Zeichnung
Landhaus (Jagdhaus) in weiter Hügellandschaft - Pylonenbau auf einem perspektivisch weiten Platz vor einer hügeligen Landschaft mit von links heran sprengender Jagdgesellschaft
Die Architekturideen des frühverstorbenen, genialen Friedrich Gilly sind fast sämtlich nur Entwurf geblieben. Neben zahlreichen Skizzen und Vorzeichnungen zu Bauten aller Art - vom Landhaus zum Theater -, in denen sich seine ästhetischen und konstruktiven Vorstellungen äußern, gibt es in seinem Werk auch bildmäßig komponierte und ausgeführte Blätter, in denen er seine Wunschbilder von Architektur in eine ideale landschaftliche Umgebung einbettet. Gilly scheint darin inspiriert durch die absichtsvolle Symbiose von Natur und Kunst wie sie die Planer des »englischen Parks« allenthalben anzustreben begannen. Mit unserem Blatt haben wir ein eindrucksvolles Bild solcher Gedankenwelt vor Augen. Es vereinigen sich in Gillys Phantasie die herrschenden, scheinbar gegensätzlichen Strömungen dieser Umbruchsphase der europäischen Kultur: ein revolutionärer Klassizismus in der Architektur und eine von romantischem Stimmungsgehalt erfüllte Landschaft. Der kleine kubische und kastellartige Bau mit der dorischen Säulenvorhalle - hat sich Gillys Schüler Schinkel so vielleicht zu seiner Neuen Wache inspirieren lassen? - bildet das Zentrum der komponierten Landschaft, die in kunstvollem Wechsel von flacher Offenheit und waldigen Hügelbezirken diesen umfängt. Alles scheint in sich zu ruhen, nur die heranführenden Wege und die heransprengende Jagdgesellschaft bringen ein spannungsvolles Moment der Bewegung. Den Gehalt des Blattes haben wohl am besten diese Worte von Alste Oncken getroffen: »Und als ob jene Reiterschar den Kreis eines märchenhaften Zauberschlosses überschritten habe, so scheint jeder Laut zu verstummen; auch der Betrachter wird durch den weit ausgreifenden und alles umschließenden Schwung der Bewegung in den Bann der Stille gezogen, die in diesem weltabgeschiedenen Bezirke waltet. Der reinste Ausdruck solch großer Gesinnung jedoch ist der Block des Hauses, der wie ein Werk urzeitlicher Kunst unmittelbar dem Schoß dieser Natur entwachsen scheint.« Text: Gottfried Riemann, in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 357f., Nr. VII.2 (mit weiterer Literatur)
- Location
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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Inventory number
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KdZ 7235
- Measurements
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Höhe x Breite: 27,6 x 46,5 cm
- Material/Technique
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Pinsel in Braun und Grau, auf Papier
- Classification
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Zeichenkunst
- Event
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Herstellung
- (when)
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um 1799
- Event
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Herstellung
- Rights
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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
- Last update
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07.04.2025, 7:53 AM CEST
Data provider
Kupferstichkabinett. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Zeichnung
Time of origin
- um 1799