Bestand
Familienarchiv von Gemmingen-Steinegg (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die Verbindung des Kraichgauer niederadeligen
Geschlechts von Gemmingen mit der Burg Steinegg geht auf Dieter V.
und dessen gleichnamigen Sohn aus der Linie der
Hagenschieß-Gemmingen zurück. Der 1404 von König Ruprecht von der
Pfalz zum Schlichter in einer Auseinandersetzung zwischen Baden und
Württemberg bestellte Dieter V. ist 1407 erstmals als Teilhaber an
der Burg Steinegg bezeugt. Seinem Sohn gelang es, mit dem Erbe
seiner Mutter, Anna von Selbach, die Güter Tiefenbronn, Steinegg,
Heimsheim und Mühlhausen zu erwerben. Die Verwurzelung dieses
Familienzweiges in Steinegg wurde durch Heirat und Erbgang
gefördert. Dieter VI. machte in badischen Hofdiensten Karriere,
wird 1464 erstmals als badischer Hofmeister genannt und führte in
schwierigen Zeiten badische Gesandtschaften an.
Bei
diesem Bestand handelt es sich lediglich um ein vor allem auf
Familienangelegenheiten bezogenes Restarchiv, das am derzeitigen
Sitz dieses Familienzweiges verblieben war. Es wurde 2002 von
Albrecht Frh. von Gemmingen, Unterbessenbach, im
Generallandesarchiv hinterlegt. Der größte Teil des eigentlichen
Herrschaftsarchivs der Freiherren von Gemmingen-Steinegg ging 1839
mit dem Verkauf der Grundherrschaft Steinegg an den badischen Staat
über. Zahlreiche Archivalien gelangten im Laufe des 19. Jh. über
die Domänenverwaltung an das Generallandesarchiv. Dort sind sie bis
heute in den Selekten der Urkunden Baden-Durlach (GLA 38) und des
Lehen- und Adelsarchivs (GLA 44), in den Protokoll-, Lager- und
Kopialbuchbeständen (GLA 61, 66, 67), im großen
Ortspertinenzenbestand 229 sowie in den Domänenakten (GLA 410)
verborgen. Eine virtuelle Rekonstruktion des Gesamtarchivs wäre
wünschenswert.
Inhalt und Bewertung
Urkunden: Lehen- und Allodialgüter, Erbschaften
v.a. in: Steinegg, Tiefenbronn, Wiernsheim.- Lager- und
Kopialbuch
Akten: Familiengeschichte, Personaldokumente,
Erbschaften, Schulden.- Verwaltung der Stammgüter Steinegg und
Mühlhausen.- Epitaphien in der Kirche von Tiefenbronn
Vorbemerkung: Mit dem Verkauf
der Grundherrschaft Steinegg an den badischen Staat 1839/1840 ging
auch das Herrschaftsarchiv der Freiherren von Gemmingen-Steinegg an
den neuen Eigentümer über. Damit begann eine "Wanderzeit" der
Archivalien: Die Domänendirektion gab schon 1840 eine Reihe von
Lehensurkunden an das Generallandesarchiv, Akten an das Forstamt
Pforzheim ab, umgekehrt lieferte die Forstkasse Pforzheim 1842
gemmingensche Akten über den Hagenschieß an die Domänendirektion.
Die Direktion, die auch später Archivalien an das
Generallandesarchiv ausfolgte, forderte zeitweise auch Archivalien
von dort zurück, um sie an Eduard von Gemmingen weiterzuleiten. Die
Rekonstruktion der Ablieferungen im Ganzen wird heute dadurch
erschwert, dass die Archivalien nach der damaligen Gewohnheit des
Generallandesarchivs auf den großen Ortspertinenzbestand GLA 229
(also unter die Orte Lehningen, Mühlhausen, Steinegg, Tiefenbronn
und wohl auch andere wie Hamberg, Hohenwart, Neuhausen,
Schellbronn) und auf die Selekte der Urkunden Baden-Durlach (GLA
38) und des Lehen- und Adelsarchivs (GLA 44), der Protokolle (GLA
61), Lager- (GLA 66) und Kopialbücher (GLA 67) verteilt wurden.
Erst als die Domänenverwaltung Pforzheim in den 1880er Jahren
ihrerseits das Generallandesarchiv mit gemmingenschen Archivalien
belieferte, blieben diese beisammen, allerdings ununterschieden von
regulären Domänenakten (GLA 410). Eine Provenienzanalyse im Jahr
2002 legte diesen letzteren Überlieferungsstrang frei und wies
damit auch den Weg zu den früher eingegangenen Archivalien (vgl.
allgemein GLA 391/43692 mit dem Gesamtverzeichnis des Archivs von
1840 und Abgabelisten, Bandrepertorium GLA 410 und GLA 450/525 mit
weiteren Verzeichnissen). Ein Restbestand des freiherrlichen
Archivs, bezogen vor allem auf Familienangelegenheiten im engeren
Sinn, verblieb in Mühlhausen und wurde nach Unterbessenbach am Main
mitgenommen, als die Familie das dortige Schloß in den 1840er
Jahren erwarb. Als 1993 die Übersicht über die "Archive der
Kraichgauer Ritterschaft" erschien, war den Bearbeitern allein
dieser Archivteil bekannt; das eigentliche Herrschaftsarchiv galt
als verschollen (vgl. Konrad Krimm/Kurt Andermann, a.a.O. S. 42).
Fast zeitgleich mit der "Wiederentdeckung" des Karlsruher
Archivteils vereinbarte der Eigentümer des Archivs in
Unterbessenbach die Hinterlegung der Steinegger Archivalien im
Generallandesarchiv. Dem Vertrag entsprechend fertigte der
Unterzeichnete bei der Übernahme in Schloß Unterbessenbach die
vorliegende Liste. Vorhandene Aktentitel wurden nach Möglichkeit
übernommen. Die endgültige Ordnung und die Inventarisierung stehen
noch aus, ein künftiges Gesamtverzeichnis des privaten und des
staatlichen Teils würde dem Archiv von Gemmingen-Steinegg wieder
sein "Gesicht" geben. In Unterbessenbach verblieben Archivalien aus
der Zeit nach 1840; sie beziehen sich meist auf die Bewirtschaftung
des dortigen Schlossguts. Im Generallandesarchiv hinterlegt wurden
jedoch auch einige jüngere Notizen, Genealogien und Fotos zur
Familiengeschichte vor 1839 und zum Steinegger Besitz. Darunter
sind vor allem Nachzeichnungen der Tiefenbronner Grabmale zu
nennen, die deren Zustand im 19. Jahrhundert dokumentieren. Die
Hinterlegung umfasst 3 lfd.m Schriftgut (darunter 20
Pergamenturkunden) in 19 Archivbehältern und 3 Planmappen.
Karlsruhe, im Mai 2002 / März 2003 Konrad Krimm
Konversion: Das vorliegende
Online-Findmittel ist ein Ergebnis des Projektes "Konversion von
Findmittel-Altdaten" des Generallandesarchivs Karlsruhe, das in den
Jahren 2006-2008 von Herrn Guido Fögler durchgeführt wurde. Die
Betreuung des Projektes lag bei Alexander Hoffmann und Hartmut
Obst. Karlsruhe, im März 2010 Alexander Hoffmann
- Bestandssignatur
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Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 von Gemmingen-Steinegg
- Umfang
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94 Nummern (68 Akten; 20 Urkunden, Nr. 3-21, 64, 65, 82; 2 Schachteln Bilder, 92-93; 1 Schachtel Glasplatten, Nr. 91)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Familien- und Herrschaftsarchive >> Adel >> von Gemmingen-Steinegg
- Verwandte Bestände und Literatur
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Weitere Archivalien siehe: Ältere Bestände Urkunden Größere Territorien Baden-Durlach.- Ältere Bestände Urkunden Lehen- und Adelsarchiv.- Ältere Bestände Amtsbücher Protokolle, Beraine, Kopialbücher.- Ältere Bestände Akten Spezialakten der kleineren Ämter und Orte.- Neuere Bestände Finanzministerium Domänen und Liegenschaften 410 (Domänenamt Pforzheim).
Literatur: Konrad Krimm, Gemeinschaftsstiftungen der Markgrafen von Baden und der Grafen von Württemberg im Spätmittelalter, in: Das Land am mittleren Neckar zwischen Baden und Württemberg, hg. von Hansmartin Schwarzmaier und Peter Rückert (=Oberrheinische Studien 24, Ostfildern 2005) S.231-246, hier S. 239f.- Ders., Von Gemmingen Steinegg, in: Archive der Kraichgauer Ritterschaft, bearb. von Konrad Krimm, Kurt Andermann u.a., Karlsruhe 1993, S. 42
- Bestandslaufzeit
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(1346-) 1470-1840 (-1925)
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1346-) 1470-1840 (-1925)