Brief | Korrespondenz

Brief von Johannes Baader an Raoul Hausmann. Berlin. Briefkopf: Der Oberdada. Mit Anmerkung von Hannah Höch.

Motiv Inhalt: „25. August B/20, 700[1] Lieber Raoul! Also sprach Zarathustra als er starb am 25. August 1900[2] in Weimar: Du kannst wählen, Mephisto-Pheeles, was Dir lieber ist, der Anzug oder meine Seele? Auf eins von beiden hast Du nur Anspruch. Da Du aber vermutlich auf meine Seele keinen Wert legst, habe ich den Anzug zur Appretur gegeben und die Appreturanstalt beauftragt, ihn Dir zuzustellen.[3] Deine Dadasatire vom Ohrfeigensalat mit eingeschlagenen Schädelnudeln kannst Du vielleicht am 25. September im Klindworth-Scharwenka Saal öffentlich vorlesen. Die Konzertdirektion Herrn. Wolff und Jules Sachs veranstaltet an diesem historischen Abend einen großen Enthüllungs- und Demonstrationsvortrag. Es wird kinematographisch vorgeführt werden wie der Gegner von Besitz und Eigentum sich Besitz und Eigentum sichert. Ob es eine Frau oder ein Anzug ist, lautet die Preisfrage: Ecce homo. Seite 27 des Manuskripts: Trotzdem hat der Kritiker recht, wenn er sagt, daß nicht der Oberdada, sondern der Dadasoph sich das Golgatha in den Leib schneidet. (Gedanken ausspricht, heißt zwingt; Golgatha automatischer Gegenzwang; Unfähigkeit dem zu widerstehen). Aber die letzten Geheimnisse versteht nur die K. D. (W. Diele) Dada. - Gruß aus dem Haag an Hanna mit der Bitte um Rückgabe, sonst werde ich sie dadasophisch mit der Verantwortung zu fremden Zwang (pathologisch) bearbeiten.[4] Denn dada ist die Benutzung des Unsinns zur Entwicklung des Sinns, der in der Welt steckt. - Großer Enthüllungs- und Demonstrationsvortrag des Oberdada. Berlin am 25. Sept B, ein Jahr nach dem 25. Sept. A, dem Tag der Hochzeit des Oberdada und der Dadasophin.[5] Tatsächlich scheinst Du also den Anzug mit noch höherer Lebensdringlichkeit als ich zu brauchen. (Psychoanalytisch). Vor Deiner Pathologie kann ich die Frau[6] nicht schützen, aber ich werde nötigenfalls den Antrag stellen, Dich in eine geschlossene Anstalt zu überführen. Es ist ganz hübsch dort. Baader, Oberdada, Präsident etc.Dadaco“. [1] Entspricht nach Baaders Zeitrechnung dem 25. August 1920. 7 Uhr. [2] Friedrich Nietzsche starb am 25. August 1900. [3] Hausmann hatte Baader vermutlich einen Anzug geschenkt, den er jetzt wieder zurückverlangt. [4] Handschriftliche Anmerkung von Hannah Höch: „?“. [5] Elfriede Hausmann-Schaeffer, handschriftliche Anmerkung von Hannah Höch: „E“. [6] Handschriftliche Anmerkung von Hannah Höch: „H“.
Anzahl Teile/Umfang: 1

Brief von Johannes Baader an Raoul Hausmann. Berlin. Briefkopf: Der Oberdada. Mit Anmerkung von Hannah Höch. | Fotograf*in: Anja Elisabeth Witte

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

Standort
Berlinische Galerie
Inventarnummer
BG-HHC K 4075/79
Weitere Nummer(n)
BG-HHE I 13.47
Material/Technik
Papier, handgeschrieben
Inschrift/Beschriftung
Handschriftliche Anmerkung von Hannah Höch: „Diesen Brief schickte B. an mich - ich sollte ihn Hausmann übergeben.“
Würdigung
Erworben aus Mitteln des Senators für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

Bezug (was)
Brief
Korrespondenz
2.1.3 von Dritten an Dritte (pK)
Nachlass-Hannah-Höch

Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
25.08.1917

Letzte Aktualisierung
26.09.2024, 12:30 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Korrespondenz; Brief

Entstanden

  • 25.08.1917

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