Bestand
Neuzeitlicher Aktenbestand Hauptgruppe 9 (Bestand)
Vorwort: Finanz- und
Steuerverwaltung; Haushaltswesen; Kapitalvermögen;
Grundvermögen; Stiftungen; Hospitalstiftung (Güterverwaltung,
Krankenhaus, Armenfürsorge, Waisenhaus); Steuern und
steuerähnliche Einnahmen; Versicherungen;
Gebäudebrandversicherung; Jahresrechnungen.
Gewerbesteuerakten (ab 1945) befinden sich in einem
gesonderten Bestand.
Hospital:
Der Teilbestand "Hospital" ist zum größten Teil in der
Registratur der Hospitalverwaltung erwachsen und gelangte nach
Auflösung einer eigenständigen Hospitalverwaltung 1919
vermutlich über die Nachfolgebehörden Liegenschaftsamt
(Verwaltung hospitalischen Grundbesitzes und Vermögens) und
Fürsorgeamt (Betrieb der Spitaleinrichtungen und Verwendung der
Erträge der Hospitalstiftung) an das Stadtarchiv.
Die
Hospitalverwaltung des 19. Jahrhunderts geht auf das
Heilig-Geist-Spital zurück, das von der Ulmer Bürgerschaft
gegründet und 1240 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Nach den
landeseinheitlichen Bestimmungen des III. Edikts über die
Verwaltung der Stiftungen vom 31. Dezember 1818 und des
Verwaltungsedikts vom 1. März 1822 wurde das Vermögen des
Heilig-Geist-Spitals, des Bürgerlichen und Fremden
Almosenkastens in die "Hospitalstiftung Ulm" mit eigener
"Hospitalverwaltung" überführt und diese unter Aufsicht des
Stiftungsrats mit der gesamten öffentlichen Armenfürsorge der
Stadt betraut. Die Hospitalstiftung unterhielt auch das
Bürgerhospital, das gleichzeitig als Altersheim und Krankenhaus
genutzt wurde, und das auf Initiative von Königin Katharina 1817
gegründete "Katharineninstitut", das in der Nachfolge des 1811
aufgehobenen Funden- und Waisenhauses stand und annähernd
hundert Knaben und Mädchen aufnahm und verpflegte. In der
angeschlossenen Katharinenschule erhielten die Kinder
Schulunterricht und wurden gleichzeitig zu leichten gewerblichen
Arbeiten angehalten (Industrieschule). Die Hospitalstiftung trug
auch zu den in den Hungerjahren 1816 und 1817 eingerichteten
Rumfordschen Suppenanstalten bei. 1851 entstand ebenfalls in
Trägerschaft der Hospitalstiftung das Dienstbotenkrankenhaus,
das im Gegensatz zum allgemeinen Krankenhaus des Bürgerhospitals
nur Mitglieder der Dienstbotenkrankenkasse aufnahm. 1891 wurden
beide Einrichtungen zum Stadtkrankenhaus vereinigt, das 1912 vom
Spitalkomplex an der Adlerbastei in das neue Gebäude am
Safranberg umzog. Aufgrund des Unterstützungswohnsitzgesetzes
vom 6. Juni 1870 wurde die Armenfürsorge zur öffentlichen
Aufgabe erklärt und eine Ortsarmenbehörde eingerichtet. Ein am
17. April 1873 ergangenes Ausführungsdekret zum
Unterstützungswohnsitzgesetz erkannte den "kommunalen Charakter
des Hospitals" an und stimmte damit der künftigen Verwendung der
Hospitalstiftung für Zwecke der öffentlichen Armen- und
Krankenfürsorge unter der Verfügungsgewalt der Ortsarmenbehörde
mit Wirkung ab 1. Januar 1876 zu. Der finanzielle Aufwand für
die Fürsorge wurde aber nach wie vor im Haushalt der
Hospitalstiftung veranschlagt, und erst als die steigenden
Kosten für die Fürsorge aus den Einkünften der Hospitalstiftung
nicht mehr gedeckt werden konnten, übernahm die Stadt seit dem
letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts das Defizit. Unter der
Aufsicht der Ortsarmenbehörde stand auch die 1893 im Armenhaus
(ehemaliges reichsstädtisches Brechhaus) in der heutigen
Oststadt eingerichtete Armenbeschäftigungs- und Bewahranstalt
Niederländer Hof, die bis zu 50 Personen aufnehmen konnte,
welche wegen Gebrechlichkeit ihren Lebensunterhalt nicht mehr
selbst verdienen konnten, obdachlos geworden oder mit
"Arbeitszwang" belegt waren. Durch Gemeinderatsbeschluß vom 4.
August 1919 wurde die Hospitalverwaltung aufgehoben. Die
Verwaltung des beträchtlichen hospitalitischen Grundvermögens,
das bis heute als Sondervermögen geführt wird und dessen Erträge
gemäß "dem bisherigen Stiftungszweck der Fürsorge für Arme und
Kranke" zufließen müssen, wurde dem städtischen Liegenschaftsamt
übertragen, während das damals neu geschaffene Fürsorgeamt
fortan den Ertrag des Vermögens ebenso wie den der übrigen
Stiftungen für den Betrieb der Spitaleinrichtungen und andere
soziale Aufgaben heranzog.
- Reference number of holding
-
B 9
- Context
-
>> Städtische Überlieferung ab 1810 >> Amtliche Akten nach städtischem Aktenplan
- Date of creation of holding
-
1386/1994
- Other object pages
- Last update
-
03.04.2025, 12:43 PM CEST
Data provider
Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1386/1994