Medaille
Eschefeld, Sonja: Zensur
Vorderseite: Drei Figuren schmiegen sich in das Rund der Medaille. Auf der linken Seite Rücken an Rücken zwei Frauen, rechts ein Kind.
Rückseite: Es blüht der / Lenz es platzen / die Schoten. Wir / atmen frei in der / freien Natur! Und / wird uns der ganze / Verlag verboten so / schwindet am Ende / von selbst die / Zensur. H. HEINE - Die Aufschrift in elf Zeilen unregelmäßig angeordnet. Oben Signatur s.e. und Jahresangabe 1994.
Münzstand: Privatausgabe
Erläuterung: Beitrag zur Edition 'Kunst-Geld 1994: Balance halten - Dialog'. Das zehnzeilige Zitat der Rückseite erinnert an das Aufsehen erregende Ereignis, als im Jahre 1822 über Heinrich Heines Werke die Auflage staatlicher Kontrolle verhängt worden war. Den Schriftsteller ärgerte dies seinerzeit so sehr, dass er 1827 in seinem Buch 'Ideen. Das Buch Le Grand' die deutschen Zensoren als Dummköpfe bezeichnete. Die höchste Zensurinstanz Preußens ging gegen diese Beleidigung nicht vor, andere Staaten jedoch durchaus. Im Laufe der Jahre wurden die Restriktionen stärker, sämtliche Bücher des Verlagshauses Campe und Hoffmann wurden verboten, so dass Heine schließlich 1841 die von Eschefeld zitierten Zeilen auf die übereifrigen Zensoren und die Verlagsschließung schrieb. Auf der Vorderseite der Medaille zeichnet die Medailleurin jedoch eine Gegenwelt: Die Frauen und das Kind schmiegen sich aneinander, geben einander Wärme und Geborgenheit. Hier wird ein Gegenbild zur kalten Drangsalierung der Rückseitenzeilen gezeichnet. 'Zensur' bildet mit Eschefelds zweitem Editionsbeitrag 'Antwort' ein Paar. Die weich modellierten Formen der Vorderseiten könnten den sehr textreichen Rückseiten fast unversöhnlich und blockartig gegenüberstehen, wären nicht die Zeilen in wellenartige Bewegung gesetzt worden und bewusst weich gehalten, was als Gesamtwirkung einen anregenden Kontrast ergibt.
- Location
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Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz
- Collection
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Medaillen
Unterabteilung: 20. Jh. bis heute
- Inventory number
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18252100
- Other number(s)
- Measurements
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Durchmesser: 71 mm, Gewicht: 207.66 g
- Material/Technique
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Bronze; gegossen
- Related object and literature
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Literatur zum Stück: W. Steguweit, Berliner Medailleure, Zweite Edition. Balance halten - Dialog 1994, Tempelhofer Münzenhaus Heinz Senger, Auktion 71, 1995, 4-10. 5 Nr. 6022; W. Steguweit, Europäische Medaillenkunst von der Renaissance bis zur Gegenwart (1995) 52 Farbtafel 6 Abb. 75 (dieses Stück, nur Vs. abgebildet, verkleinert); W. Steguweit (Hrsg.), Die Kunstmedaille in Deutschland 1993-1995 (1996) 88 Nr. 37 (dieses Stück); A. Küter - B. Weisser, Kunst prägt Geld: MUSE MACHT MONETEN. Das Kabinett 16 (2016) 63 f. Nr. A 3 a mit Abb. (dieses Stück).
- Subject (what)
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20. Jh.
Berlin
Deutschland
Medaillen
Medailleure
Neuzeit
Private als Münzstand
- Event
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Herstellung
- (who)
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Eschefeld Sonja (20.11.1948 in Klein Bünzow/Mecklenburg -) (Medailleur/in)
- (where)
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Deutschland
Brandenburg
Berlin
- (when)
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1994
- Event
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Eigentumswechsel
- (when)
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1995
- Provenance
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Akzession/Erwerbungsnummer: 1995/86
- Last update
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29.04.2025, 12:12 PM CEST
Data provider
Münzkabinett. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Medaille
Associated
- Eschefeld Sonja (20.11.1948 in Klein Bünzow/Mecklenburg -) (Medailleur/in)
Time of origin
- 1994
- 1995