Akten | Bestand

Staatstheater am Gärtnerplatz 2: Sachakten und Fotos (Bestand)

Vorbemerkung: 1. Theaterentwicklung

Die heutige Musiktheaterbühne "Bayerisches Staatstheater am Gärtnerplatz" in München entstand 1865 als "Münchner Aktien-Volkstheater". Nachdem das Haus schnell insolvent geworden war, kaufte es König Ludwig II. (Privatbesitz) und benannte es 1873 in "Königliches Theater am Gärtnerplatz" um. Als Alleinerbe übernahm 1886 König Otto bzw. dessen Vermögensverwaltung dasTheater. Nach dem Tod Ottos 1916 blieb es im Besitz des Königlichen Hauses; 1923 ging die Bühne an den Wittelsbacher Ausgleichsfond über. Der Freistaat Bayern kaufte schließlich 1937 das Theater und führte es 1938-1954 als"Staatsoperette". Von 1955-1962 galt die Bezeichnung "Theater am Gärtnerplatz", seit 1963 nennt sich das Haus offiziell "Bayerisches Theater am Gärtnerplatz"

Eingerichtet in der Abteilung zu den Hoftheatern, diente das Haus am Gärtnerplatz bis 1937 der leichten Muse. Gespielt wurden Operetten, Singspiele, Schwänke und Volksstücke. Nach der Übernahme durch den Staat wurden die Aufführungen anspruchsvoller, und nach dem 2. Weltkrieg bot das Haus ein zugkräftiges Operettenrepertoire. Noch in der ersten Hälfte der 50er Jahre hielt ferner die Oper, wenn auch zunächst noch vom Ensemble der Staatsoper gespielt, Einzug im Gärtnerplatztheater. Danach baute sich die Bühne in eigener Regie zum Aufführungsort jeder Form von Musiktheater aus. Dargeboten wurden und werden im eigenen Haus und auf Gastspielen Opern, Operetten, Musicals, moderne Formen und Konzerte - nicht zu vergessen Ballett, das einen besonderen Stützpunkt in der Bühne am Münchner Gärtnerplatz fand.

2. Übernahme und Bearbeitung von Unterlagen des Gärtnerplatztheaters

Die Intendanz des Staatstheaters am Gärtnerplatz hatte 1972 und 1997 Personalsakten von Künstlern und Verwaltungsleuten an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben. Darunter befindliche archivwürdige Unterlagen wurden kassiert und die verbleibenden bis 2002 zu einem selbstständigen Personalaktenfond formiert.

In den Jahren 2003 und 2007 sonderte das Gärtnerplatztheater dann auch Sachakten aus der Hauptregistratur sowie der Sonderregistratur Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit, ferner große Mengen an Fotos an das Hauptstaatsarchiv aus. Außerdem wurden 2003/05 von dem ehemaligen Theatermeister am Gärtnerspiel und passionierten Fotografen Theo Göbel zusätzlich umfängliches Fotomaterial sowie Druckschriften privat überlassen. Aus all diesen Teilen ist der in diesem Repertorium vorgelegte Archivbestand "Bayerisches Staatstheater am Gärtnerplatz - Sachakten und Fotos" gebildet worden. Im Bereich der Akten orientiert sich dessen Grobstruktur an einem zeitweilig (1960er und 1970er Jahre) verwendeten Aktenplan des Theaters. Die Feinstruktur des Schriftguts dagegen mußte ebenso wie die Aufbereitung des gesamten Fotomaterials nach sachlichen Gesichtspunkten entwickelt werden. Die Ordnung und meist gruppenweise Verzeichnung von massenhaft zu einem Archivbestand (nicht zu einer selbstständigen Sammlung) gehörigen Fotoabzügen, Negativen, Filmrollen und Dias erwies sich dabei als aufwendig zu bearbeitendes Neuland, und nicht in allen Fällen ist die Identifizierung der Bilder gelungen. Kassationen sind bei den Akten im Wesentlichen im Bereich der engeren Verwaltung, insgesamt bei doppelt überliefertem und offensichtlich wertlosem Übernahmegut erfolgt.

3. Zeitliche und inhaltliche Bestandsbeschreibung

Der vorliegende Bestand setzt zeitlich - von ganz wenigen älteren Bildern abgesehen - mit der staatlichen Führung des Theaters seit 1937 ein und springt mit einer Reihe von Quellen noch über das Jahr 2000. Der quantitative Schwerpunkt liegt dabei deutlich zwischen den 1960er und 1990er Jahren. Weil daher zahlreiche Unterlagen unter die 30-Jahre-Sperrfrist fallen, ist die Benützung des Bestandes vorläufig noch eingeschränkt. Für die vorstaatliche Überlieferung wird auf den Bestand "Administration König Otto" des Geheimen Hausarchivs (Abt. III des Hauptstaatsarchivs) hingewiesen.

Inhaltlich finden sich sowohl im Verwaltungs- wie im darstellerischen Bereich einerseits durchgehaltene Stränge, andererseits isoliert stehende Aktengruppen bzw. unsystematisches Einzelaktengut. Verwaltungsstränge bilden z.B. die Haushaltsakten 1937-1996, die Zusammenstellung derInszenierungskosten (= Ausstattung der aufzuführenden Stücke) 1952-2000 und die Sammlung der auslaufenden Verwaltungsschreiben 1964-1992. Dagegen weisen die snstigen Akten zur Berwaltung sowie die Unterlagen zum Personal und zum Theatergebäude keine systematischen Zusammenhänge auf. Im Bereich der Aufführungen bilden Stränge etwa die Aktenreihe zu den Gastspielen des Gärtnerplatztheaters von den 1950er bis zu den 1990er Jahren, dann die freilich relativ spät einsetzende Sammlung der Besetzungszettel (1964-2000). Dagegen beschränken sich die Intendantenkorrespondenz und die Materialien zur öffentlichen Wirkung des Theaters (Presse etc.) auf bestimmte Phasen, und die überlassenen Programmhefte (1950er bis 1990er Jahre) weisen Lücken auf. Einen insgesamten abundanten und überwiegend auf Darsteller und Aufführungen bezogenen Fundus bilden die unzähligen Fotos. Sie erweisen sich natürlich auch als ideale Ergänzung zu den jüngeren der genannten Personalakten des Gärtnerplatztheaters, wenn sich Forschungen auf einzelne Sänger, Dirigenten etc. richten.

4. Verweise und Literatur

Bezüglich weiterer Informationen zum Gärtnerplatztheater im Hauptstaatsarchiv ist oben bereits auf das Geheime Hausarchiv verwiesen. Ansonsten ist vor allem der Ministerialaktenbestand Kultusministerium mit seinen die Staatstheater insgesamt und speziell das Gärtnerplatztheater betreffenden Quellen heranzuziehen (MK-Repertorien 7, 10 und 19/1; hinzu kommen eine Reihe von Personalakten zur Staatsoperette im Repertorium MK 12/3). In einzelnen Fällen reichen die dort vorgetragenen Unterlagen auch in die vorstaatliche Zeit des Gärtnerplatztheaters zurück. Dies gilt z.B. auch für Unterlagen des Finanzministeriums, besonders den Akt MF 70338, ferner für einzelne personenbezogene Quellen aus dem Bestand Generalintendanz der Staatstheater. Für wen die Recherchemöglichkeiten des Hauptstaatsarchivs zum Gärtnerplatztheater im Bereich Kunstpersonal und Aufführungen Wünsche offen lassen, für den ist darüber hinaus der Weg zu den Sammlungsbeständen und zum Literaturangebot des Deutschen Theatermuseums (München, Galeriestraße 4a und 6) nicht weit. Auch das Stadtarchiv München verwahrt Sammlungsgut zum Gärtnerplatztheater, aber z.B. auch Informationen zu dessen früher Baubeschichte.


München, April 2009

Stefan Thiery


Literatur:

- Bayerisches Staatstheater am Gärtnerplatz (Hrsg.), 100 Jahre Theater am Gärtnerplatz, EMHA-Verlag, München [1965]

- Bayerisches Staatstheater am Gärtnerplatz (Hrsg.), 125 Jahre Gärtnerplatztheater, 3 W-Druck und -Verlag, Burgthann 1990

- Schultz Klaus (Hrsg.), Rückblicke. Die Spielzeiten 1996.2007, Eigenverlag des [Gärtnerplatz] Theaters, München 2007

Reference number of holding
Staatstheater am Gärtnerplatz 2 Staatstheater am Gärtnerplatz
Extent
1728
Language of the material
deutsch

Context
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 2 Abteilung II: Neuere Bestände >> 2.8 Bildung, Kultus, Wissenschaft, Kunst >> 2.8.2 Nachgeordneter Bereich >> 2.8.2.6 Theater >> 2.8.2.6.6 Staatstheater am Gärtnerplatz >> Staatstheater am Gärtnerplatz

Date of creation of holding
1930-2000

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Last update
03.04.2025, 11:05 AM CEST

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  • Bestand
  • Akten

Time of origin

  • 1930-2000

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