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Emundts, Arnold (Bestand)

Form und Inhalt: Vorwort
Der Architekt Arnold Emundts (1906 - 1943) war künstlerischer Leiter des Architekturbüros der Reichsausstellung "Schaffendes Volk", die 1937 in Düsseldorf stattfand. Er hat, neben Musterhäusern wie z.B. Haus Nr. 20 in Halle 46 - Chamberlainstraße 5 in der Schlagetersiedlung, auch zahlreiche weitere Gebäude in Düsseldorf entworfen und gebaut. Im Begleitbuch zur "Reichsausstellung Schaffendes Volk" verfaßte er einen Artikel zur Schlageterstadt (8-16-1-26.8653 [alt: Bibliothek PG 26, Bd. 1], S. 95-99). Für die Dauer von zwei Jahren (1936 -1937) war Arnold Emundts als Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie tätig. Seine Tätigkeit als Architekt in Düsseldorf umfaßt den Zeitraum von 1935 bis 1940.
Der Nachlaß des 1943 vor Stalingrad vermißten Architekten Arnold Emundts wurde dem Stadtarchiv am 19.09.1991 von seiner Tochter, Frau Ursula Müller, wohnhaft in Meerbusch-Lank, übergeben. Es handelte sich dabei um einen Umzugskarton und drei weitere kleine Kartons mit Akten und schriftlichen Unterlagen. Hinzu kamen noch zwei Plastiksäcke mit gerollten Plänen und einer Mappe.
Frau Müller hatte die Pläne und Unterlagen nach dem Tode ihrer Mutter 1990 auf dem Dachboden des elterlichen Hauses, Robert Bernardis Straße 11 in Düsseldorf-Golzheim, gefunden.
Der Nachlaß ist dem Stadtarchiv als Geschenk ohne besondere Auflagen übergeben worden.
Zum Musterhaus in der Schlagetersiedlung vergleiche auch 0-1-18-1791.0000. Ebenfalls in den Beständen des Stadtarchivs vorhanden, ist eine Personalsakte Arnold Emundts der Stadtverwaltung, 0-1-5-6940.0000, Laufzeit 1935 - 1937.
Der Nachlaß wurde nach Vorarbeiten des Architekturstudenten Klaus Schmitz 1995 von dem Historiker Bernd Krings, Düsseldorf, im Rahmen seines Praktikums am Stadtarchiv Düsseldorf verzeichnet.
Düsseldorf im November 1995C. v. L.- C.
Biographie
Der Architekt Arnold Emundts wurde als Sohn des Maurermeisters Jacob Emundts am 20. Mai 1906 in Bad Aachen geboren.
Nach dem Besuch der Volksschule wechselte Arnold Emundts zum Gymnasium in Aachen, das er bis zur Untertertia besuchte, um dann zur Gewerblichen Tag- und Handelsschule überzuwechseln. Es zeigte sich schon sehr früh eine Begabung des Schülers Emundts für das Zeichnen. Er war ein aufmerksamer Schüler mit besten Noten, was auch aus seinem Abgangszeugnis hervorgeht. Von 1922 bis 1924 arbeitete er bei J. Bachmann, einem Architekt in Aachen, um erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese Ausbildung beschloß Emundts ebenfalls mit einem sehr guten Zeugnis. In der Zeit von 1924 bis 1927 besuchte er die Staatliche Baugewerkschule in Aachen, die er mit "Auszeichnung bestanden" verläßt. Noch im Jahr 1927 absolvierte Emundts ein Praktikum bei Heinrich Kuve, der ein Baugeschäft in Merkstein führt.
Es gelang dem Baumeister zunächst in der Dortmunder Architektengemeinschaft Pinno & Grund als Architekt und Bauleiter Fuß zu fassen. Während der Beschäftigung bei Pinno & Grund war Emundts "bestimmend", wie es in seinem Zeugnis heißt, an folgenden Projekten beteiligt: Handelskammer Dortmund, Ehrenmal Franzosenopfer Dortmund, Kriegerehrenmal Dortmund, Kriegerehrenmale Herbede und Bövinghausen (Stadtteil von Dortmund), Evangelische Kirche am Westfalendamm Dortmund, Reichshauptbank Berlin, Autogeschäft Rosenberg, Umbauten Grafenhof, Lehmkuhler und Fischer, Skihütte im Öztal, Stahlkirche Niederhausfeld und Nikolaikirche.
Emundts arbeitete für die Architektengemeinschaft vom 1.4.1927 bis zum 31.5.1933. Aufgrund fehlender Bauaufträge mußte sich die Gemeinschaft 1934 auflösen. Emundts blieb noch vom 1.1.1934 bis zum 15.1.1935 bei Karl Pinno in dessen Büro. Wesentliche Arbeiten bei Pinno sind: Der Umbau Eick, einige Einfamilienhäuser sowie die Siedlungen in Duisburg-Huckingen und Recklinghausen sowie ein Pfarrhaus in Witten. Im Dezember 1933 wurde der Architekt Emundts Mitglied der Reichskulturkammer.
Nach der Trennung von Karl Pinno 1935 trat Emundts als technischer Angestellter in den Dienst der Stadt Düsseldorf ein. Dort war der Architekt bis zum 31.3.1937 beschäftigt. Neben dieser Tätigkeit nahm Emundts vom Herbst 1936 für ein Jahr einen Lehrauftrag an der Düsseldorfer Kunstakademie war. Sein ehemaliger Arbeitgeber Peter Grund - inzwischen Professor und Direktor der Kunstakademie - holte den äußerst begabten Architekten an die Akademie. Emundts unterrichtete dort Geometrie und perspektivisches Zeichnen.
Das Jahr 1935 brachte für den erfolgreichen Architekten auch ganz persönliche Veränderungen. Er heiratete Karoline Becker, geb.11.05.1908, die wie er ebenfalls aus Bad Aachen stammte. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.
Wegen der Nebenbeschäftigung als Lehrbeauftragter an der Kunstakademie kam es zum Streit mit der Stadtverwaltung, an dessen Ende Emundts schließlich sein Beschäftigungsverhältniss bei der Stadt Düsseldorf kündigt. Die Gründe hierfür können nur vermutet werden, es gibt jedoch Hinweise dafür, daß die Verminderung des Gehalts seitens der Stadt den Auschlag für die Kündigung gegeben hat.
Der letzte Lebensabschnitt von Arnold Emundts, der die Jahre 1937 bis 1943 umfaßt, war geprägt einerseits von dem Wunsch, eine neue berufliche Perspektive zu finden, andererseits zeichneten sich schon die Vorboten und kurz darauf auch schon die ersten Auswirkungen des Krieges ab. Zunächst wurde der Architekt nach seinem Ausscheiden aus dem städtischen Dienst künstlerischer Leiter und Stellvertreter von Prof. Grund bei der Planung und vor allem der Durchführung der großen Reichsaus-stellung "Schaffendes Volk" in der Zeit vom 1.April bis zum 31. Mai 1937. Er selbst plante und baute für die Ausstellung zwei Häuser. Die für die Stadt Düsseldorf städteplanerisch wichtige Ausstellung - der neue Stadtteil Golzheim wurde geschaffen - zog fast 6 Millionen Besucher an und verhalft ihr damit nicht zuletzt auch zu Einnahmen. Nach Abschluß der erfolgreichen Ausstellung wurde Emundts als leitender Architekt mit der Planung der Internationalen Verkehrsausstellung in Köln betraut. Die Ausstellung sollte 1940 stattfinden.
Im Jahr 1937 arbeitete Emundts für kurze Zeit - die Planung der IVA Köln ließ kaum mehr Zeit übrig - im Büro des Architekten W. Gilges in Neuss. Projektiert wurde dort ein Verwaltungsgebäude für die Stadtwerke Neuss an der Hammer Landstraße. Emundts gelang es in dieser Zeit, eine Reihe von Wettbewerben zu gewinnen und auch ausführen zu lassen, so z.B. die Volksschule in der Siedlung Tannenhof in Düsseldorf. Der 1. Preis im Wettbewerb um den Neubau des Stadtsparkassengebäudes in Düsseldorf wurde Emundts aberkannt, weil die Bindung zu Prof. Grund all zu eng erschien und zu Protesten anderer beteiligter Architekten führte, "Unterstellte dürfen nicht an dem Wettbewerb teilnehmen".
Am 1.11.1940 erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht, der er sich nicht entziehen konnt, obwohl sein Lehrer Prof. Grund versuchte, ihn unabkömmlich stellen zu lassen. Ebenfalls im November des Jahres 1940 erhielt Emundts ein Angebot der Stadt Königsberg zur Mitarbeit an der Umgestaltung der Stadtmitte. Der Architekt erwog zusammen mit seiner Familie in Königsberg zu arbeiten, da das Angebot nicht zuletzt auch finanziell verlockend erscheint. Der Krieg in Rußland beendete jedoch die Lebensplanung für Arnold Emundts und seine Familie, so wie für viele andere auch.
Seit der Schlacht um Stalingrad und deren Ende im Februar 1943 galt Emundts als vermißt. Die Hoffnungen auf eine Rückkehr Emundts, die sich seine Frau und die Kinder machten, erfüllten sich nicht. Genährt wurde diese Hoffnung durch den Bericht zweier Kameraden aus der Einheit Emundts, nach welchem sich der Architekt in einem Gefangenenlager bei Moskau aufhalte. Frau Emundts konnte aber darüber hinaus keine weiteren Information über den Verbleib ihres Gatten in Erfahrung bringen. Arnold Emundts bleibt seit 1943 vor Stalingrad vermißt.

Bestandssignatur
4-59-0

Kontext
Stadtarchiv Düsseldorf (Archivtektonik) >> *4 Nachlässe, Deposita, Fremdarchive >> Emundts, Arnold (20. Mai 1906 in Bad Aachen - 1943 vermisst bei Stalingrad), Architekt

Bestandslaufzeit
01.01.1920-31.12.1976

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Letzte Aktualisierung
17.09.2025, 13:26 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 01.01.1920-31.12.1976

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