. Auch die Raumdisposition ist Teil des Programms. Das Gebäude folgt einer streng hierarchischen Ordnung. Im Erdgeschoß befanden sich ausschließlich Räume für wirtschaftliche Zwecke. Das erste Obergeschoß diente dem alltäglichen Leben. Dort befanden sich die Wohnräume der Familie, und genau in der Mittelachse über der Tordurchfahrt richtete Hans Ulrich seinen Audienzsaal ein. Das zweite Obergeschoß wurde als Prunkgeschoß, das gegebenenfalls in Appartements für Gäste unterteilt werden konnte, eingerichtet und birgt Repräsentations- und Festräume. Genau in der Mittelachse über der Tordurchfahrt und dem Audienzsaal befindet sich der Planetensaal als Höhepunkt des Programmes. Weitere barocke Ausstattungen erfolgten ab 1666 unter Johann Seyfried von Eggenberg. Nach dem Aussterben der Eggenberger wurde das Schloss im Rokoko-Stil renoviert, vor allem das Prunkgeschoss und die Gartenanlage wurden modernisiert.
- Standort
-
Schloss Eggenberg (Graz)
- Sammlung
-
Architektur der Europäischen Renaissance
- Ereignis
-
Herstellung
- (wann)
-
1470-1762
- Ereignis
-
Auftrag
- Letzte Aktualisierung
-
05.03.2025, 16:25 MEZ
Datenpartner
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Schloss
Beteiligte
Entstanden
- 1470-1762