Bestand

Ortsarchiv Vockenrot (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Das Ortsarchiv Vockenrot beinhaltet die Akten, Bände und Rechnungen der bis 1938 bestehenden Gemeindeverwaltung Vockenrot. Die erhaltenen Akten wurden mit wenigen Ausnahmen im 20. Jahrhundert angelegt. Die Gemeinderechnungen reichen bis ins Jahr 1776 zurück. Zu den wichtigeren Bänden für die Ortsgeschichte Vockenrots zählen einige Schatzungsregister aus dem 17./18. Jahrhundert.
In das Stadtarchiv Wertheim gelangte das Gemeindearchiv Vockenrot am 9. Juni 1972 als das Vockenroter Rathaus wegen Abbruchs geräumt werden musste. Die Verzeichnung der Archivalien erfolgte in den 1990er Jahren durch die Archivangestellte Elfriede Zurstraßen, zunächst noch auf Karteikarten. Die Erfassung erfolgte getrennt nach den einzelnen Archivaliengattungen Urkunden, Akten, Bände, Rechnung und Karten. Innerhalb der Gattungen wurde nach Bär´schem Prinzip verzeichnet. Die Klassifikation folgt dem 1906 eingeführten Külby-Aktenplan für die badischen Gemeinden. Der vor allem für die Heimat- und Familienforschung wichtige Bestand umfasst derzeit 1094 Verzeichnungseinheiten in 14,2 lfd. m.

Einleitung: Die älteste bekannte schriftliche Nennung Vockenrots findet sich in einer Urkunde des Klosters Holzkirchen aus dem Jahre 1212, in dem dieses die Einnahmen eines Höchberger Weinbergs durch den Grafen Boppo von Wertheim übereignet bekommt. Einer der Zeugen dieser Urkunde ist "Burchardus de Fockenrode" also ein Mann namens Burkhard aus Vockenrot. Ein Abdruck des lateinischen Originaltextes der Urkunde findet sich in J. Aschbach: Geschichte der Grafen von Wertheim; 2. Band Wertheimisches Urkundenbuch, Frankfurt, 1843. Bis 1297 gehörte Vockenrot kirchlich zu Reicholzheim, dann erfolgte eine Abspaltung Vockenrots und dieses bildete gemeinsam mit Sachsenhausen und Ödengesäß eine eigene Pfarrei mit eigenem Geistlichen (StAWt-G Rep. 14 Lade XX Nr. 83). Seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts findet man als Lehensnehmer des Hofes zu Vockenrot Mitglieder der Familie "von Klinkhardt", die den Hof von den Grafen zu Wertheim zu Lehen erhalten. Entsprechende Lehensurkunden und Lehensreverse finden sich im Staatsarchiv Wertheim, u. a. ein Lehensrevers vom 30.10.1429 als Eberhard "Klinharden" dem Grafen von Wertheim bestätigt, dass er mehrere Besitzungen und Rechte in Vockenrot, Ödengesäß und an weiteren Orten zu Lehen erhalten hat (StAWt-G Rep. 2a Nr. 3 Klinkhardt C). 1574 verstirbt jedoch Georg von Klinkhardt als Letzter der Familie ohne Nachkommen und das Lehen fällt an die Grafschaft zurück, die die Bewirtschaftung nun selbst übernimmt. 1654 werden die Orte Sachsenhausen, Vockenrot und Ödengesäß Teil der Pfarrei Nassig. Weltlich gehört Vockenrot zur Grafschaft Wertheim. Dies ändert sich erst 1806, als das ¿ nun Fürstentum gewordene - Wertheim dem Großherzogtum Baden zugeschlagen wird. Von nun an gehört Vockenrot als eigenständige Gemeinde zu Baden, bis es 1939 in die Stadt Wertheim eingemeindet wurde. Vockenrot ist bis heute ein Stadtteil Wertheims. Erste Gesamtzahlen zu den Einwohnern Vockenrots liefert der Visitationsbericht der Kirchen und Schulen auf dem Land von 1621 (StAWt-G Rep. 45 Nr. 4). In diesem werden für Vockenrot 49 Einwohner genannt. Diese Zählung umschließt die Erwachsenen und Kinder ab dem Schulalter, so dass die Gesamtbevölkerungszahl noch ein wenig höher gewesen sein dürfte. Im 19. /20. Jahrhundert verlief die Bevölkerungsentwicklung wie folgt: 1852: 283 Einwohner (StAWt-S O 17 R 12) 1861: 274 Einwohner (StAWt-S O 17 R 38) 1871: 270 Einwohner (StAWt-S O 17 R 64) 1875: 270 Einwohner (StAWt-S O 17 R 79) 1880: 294 Einwohner (StAWt-S O 17 R 96) 1890: 259 Einwohner (StAWt-S O 17 R 135) 1900: 263 Einwohner (StAWt-S O 17 R 151) 1905: 246 Einwohner (StAWt-S O 17 R 166) 1916: 247 Einwohner (StAWt-S O 17 R 193) Die Bürgermeister der Gemeinde Vockenrot von 1835 - 1939 waren (StAWt-S O 17 R 1 - R 234): 1835 - 1841: Johann Bernhard Kerchner 1841 - 1847: Christoph Stapf 1847 - 1862: Christoph Ries 1862 - 1876: Georg Nicolaus Roos 1867 - 1894: Leonhard Albert jung 1894 - 1899: Friedrich Schaber 1899 - 1908: Leonhard Ries V. 1908 - 1919: Philipp Flicker II. 1919 - 1928: Peter Haag 1928 - 1937: Johann Georg Ries 1937 - 1939: Jakob Ries

Literatur: Dr. Joseph Aschbach: Geschichte der Grafen von Wertheim von den ältesten Zeiten bis zu ihrem Erlöschen im Mannesstamme im Jahre 1556, 2. Bd., Frankfurt a.M., 1843 Gustav Rommel: Die Kirchenvisitation auf den Landorten der Grafschaft Wertheim im Jahr 1621, in: Wertheimer Jahrbuch 1926, S. 49 Wilhelm Engel: Urkundenregesten zur Geschichte der kirchlichen Verwaltung der Grafschaft Wertheim 1276-1499, Würzburg, 1959 Werner Schleßmann: Eine Dokumentation über die Geschichte des Ortes Vockenrot heute ein Stadtteil von Wertheim, Aalen 2012 Heimatbuch 800 Jahre Vockenrot, Hrsg.: Dorfverein 800 Jahre Vockenrot, Vockenrot 2012

Bearbeiterbericht: Das Gemeindearchiv Vockenrot gelangte am 9. Juni 1972 in das Stadtarchiv Wertheim als das Vockenroter Rathaus wegen Abbruchs geräumt werden musste. Die Verzeichnung der Archivalien erfolgte in den 1990er Jahren durch die Archivangestellte Elfriede Zurstraßen, zunächst noch auf Karteikarten. Diese Daten wurden dann in die Archivsoftware MIDOSA eingegeben und später nach ScopeArchiv überführt. Die Erfassung erfolgte getrennt nach den einzelnen Archivaliengattungen Urkunden, Akten, Bände und Rechnung. Innerhalb der Gattungen wurde nach Bär´schem Prinzip verzeichnet. Die Klassifikation folgt dem 1906 eingeführten Külby-Aktenplan für die badischen Gemeinden. In den Jahren 2008-2009 wurden im Rahmen einer Erschließungsmaßnahme einschlägige Akten auf darin enthaltene Karten und Pläne von Erika Ratzka durchgesehen und diese mit eigenen Titelaufnahmen erschlossen. In der Signatur kommt das über den Hinweis "S-O 4_in StAWt-S O 17 A ... Karte ..." zum Ausdruck. Im Zuge der Vorbereitung für die Online-Stellung des Findmittels im Jahre 2015 wurden diese Kartenverzeichnungen in die Klassifikation eingebunden und einige bisher unverzeichnete Einheiten erfasst. Der vor allem für die Heimat- und Familienforschung wichtige Bestand umfasst derzeit 1094 Verzeichnungseinheiten in 14,2 lfd. m. Bronnbach, Dezember 2015

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-O 17

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Ortsarchive (O-Bestände)

Bestandslaufzeit
1613-1995

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
25.03.2024, 13:33 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1613-1995

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