Bestand
VOA 7: Ginsheim-Gustavsburg (Bestand)
Das 16 lfm. umfassende Archiv der Gemeinde
Ginsheim-Gustavsburg gelangte in den Jahren nach der Eingemeindung von 1930
in das Stadtarchiv Mainz. Der Bestand befand sich in relativ gutem Zustand,
er war im 19. Jahrhundert - wahrscheinlich nach Inkrafttreten des
Registraturplanes von 1833 - vorgeordnet, in Umschlägen zusammengefaßt und
mit neuen Titeln versehen worden. Im einzelnen weist der Bestand erhebliche
Lücken auf, die vor allem das 19. Jahrhundert betreffen. So sind zum
Beispiel die Registraturabteilungen IX 3 und IX 4 (Standesamt und Mitwirkung
bei der Strafrechtspflege) sowie XI 2 (Ortsbürgeraufnahmen) gar nicht
belegt. Wahrscheinlich befanden sich Akten dieser Registraturabteilungen
noch nicht im Gemeindearchiv, als der Ginsheimer Lehrer Gathmann unter der
Leitung des damaligen Kreis-Urkundenpflegers Prof. Wilhelm Martin Becker
kurz vor dem ersten Weltkrieg ein Inventar erstellte, das in seiner
Gliederung dem Registraturplan für die Großherzoglich Hessischen
Bürgermeistereien von 1908 folgte. Die in dem Inventar Gathmanns
aufgeführten Archivalien sind anscheinend lückenlos in das Mainzer
Stadtarchiv gelangt. In den Monaten Oktober 1959 bis März 1960 wurde der die
damalige Abteilung 47 bildende Bestand des Stadtarchivs von Archivrefendar
Dr. Alois Seiler neu geordnet und verzeichnet. Die Arbeiten konnten
allerdings nicht zum Abschluß gebracht werden. Die bei einer Überprüfung
sichtbar gewordenen Unklarheiten ließen eine Überarbeitung ratsam
erscheinen. In den Monaten April bis Juli 1976 wurde der Bestand daher von
Archivrat Friedrich Schütz neu geordnet und verzeichnet. Die Gliederung
folgt in den Obergruppen dem Registraturplan von 1908. Gemäß der seit
Februar 1977 gültigen Beständegliederung des Stadtarchivs Mainz, nach der
die bisher im sogenannten Älteren Aktenarchiv als Abteilungen 41-50
enthaltenen Archive der Gemeinden, die eingegliedert wurden, zu einer
besonderen Abteilung "Vorortarchive" zusammengefaßt wurden, lautet die
Bestandsbezeichnung des Ginsheimer Archivs "Vorortarchiv 7" (VOA 7). Im
Dezember 1999 und Januar 2000 wurde das Findbuch von Frau Gerda Kessler in
die Datenbank "Archibal" eingegeben. Korrektur las Frau
Archivoberinspektorin Ramona Göbel.
Erklärung der Enthält-Vermerke bei der
Titelangabe:
"Enthält": Nähere Erläuterung des Titels.
"Enthält auch": Erweiterung des Titels. In der Akteneinheit befinden
sich auch Archivalien, die dem Titelbetreff zwar entsprechen, aber nicht
zwangsläufig erwartet werden.
"Enthält nur": Verengung des
Titels. Die Akteneinheit enthält nicht alle nach dem Titelbetreff zu
erwartenden Archivalien.
"Darin": In der Akteneinheit befinden
sich auch Archivalien, die nach dem Titelbetreff nicht zu dieser gehören
dürften.
Ortsgeschichte Ginsheim-Gustavsburg:
Das Haufendorf Ginsheim war bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung
1190 ("Gimmensheim") Reichsdorf, 1248 verpfändete es König Wilhelm von
Holland an Graf Dieter von Katzenelnbogen, später kam es in den Besitz der
Grafen und Herren von Falkenstein, Eppstein, Münzenberg, Sayn und Isenburg.
1600 verkauften es die Isenburger an den Landgrafen Ludwig V. von
Hessen-Darmstadt. Seitdem ist der Ort hessisch. Verschiedentlich (zum
Beispiel Abt. 47/1: Gemeindeweistum von 1652) wird das Dorf als Flecken,
also als Ort mit gewissen städtischen Rechten, bezeichnet. Ausdruck dieser
rechtlichen Stellung war die Fleckengerichtsbarkeit des Ginsheimer
Ortsgerichts. An der Spitze der Gemeindeverwaltung stand der Schultheiß als
grundherrlicher Diener. Daneben waren zwei jährlich wechselnde Bürgermeister
mit Vermögens- und Rechnungsangelegenheiten befaßt. Außerdem gab es einen
Büttel und einen Schuldiener. Üblich war die Firmierung: "Schultheiß,
Gericht und Vorsteher". Außer dem schon im 17. Jahrhundert erwähnten Amt des
Unterschultheißen gab es seit dem späten 18. Jahrhundert auch das des
Oberbürgermeisters. Die hessische Gemeindeordnung von 1821 schaffte den
Schultheißen ab. An der Spitze der Gemeinde stand nunmehr der Bürgermeister,
unterstützt vom Gemeinderat. Ginsheim besaß eine bis ins Mittelalter
zurückreichende Pfarrkirche, die Kollatur ging 1601 von den Isenburgern an
Hessen über, im 16.Jahrhundert wurde die Reformation eingeführt. Bis 1821
gehörte Ginsheim zum Amt Kelsterbach. Bei der Einteilung der Provinzen
Starkenburg und Oberhessen 1821 in Landrats- und Landgerichtsbezirke, kam
Ginsheim zum Landratsbezirk Dornberg, Landgericht Groß-Gerau. Bei der
Verwaltungsneuordnung von 1832 kam Ginsheim dann zum Kreis Groß-Gerau
(Landgericht, Steuerbezirk, Schulbezirk und Rentamt Groß-Gerau). Die
evangelisch-lutherische Pfarrei war dem Dekanat Dornberg zugeordnet, die
Katholiken gehörten zur Pfarrei Astheim, Dekanat Darmstadt. Bis weit ins 19.
Jahrhundert bestand die Bevölkerung aus Bauern und einigen Fischern, dann
entwickelte sich der Ort zu einer weitflächigen Wohnsiedlung für Arbeiter
und Angestellte der umliegenden Industrie-Betriebe. 1694 hatte Ginsheim 147
Einwohner, 1829 wurden in 109 Häusern 763 Einwohner gezählt. Sie waren bis
auf 12 Katholiken, 5 Evangelisch-Reformierte und 22 Juden alle
evangelisch-lutherischer Konfession. Das Anwachsen der Bevölkerungszahlen
hing eng mit der Industrialisierung des benachbarten Gustavsburg zusammen.
1632 wurde auf Befehl König Gustav-Adolfs von Schweden auf der Mainspitze
mit dem Bau einer Festung begonnen; in einem Schutz- und Freiheitsbrief
erhielt sie 1633 den Namen "Stadt und Feste Gustavsburg". Das Innere der
Anlagen konnte etwa 2500 Menschen aufnehmen. Bereits 1635 wurde die Festung
von den Schweden aufgegeben und 1673 von Kurfürst Johann Philipp von
Schönborn geschleift. 1740 entstand mit der Ziegelhütte des Kalkbrenners
Wilhelm Jonas Gottron aus Weisenau die erste bürgerliche Ansiedlung seit der
Schwedenzeit, sein Sohn baute 1786 ein Wohnhaus, das heute noch als ältestes
Gustavsburger Wohnhaus im Hafen 1 steht. Als zweites Gebäude entstand 1834
das Gasthaus "Zur Gustavsburg" in der heutigen Kolpingstraße. 1803 wurden
Kastel, Kostheim und die Mainspitze Nassau-Usingen zugeteilt, 1806 fiel ein
Teil an das linksrheinische Departement Donnersberg. Die restliche
Kostheimer Gemarkung südlich des Mains mit dem ehemals Kurmainzer Gebiet und
den Ruinen der Festung Gustavsburg überließ Frankreich Hessen, das sie 1808
der Gemarkung Ginsheim zuwies. Die äußerste Mainspitze und der Bleiauzipfel
gehörten bis 1832 zum linksrheinischen Weisenau. Die Geschichte des neuen
Gustavsburg begann 1856 mit dem Bau der Eisenbahnlinie
Mainz-Darmstadt-Aschaffenburg. Das Gelände der Gustavsburg erwarb die
private hessische Ludwigseisenbahn-Gesellschaft. 1858 wurde die Bahnstation
Gustavsburg ihrer Bestimmung übergeben. 1860 eröffnete die Firma Klett
& Co. aus Nürnberg einen Montierungsplatz für die im Bau befindliche
Eisenbahnbrücke über den Rhein. Der Betrieb, der auch nach Fertigstellung
der Brücke in Gustavsburg anssäsig blieb und später in der MAN
(Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg) aufging, verhalf dem Ort zu einer
glänzenden Entwicklung. 1858 hatte Gustavsburg 10 Einwohner, 1896 wurden in
25 Wohngebäuden 251 Einwohner gezählt. 1901 waren es bereits 1100. Einen
wirtschaftlichen Aufschwung erlebte auch der Gustavsburger Hafen. Sein
Umschlag betrug 1867 51 000t, 1901 waren es 1 140 000t. Postalisch wurde
Gustavsburg von Mainz versorgt. Die Kinder besuchten die Schule in Ginsheim,
die Katholiken gehörten zur Pfarrei Kostheim, die Protestanten nach
Ginsheim. 1899 entstand eine evangelische Notkapelle, 1912 die Pfarrkirche.
Ein katholisches Gotteshaus entstand in den Jahren 1908 bis 1928. 1908 bekam
Gustavsburg ein eigenes Standesamt. Um 1900 deckte das Gustavsburger
Steueraufkommen 76% des Ginsheimer Gemeindehaushaltes. Da sich Gustavsburg
in zunehmenden Maße durch den Ginsheimer Gemeinderat benachteiligt fühlte,
betrieb ein Bürgerverein - Gustavsburg war im Gemeinderat nicht vertreten -
in den Jahren 1902/03 die Ausgemeindung aus Ginsheim. Die Bemühungen blieben
jedoch ohne Erfolg. Am 1. Januar 1930 erfolgte dann die Eingemeindung beider
Ortsteile nach Mainz. Beide Teile erhielten zunächst eine eigene
Ortsverwaltung. Nach 1945 blieb die Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg hessisch.
Es gibt eine gemeinsame Verwaltung und einen gemeinsamen Haushalt, der
Verwaltungssitz ist seit 1948 in Gustavsburg. Ende März 1976 wurde der
Gemeinde das Recht verliehen, ein einheitliches Wappen und eine Flagge zu
führen. 1960 hatte Ginsheim-Gustavsburg 14 402 Einwohner (Ginsheim: 6 020,
Gustavsburg: 8382).
Die Burg. Heimatblätter der Gustavsburg.
Jg. 1-21 (1956 ff.);
Freiwald, Eckhard: Siedlungs- und
Wirtschaftsgeographie der rechtsrheinischen Vororte gegenüber von Mainz.
Diss. phil. Mainz 1967;
Inventare der Gemeindearchive des Kreises
Groß-Gerau. Bearb. v. Wilhelm Martin Becker (= Inventare der
nichtstaatlichen Archive im Großherzogtum Hessen 3, H 1). o.O. 1914.;
Müller, Wilhelm: Hessisches Ortsnamenbuch Bd. 1. Darmstadt 1937, S.
225-228 und 279.;
Wagner, Georg Wilhelm Justin:
Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums
Hessen, Bd. 1 (Provinz Starkenburg). Darmstadt 1829, S. 85 und 94.;
Wenke, Otto und Claus Daschmann: Chronik von Ginsheim-Gustavsburg.
Ginsheim-Gustavsburg 1976.;
Zur Tagespresse vgl. den
"Moguntinenkatalog" der Stadtbibliothek Mainz, Sign. Q - Vororte.
Form und Inhalt: Das 16 lfm.
umfassende Archiv der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg gelangte in den Jahren
nach der Eingemeindung von 1930 in das Stadtarchiv Mainz. Der Bestand befand
sich in relativ gutem Zustand, er war im 19. Jahrhundert - wahrscheinlich
nach Inkrafttreten des Registraturplanes von 1833 - vorgeordnet, in
Umschlägen zusammengefaßt und mit neuen Titeln versehen worden. Im einzelnen
weist der Bestand erhebliche Lücken auf, die vor allem das 19. Jahrhundert
betreffen. So sind zum Beispiel die Registraturabteilungen IX 3 und IX 4
(Standesamt und Mitwirkung bei der Strafrechtspflege) sowie XI 2
(Ortsbürgeraufnahmen) gar nicht belegt. Wahrscheinlich befanden sich Akten
dieser Registraturabteilungen noch nicht im Gemeindearchiv, als der
Ginsheimer Lehrer Gathmann unter der Leitung des damaligen
Kreis-Urkundenpflegers Prof. Wilhelm Martin Becker kurz vor dem ersten
Weltkrieg ein Inventar erstellte, das in seiner Gliederung dem
Registraturplan für die Großherzoglich Hessischen Bürgermeistereien von 1908
folgte. Die in dem Inventar Gathmanns aufgeführten Archivalien sind
anscheinend lückenlos in das Mainzer Stadtarchiv gelangt. In den Monaten
Oktober 1959 bis März 1960 wurde der die damalige Abteilung 47 bildende
Bestand des Stadtarchivs von Archivrefendar Dr. Alois Seiler neu geordnet
und verzeichnet. Die Arbeiten konnten allerdings nicht zum Abschluß gebracht
werden. Die bei einer Überprüfung sichtbar gewordenen Unklarheiten ließen
eine Überarbeitung ratsam erscheinen. In den Monaten April bis Juli 1976
wurde der Bestand daher von Archivrat Friedrich Schütz neu geordnet und
verzeichnet. Die Gliederung folgt in den Obergruppen dem Registraturplan von
1908. Gemäß der seit Februar 1977 gültigen Beständegliederung des
Stadtarchivs Mainz, nach der die bisher im sogenannten Älteren Aktenarchiv
als Abteilungen 41-50 enthaltenen Archive der Gemeinden, die eingegliedert
wurden, zu einer besonderen Abteilung "Vorortarchive" zusammengefaßt wurden,
lautet die Bestandsbezeichnung des Ginsheimer Archivs "Vorortarchiv 7" (VOA
7). Im Dezember 1999 und Januar 2000 wurde das Findbuch von Frau Gerda
Kessler in die Datenbank "Archibal" eingegeben. Korrektur las Frau
Archivoberinspektorin Ramona Göbel.
Erklärung der
Enthält-Vermerke bei der Titelangabe:
"Enthält": Nähere
Erläuterung des Titels.
"Enthält auch": Erweiterung des Titels.
In der Akteneinheit befinden sich auch Archivalien, die dem Titelbetreff
zwar entsprechen, aber nicht zwangsläufig erwartet werden.
"Enthält nur": Verengung des Titels. Die Akteneinheit enthält nicht
alle nach dem Titelbetreff zu erwartenden Archivalien.
"Darin":
In der Akteneinheit befinden sich auch Archivalien, die nach dem
Titelbetreff nicht zu dieser gehören dürften.
Ortsgeschichte
Ginsheim-Gustavsburg:
Das Haufendorf Ginsheim war bei seiner
ersten urkundlichen Erwähnung 1190 ("Gimmensheim") Reichsdorf, 1248
verpfändete es König Wilhelm von Holland an Graf Dieter von Katzenelnbogen,
später kam es in den Besitz der Grafen und Herren von Falkenstein, Eppstein,
Münzenberg, Sayn und Isenburg. 1600 verkauften es die Isenburger an den
Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darmstadt. Seitdem ist der Ort hessisch.
Verschiedentlich (zum Beispiel Abt. 47/1: Gemeindeweistum von 1652) wird das
Dorf als Flecken, also als Ort mit gewissen städtischen Rechten, bezeichnet.
Ausdruck dieser rechtlichen Stellung war die Fleckengerichtsbarkeit des
Ginsheimer Ortsgerichts. An der Spitze der Gemeindeverwaltung stand der
Schultheiß als grundherrlicher Diener. Daneben waren zwei jährlich
wechselnde Bürgermeister mit Vermögens- und Rechnungsangelegenheiten befaßt.
Außerdem gab es einen Büttel und einen Schuldiener. Üblich war die
Firmierung: "Schultheiß, Gericht und Vorsteher". Außer dem schon im 17.
Jahrhundert erwähnten Amt des Unterschultheißen gab es seit dem späten 18.
Jahrhundert auch das des Oberbürgermeisters. Die hessische Gemeindeordnung
von 1821 schaffte den Schultheißen ab. An der Spitze der Gemeinde stand
nunmehr der Bürgermeister, unterstützt vom Gemeinderat. Ginsheim besaß eine
bis ins Mittelalter zurückreichende Pfarrkirche, die Kollatur ging 1601 von
den Isenburgern an Hessen über, im 16.Jahrhundert wurde die Reformation
eingeführt. Bis 1821 gehörte Ginsheim zum Amt Kelsterbach. Bei der
Einteilung der Provinzen Starkenburg und Oberhessen 1821 in Landrats- und
Landgerichtsbezirke, kam Ginsheim zum Landratsbezirk Dornberg, Landgericht
Groß-Gerau. Bei der Verwaltungsneuordnung von 1832 kam Ginsheim dann zum
Kreis Groß-Gerau (Landgericht, Steuerbezirk, Schulbezirk und Rentamt
Groß-Gerau). Die evangelisch-lutherische Pfarrei war dem Dekanat Dornberg
zugeordnet, die Katholiken gehörten zur Pfarrei Astheim, Dekanat Darmstadt.
Bis weit ins 19. Jahrhundert bestand die Bevölkerung aus Bauern und einigen
Fischern, dann entwickelte sich der Ort zu einer weitflächigen Wohnsiedlung
für Arbeiter und Angestellte der umliegenden Industrie-Betriebe. 1694 hatte
Ginsheim 147 Einwohner, 1829 wurden in 109 Häusern 763 Einwohner gezählt.
Sie waren bis auf 12 Katholiken, 5 Evangelisch-Reformierte und 22 Juden alle
evangelisch-lutherischer Konfession. Das Anwachsen der Bevölkerungszahlen
hing eng mit der Industrialisierung des benachbarten Gustavsburg zusammen.
1632 wurde auf Befehl König Gustav-Adolfs von Schweden auf der Mainspitze
mit dem Bau einer Festung begonnen; in einem Schutz- und Freiheitsbrief
erhielt sie 1633 den Namen "Stadt und Feste Gustavsburg". Das Innere der
Anlagen konnte etwa 2500 Menschen aufnehmen. Bereits 1635 wurde die Festung
von den Schweden aufgegeben und 1673 von Kurfürst Johann Philipp von
Schönborn geschleift. 1740 entstand mit der Ziegelhütte des Kalkbrenners
Wilhelm Jonas Gottron aus Weisenau die erste bürgerliche Ansiedlung seit der
Schwedenzeit, sein Sohn baute 1786 ein Wohnhaus, das heute noch als ältestes
Gustavsburger Wohnhaus im Hafen 1 steht. Als zweites Gebäude entstand 1834
das Gasthaus "Zur Gustavsburg" in der heutigen Kolpingstraße. 1803 wurden
Kastel, Kostheim und die Mainspitze Nassau-Usingen zugeteilt, 1806 fiel ein
Teil an das linksrheinische Departement Donnersberg. Die restliche
Kostheimer Gemarkung südlich des Mains mit dem ehemals Kurmainzer Gebiet und
den Ruinen der Festung Gustavsburg überließ Frankreich Hessen, das sie 1808
der Gemarkung Ginsheim zuwies. Die äußerste Mainspitze und der Bleiauzipfel
gehörten bis 1832 zum linksrheinischen Weisenau. Die Geschichte des neuen
Gustavsburg begann 1856 mit dem Bau der Eisenbahnlinie
Mainz-Darmstadt-Aschaffenburg. Das Gelände der Gustavsburg erwarb die
private hessische Ludwigseisenbahn-Gesellschaft. 1858 wurde die Bahnstation
Gustavsburg ihrer Bestimmung übergeben. 1860 eröffnete die Firma Klett
& Co. aus Nürnberg einen Montierungsplatz für die im Bau befindliche
Eisenbahnbrücke über den Rhein. Der Betrieb, der auch nach Fertigstellung
der Brücke in Gustavsburg anssäsig blieb und später in der MAN
(Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg) aufging, verhalf dem Ort zu einer
glänzenden Entwicklung. 1858 hatte Gustavsburg 10 Einwohner, 1896 wurden in
25 Wohngebäuden 251 Einwohner gezählt. 1901 waren es bereits 1100. Einen
wirtschaftlichen Aufschwung erlebte auch der Gustavsburger Hafen. Sein
Umschlag betrug 1867 51 000t, 1901 waren es 1 140 000t. Postalisch wurde
Gustavsburg von Mainz versorgt. Die Kinder besuchten die Schule in Ginsheim,
die Katholiken gehörten zur Pfarrei Kostheim, die Protestanten nach
Ginsheim. 1899 entstand eine evangelische Notkapelle, 1912 die Pfarrkirche.
Ein katholisches Gotteshaus entstand in den Jahren 1908 bis 1928. 1908 bekam
Gustavsburg ein eigenes Standesamt. Um 1900 deckte das Gustavsburger
Steueraufkommen 76% des Ginsheimer Gemeindehaushaltes. Da sich Gustavsburg
in zunehmenden Maße durch den Ginsheimer Gemeinderat benachteiligt fühlte,
betrieb ein Bürgerverein - Gustavsburg war im Gemeinderat nicht vertreten -
in den Jahren 1902/03 die Ausgemeindung aus Ginsheim. Die Bemühungen blieben
jedoch ohne Erfolg. Am 1. Januar 1930 erfolgte dann die Eingemeindung beider
Ortsteile nach Mainz. Beide Teile erhielten zunächst eine eigene
Ortsverwaltung. Nach 1945 blieb die Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg hessisch.
Es gibt eine gemeinsame Verwaltung und einen gemeinsamen Haushalt, der
Verwaltungssitz ist seit 1948 in Gustavsburg. Ende März 1976 wurde der
Gemeinde das Recht verliehen, ein einheitliches Wappen und eine Flagge zu
führen. 1960 hatte Ginsheim-Gustavsburg 14 402 Einwohner (Ginsheim: 6 020,
Gustavsburg: 8382).
Die Burg. Heimatblätter der Gustavsburg. Jg.
1-21 (1956 ff.);
Freiwald, Eckhard: Siedlungs- und
Wirtschaftsgeographie der rechtsrheinischen Vororte gegenüber von Mainz.
Diss. phil. Mainz 1967;
Inventare der Gemeindearchive des Kreises
Groß-Gerau. Bearb. v. Wilhelm Martin Becker (= Inventare der
nichtstaatlichen Archive im Großherzogtum Hessen 3, H 1). o.O. 1914.;
Müller, Wilhelm: Hessisches Ortsnamenbuch Bd. 1. Darmstadt 1937, S.
225-228 und 279.;
Wagner, Georg Wilhelm Justin:
Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums
Hessen, Bd. 1 (Provinz Starkenburg). Darmstadt 1829, S. 85 und 94.;
Wenke, Otto und Claus Daschmann: Chronik von Ginsheim-Gustavsburg.
Ginsheim-Gustavsburg 1976.;
Zur Tagespresse vgl. den
"Moguntinenkatalog" der Stadtbibliothek Mainz, Sign. Q - Vororte.
- Bestandssignatur
-
Stadtarchiv Mainz, VOA 7
- Umfang
-
16 lfm
- Kontext
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Vorortarchive (VOA)
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
02.05.2023, 10:16 MESZ
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1527 - 1935