Bestand

Nachlass Dr. Wolfgang Haußmann, Justizminister, FDP-Politiker (* 1903, + 1988) (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Haußmann, Wolfgang (03.07.1903 - 06.03.1989), Rechtsanwalt und Notar in Stuttgart, DDP- und FDP/DVP-Politiker; ab 1928 Mitglied des Landesvorstands der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) Württemberg-Hohenzollern, ab 1931 Tätigkeit als Rechtsanwalt in Stuttgart (ab 1947 auch Notar), 1932 Kandidatur für den württembergischen Landtag, 1933 Kandidatur für den Reichstag, 1933-1945 ausschließliche Tätigkeit als Rechtsanwalt in Stuttgart, 1945 Vorsitzender der DVP von "Groß-Stuttgart", 1945-1946 stellvertretender Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart, 1946-1952 Mitglied des Landtages von Württemberg-Baden (FDP/DVP), 1952-1964 und 1968-1972 Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg (FDP/DVP), 1946-1952 Landesvorsitzender der DVP Württemberg-Baden und 1952-1964 Landesvorsitzender der FDP/DVP Baden-Württemberg, 1948-1964 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP, 1955-1957 deren stellvertretender Bundesvorsitzender, 1953-1966 Justizminister von Baden-Württemberg, 1960-1966 stellvertretender Ministerpräsident von Baden-Württemberg

Enthält: Unterlagen aus der Tätigkeit als Justizminister, Mitglied der Landesregierung und des Landtages betreffend v. a. Rechtspflege, NS-Straftaten, Kriegsfolgen, Kulturpolitik, Innenverwaltung, Finanz-, Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitspolitik, Bundespolitik; Angelegenheiten der Landes-FDP und der Bundes-FDP betreffend v. a. parteiinterne Belange, Wahlen, Außen- und Deutschlandpolitik, Rechtsfragen, Innenverwaltung, Kultur-, Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik, Verhältnis zu den anderen Parteien; Material über Conrad Haußmann; Mitgliedschaft in Vereinen; Terminkalender; Korrespondenzen mit Behörden, Verbänden und Vereinen sowie mit Politikern

Vorbemerkung: Justizminister Dr. Wolfgang Haußmann wurde am 3. Juli 1903 in Stuttgart als Sohn des demokratischen Landtags- und Reichstagsabgeordneten und späteren Staatssekretärs Dr. Conrad Haußmann geboren. Nach dem Besuch des Karlsgymnasiums in Stuttgart studierte er ab 1921 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Tübingen und München und promovierte im Jahr 1927 über das Thema "Die Durchsetzung des parlamentarischen Systems im deutschen Kaiserreich" (in Büschel 1O3O des Bestands) zum Doktor der Rechte. 1931 ließ er sich in Stuttgart als Rechtsanwalt nieder; 1947 erlangte er die Zulassung als öffentlicher Notar. Durch seinen Vater und dessen Zwillingsbruder Friedrich kam Wolfgang Haußmann in seinem Elternhaus schon frühzeitig mit der Politik in Berührung. 1920 trat er der württembergischen Demokratischen Jugend bei und war mehrere Jahre deren Landesvorsitzender. Ab 1928 Mitglied des Landesvorstandes der Deutschen Demokratischen Partei Württemberg Hohenzollern (DDP), kandidierte er 1932 zum württembergischen Landtag und im März 1933 zum Reichstag. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten widmete er sich ganz seinem Beruf als Anwalt. Vom August 1945 bis Juli 1946 bekleidete er das Amt des stellvertretenden Oberbürgermeisters der Stadt Stuttgart. Im Herbst 1945 wurde Haußmann zum Vorsitzenden der Demokratischen Volkspartei (DVP) von "Groß-Stuttgart" und am 6. Januar 1946 zum Landesvorsitzenden der DVP gewählt. Unter seinem Vorsitz schlossen sich die drei Landesverbände Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern im Herbst 1952 zum Landesverband Baden-Württemberg der FDP/DVP zusammen. Das Amt des Landesvorsitzenden behielt Haußmann bis 1964; seitdem ist er Ehrenvorsitzender. Von 1948 bis 1964 war er gleichzeitig Mitglied des Bundesvorstandes der FDP, von 1955 bis 1957 stellvertretender Bundesvorsitzender. In dieser Stellung war er maßgeblich an den Koalitionsverhandlungen nach den Bundestagswahlen 1961 beteiligt. Von 1946 bis 1953 stand er an der Spitze der DVP-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat und der DVP-Fraktion im Landesparlament. Als Abgeordneter vertrat er die Stadt Stuttgart von November 1946 bis 1964 und von 1968 bis 1972 in der ersten Landesversammlung, der Verfassunggebenden Landesversammlung sowie in den Landtagen von Württemberg-Baden und Baden-Württemberg. Nach der Neubildung der baden-württembergischen Landesregierung am 7. Oktober 1953 wurde Wolfgang Haußmann zum Justizminister, 1960 nach dem Ausscheiden der SPD auch zum stellvertretenden Ministerpräsidenten berufen. Während seiner dreizehnjährigen Tätigkeit als Justizminister (1953 bis 1966) war ihm die Verwirklichung einer sauberen, nur dem Gesetz verpflichteten Rechtspflege ein vordringliches Anliegen. Besonders hervorgehoben werden seine sich an objektiven Kriterien orientierende Personalpolitik, die Heranbildung eines qualifizierten juristischen Nachwuchses und dessen Weiterbildung, die Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes der Justiz und des Strafvollzugs sowie eine möglichst gerechte Durchführung der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts. Mit auf seine Initiative hin wurde 1958 die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Ludwigsburg errichtet. Mit Entschiedenheit setzte er sich für das Zustandekommen und den Bestand des Landes Baden-Württemberg ein, so auch auf dem Gebiet der Rechtsvereinheitlichung. II. Der Bestand kam zwischen 1981 und 1984 durch Vermittlung des Landtagsarchivs Baden-Württemberg ins Hauptstaatsarchiv Stuttgart und umfaßte damals ca. 22 Regalmeter. Es handelt sich dabei größtenteils um Unterlagen von Wolfgang Haußmann aus seinem politischen Wirken - vermischt mit vereinzelten Stücken seiner persönlichen Referenten - von bis 1972. Ziemlich umfangreich sind auch die Akten des sogenannten Ministerbüros des Justizministeriums von bis 1966, chronologisch formiertes Schriftgut, das jahrgangsweise nach Korrespondenzpartnern geordnet ist und nicht nur Dokumente über die Tätigkeit Haußmanns als Minister, sondern auch über Parteiangelegenheiten sowie anderen Schriftwechsel enthält. Aus der Zeit vor seinem Eintritt in die Landesregierung im September 1953 liegt nur sehr vereinzeltes Material vor, ebenso ist der Zeitraum ab 1973 nur spärlich vertreten. Beim Ordnen der Archivalien ließen sich nur wenige Sachaktenansätze erkennen. Die Schriftstücke scheinen überwiegend pragmatisch abgelegt worden und bei der Verlagerung ins Hauptstaatsarchiv dann durcheinander geraten zu sein. So bedurfte die Inventarisierung weithin einer Einzelblattverzeichnung. Aus den einzelnen Schriftstücken wurden dann Akteneinheiten nach Sachbetreffen gebildet, aus denen sich schließlich das vorliegende Ordnungsschema ergab. Hinzu kommt, daß sich bei den Korrespondenzakten viele Schriftstücke fanden, die eher zu den Sachakten gehören und dort zum Teil auch fehlten. Sie wurden daher den entsprechenden Rubriken zugewiesen. Entsprechend dem Übergabevertrag vom 17. April 1984 wurden Doppelstücke über Unterlagen der FDP (ca 1,1 Regalmeter) für das Archiv des Deutschen Liberalismus ausgesondert, Stücke rein privaten Charakters an die Familie Haußmann zurückgegeben. Der verbleibende Bestand umfaßt 17,O Regalmeter mit 1167 Nummern. Nach dem Übergabevertrag können Unterlagen aus den Tätigkeitsbereichen des FDP-Landesvorstandes und des FDP-Bundesvorstandes nur mit schriftlicher Zustimmung des Archivs des Deutschen Liberalismus freigegeben werden. Die Anfertigung der Reinschrift besorgte Frau Else Schwelling. Stuttgart, den 20. Oktober 1988 Braunn

Abk.:
Bern. = Bemerkung
BHE = Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten
DJD = Deutsche Jungdemokraten
DVP = Deutsche Volkspartei
EMNID = Erforschung der öffentlichen Meinung, Marktforschung, Nachrichten- und Informations-Dienst
FDJ = Freie Deutsche Jugend
LDP = Liberaldemokratische Partei
o. D. = ohne Datum
u. a. = unter anderem
v. a. = vor allem
WSV = Wirtschafts- und Sozialpolitische Vereinigung
ZDF = Zweites Deutsches Fernsehen

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 1/22
Extent
1169 Nummern

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Politische Nachlässe
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FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Theodor Heuss und Franz Blücher. Sitzungsprotokolle 1949-1954. Bearbeitet von Udo Wengst. Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Vierte Reihe Deutschland seit 1945. Band 7/I. Düsseldorf 1990; FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Thomas Dehler und Reinhold Maier. Sitzungsprotokolle 1954-1960. Bearbeitet von Udo Wengst. Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 7/II. Düsseldorf 1991.

Date of creation of holding
1945-1983

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20.01.2023, 3:09 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1945-1983

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