Bestand
Meyer, Horst (Bestand)
Enthält: Biographie - Lehrtätigkeit - Publikationen - Bildsammlungen zum Bibliotheksbau
Geschichte des Bestandsbildners: Horst Meyer wurde am 8. Dezember 1927 in Hannover als Sohn des Apothekenbesitzers Walter Meyer und seiner Ehefrau Margarete, geb. Hoffmann geboren. Seine Schulausbildung absolvierte er in Hannover bis er 1944 zunächst als Luftwaffenhelfer eingesetzt wurde und dann in den Kriegsdienst eintrat. 1945 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. In der Nachkriegszeit führte er seine schulische Ausbildung bis zur Oberprimareife fort.
Von 1949 bis 1952 absolvierte Horst Meyer in der Buchhandlung Sachse und Heinzelmann in Hannover eine Buchhandelslehre. Die Buchhandelsgehilfenprüfung legte er mit sehr gutem Erfolg ab. Am 17. Mai 1952 schloss Horst Meyer die Ehe mit Ruth Hilde, geb. Bischoff. Er arbeitete nach seiner Buchhandelsausbildung zunächst noch in der Buchhandlung Sachse und Heinzelmann weiter, er war hier mit vielfältigen Aufgabenbereichen betraut, u.a. auch mit der Lehrlingsausbildung.
Geschichte des Bestandsbildners: Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich Meyer in der Jungbuchhändlervereinigung in Hannover und war Mitglied der Goethegesellschaft und der Kestnergesellschaft. In seinem Lebenslauf wird deutlich, dass Meyer ab der Mitte der 1950er Jahre auf der Suche nach neuen Herausforderungen war. So war es auch sein Bestreben, sich selbstständig zu machen. Der Kauf der Buchhandlung Karl Perl in Lüneburg kam nicht zustande, dafür übernahm er 1956 die Geschäftsführung in der Novalis-Buchhandlung in Freiburg im Breisgau. Obgleich er hier eine Reorganisation vornahm, zog es ihn bereits 1957 zur Buchhandlung Siegfried Mühlhausen in Frankfurt am Main. Hier übernahm er die Leitung einer Fachabteilung und führte auch hier eine Neuorganisation durch. Doch auf Dauer schien die Buchhandelskarriere Horst Meyer nicht zufrieden zu stellen. Er wechselte bereits 1960 in die Buchhandlung Jördens und Schwenk nach Bremen, um hier die Geschäftsführung der Reise- und Versandbuchhandlung zu übernehmen. Aber die beruflichen Perspektiven mit der Absicht, bei Gründung der Universität Bremen ein wissenschaftliches Sortiment zu errichten, bestätigten sich nicht.
So wurde für Horst Meyer ein Gespräch mit Werner Mevissen, damals Direktor der Volksbüchereien in Bremen zu einem Wendepunkt in seinem Leben. Er fasste den Beruf des Diplombibliothekars ins Auge und absolvierte 1964 ein Praktikum bei den Volksbüchereien. Das Praktikum bestärkte ihn in seinem Berufswunsch und Meyer nahm an der Büchereischule Hamburg sein Studium auf. Die Diplomprüfung bestand er 1966 mit Auszeichnung. Im gleichen Jahr trat er seinen Dienst bei den Volksbüchereien in Bremen an. Von 1966 bis 1968 war er Leiter der Bibliothek im Berufsbildungszentrum (ehemals Bücherei der Jugend). Bereits in dieser frühen Zeit übernahm er Gastvorlesungen und Referate, wirkte beim BuB-Besprechungsdienst mit und verfasste kleinere Aufsätze.
Geschichte des Bestandsbildners: Von 1968 bis 1972 übernahm Horst Meyer die Leitung der Abteilung "Zweigbibliotheken". Diese umfasste zu der Zeit zwei Bezirksbibliotheken, zehn Stadtteilbibliotheken, 18 Jugendbibliotheken, neun Jugendabteilungen und zwei Sonderbibliotheken. Die hier gemachten Erfahrungen in der Einrichtung, Planung und Durchführung von Bibliotheksbauten waren von nun an prägend für seinen weiteren Berufsweg.
Zum einen gelingt ihm bis 1972 der Aufstieg zum Bibliotheksrat und zum anderen wird er überregional bekannter und gefragter Referent in Sachen Bibliotheksbau und -planung. Nach der Neugliederung der Abteilungen der Stadtbibliothek übernahm er die neugeschaffene Abteilung "Organisation". Dazu gehörte u.a. die Organisation und Planung neuer Bibliotheken. In diesem Bereich arbeitete er eng mit Werner Mevissen zusammen. So unternahmen sie 1973 gemeinsam eine Studienreise nach England um die neuen Zentralbibliotheken in London zu besichtigen. Hintergrund der Reise war die Planung einer neuen Zentralbibliothek (Brill-Projekt) und die gemeinsame Arbeit an dem "Handbuch Bibliotheksbau". Bei den Veröffentlichungen und der Lehrtätigkeit im Themenbereich Bibliotheksbau trat Meyer das Erbe Mevissens an, der 1974 sein Werk "Büchereibau von den Anfängen bis 1945" vorlegte. Meyer führte das Werk seines einstigen Förderers und Mentors fort.
In den Jahren 1975 und 1976 wurde Horst Meyer zunächst zum Oberbibliotheksrat und schließlich zum Bibliotheksdirektor ernannt. In seine Amtszeit fällt u.a. die Einführung der "Regeln für die alphabetische Katalogisierung (RAK)", die Ausarbeitung des "Schulbibliotheksplans" und die Umsystematisierung der Buchbestände. Ein besonderer Höhepunkt dürfte das IFLA-Bibliotheksbau-Seminar 1977 in Bremen gewesen sein. Das ein internationales Seminar in Bremen zum Thema Bibliotheksbau abgehalten wurde zeigt bereits, das Bremen sich hier einen sehr positiven Ruf erarbeitet hatte.
Geschichte des Bestandsbildners: Neben dem Bibliotheksbau war es auch die Ausbildung des bibliothekarischen Nachwuchses, die Horst Meyer am Herzen lagen. So verwundert es nicht, dass er im Mai 1978 die Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Hamburg, Fachbereich Bibliothekswesen, aufnahm. Seine Bewerbung um eine Professur scheiterte allerdings 1982. Seine vielfältigen beruflichen Aktivitäten und private Schicksalsschläge forderten ihren Tribut. Meyer hatte zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, so dass er 1987 um die Versetzung in den Ruhestand bat. In der Stadtbibliothek verabschiedete er sich mit einer kleinen Feier am 23. September 1987.
Im Dezember 2009 verstarb Horst Meyer in Bremen.
Bestandsgeschichte: Im Herbst 2010 kam durch Vermittlung der Stadtbibliothek Bremen der Kontakt zu dem Patenkind von Herrn Meyer, Herrn Frantzen zu Stande. Herr Frantzen löste gemeinsam mit Frau Meyer den Nachlass Horst Meyers auf. Im Frühjahr 2011 wurden dem Staatsarchiv 12 Leitzordner mit Schriftgut aus der dienstlichen Tätigkeit Meyers sowie eine umfangreiche Diasammlung in 20 speziellen Diaordnern überstellt. Die Ordnung des Bestandes war sehr gut, so dass weder bei der Ordnung des Schriftguts noch bei den Diaserien große Eingriffe nötig waren. Eine nachträgliche Bewertung und Nachkassation war nicht erforderlich.
Bei der Bearbeitung des Bestandes konnte festgestellt werden, dass der Nachlass bibliothekswissenschaftlich sehr interessant ist und eine gute Ergänzung des Bestandes "4,112-Stadtbibliothek" darstellt. Auch die reichhaltige Sammlung von Dias zum Themenbereich Bibliotheksbau ist aus Bremer Sicht sehr nützlich, dokumentiert sie doch die Stadtbibliothek Bremen mit ihren Zweigstellen zur Zeit ihrer größten Ausdehnung.
- Bestandssignatur
-
7.238
- Umfang
-
1,5
- Kontext
-
Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 7. Nichtamtliche Überlieferung >> 7.1. Nachlässe von Einzelpersonen und Familien >> Nachlässe L - O
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: Veröffentlichungen von Horst Meyer (Auswahl): Öffentlichkeitsarbeit und Werbung der Öffentlichen Bücherei in Theorie und Praxis. Grundlegung, Organisation, Methoden, Mittel und Erfolgskontrolle in Anlehnung an die Empfehlungen der KGSt. Hausarb. zur Diplomprüfung (...) an der Büchereischule der Freien und Hansestadt Hamburg, 1965. Das Zweigbüchereisystem (der Volksbüchereien der Freien Hansestadt Bremen). Organisation und Aufgaben. In: Zwischen Bücherei und Bibliothek. Situation und Probleme. Bremen, 1969, S. 42-52. Die "Bücherei der Jugend" im Berufsbildungszentrum. a.a.O. S. 53-56. Die Schulbibliothek. Stand der Fachdiskussion, Berlin, 1972: Deutscher Büchereiverband/Arbeitsstelle für das Büchereiwesen. (Bibliotheksdienst, Bh. 77) Theorie, Organisation und Praxis der Schulbibliothek. Ein Diskussionsbeitrag. Berlin, 1975: Deutscher Büchereiverband/Arbeitsstelle für das Büchereiwesen, 93 S. (Materialien der Arbeitsstelle für das Bibliothekswesen; 14) [Verfasser der Abschnitte 1.2.-1.25; 2; 3; 4.4 und 5] Der Bibliothekar und das Management. In: Bibliothek Sechsundsiebzig (1976) international. Rückschau und Ausblick. Eine Freundesgabe für Werner Mevissen zu seinem 65. Geburtstag, Stadtbibliothek Bremen, 1976, S. 144-148. Die Öffentliche Bibliothek als Kulturzentrum. Programm, Bau- und Raumdisposition. Kombiniert mit Schulbibliotheken. In: Planung und Bau Öffentlicher Bibliotheken. Funktionale, architektonische und finanzielle Aspekte. Berlin, 1977, S. 26-46. Bibliotheken wirtschaftlich planen und bauen. Tendenzen - Ausblicke - Empfehlungen. Ergebnisse des IFLA-Bibliotheksbau-Seminars, Bremen, 1977. hrsg. von Horst Meyer, München [u.a.], Saur, 1981. "Bibliotheksbau Öffentlicher Bibliotheken" In: Lexikon des gesamten Buchwesens, Stuttgart: Hiersemann, 1985ff.
- Bestandslaufzeit
-
1955-1984
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
30.06.2025, 11:55 MESZ
Datenpartner
Staatsarchiv Bremen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1955-1984