Malerei

Frauenkirch im Winter

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 setzte Kirchners Genesung nach der tiefen psychischen Krise ein, die der Krieg in ihm ausgelöst hatte. Dennoch beschloss er, in Davos zu bleiben, wohin er sich im Vorjahr zur Erholung begeben hatte, und richtete sich im Bauernhaus „In den Lärchen“ im nahen Frauenkirch ein. Beeindruckt von der monumentalen Bergwelt empfand er das naturnahe Leben der Bergbauern als idealen Gegenentwurf zur eigenen Zivilisationsmüdigkeit. „Ich habe hier ein reiches Feld für meine Tätigkeit […]. Und hier lernt man tiefer sehen und weiter eindringen als in dem sogenannten ‚modernen‘ Leben, das meist trotz seiner reicheren äußeren Form so sehr viel oberflächlicher ist“ (zit. nach Lothar Grisebach [Hrsg.], Maler des Expressionismus im Briefwechsel mit Eberhard Grisebach, Hamburg 1962, S. 110). Das Gemälde weist den bewegten Pinselgestus und die wogende Perspektive auf, die vor 1920 Kirchners Schaffen bestimmten. Hierin äußert sich expressiv die innere Verfassung des Künstlers. Zugleich finden sich zahlreiche zusammengefasste Zeichen wie die spitzen dreieckigen Tannen oder die kreuzförmig reduzierten Männer mit Hut, in denen Kirchner sein Konzept der „Hieroglyphe“ umsetzte (vgl. Ernst Ludwig Kirchner. Hieroglyphen, Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin, 2016). | Janina Dahlmanns

Fotograf*in: Jörg P. Anders

Public Domain Mark 1.0

0
/
0

Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Rahmenmaß: 129 x 134,5 x 6,5 cm
Höhe x Breite: 120 x 121 cm
Gewicht: geschätzt, ca. 50 kg
Standort
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
Inventarnummer
B 45

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1950 Ankauf von der Galerie Schüler, Berlin, durch das Land Berlin für die Galerie des 20. Jahrhunderts (West)
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1918/1919

Letzte Aktualisierung
08.05.2023, 07:18 MESZ

Objekttyp


  • Malerei

Beteiligte


Entstanden


  • 1918/1919

Ähnliche Objekte (12)