Bestand
Evangelisches Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene e.V. (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Das Evangelische Hilfswerk für Internierte und
Kriegsgefangene e.V. wurde am 4. Oktober 1939 von Bischof Theodor
Heckel gegründet, der in den Jahren 1928 bis 1945 auch Leiter des
für die Ökumene zuständigen Kirchlichen Außenamtes der Deutschen
Evangelischen Kirche (DEK) war.
Während des
Zweiten Weltkrieges bemühte sich das EHIK um die Versorgung und
seelsorgerische Betreuung der etwa 53.000 im Ausland internierten
Deutschen sowie der deutschen Kriegsgefangenen. Ein Schwerpunkt der
Arbeit war der vierteljährliche Versand des sogenannten
"Bildblattes", das als Bindeglied der Internierten und Gefangenen
mit ihrer Heimat fungieren sollte. Zudem unterstützte das EHIK den
Aufbau von Bildungseinrichtungen in den Internierungs- und
Kriegsgefangenenlagern. Zur Information und Weiterbildung der
internierten Lagerpfarrer und Missionare versandte das EHIK
theologische Lehrbriefe. Das Hilfswerk übernahm auch die
seelsorgerische Beteruung ausländischer Gefangener in Deutschland,
indem Predigttexte in englischer und französischer Sprache erstellt
sowie Bibeln, Gebetbücher und theologische Veröffentlichungen
verteilt wurden.
Bereits Ende Mai 1945 nahm
das EHIK seine Arbeit mit der Unterstützung der amerikanischen
Besatzungsmacht wieder auf. Die im Zusammenhang mit 11 Millionen
deutschen Kriegsgefangenen und millionenfachen Vermissten
entstandenen gesellschaftspolitischen Herausforderungen bestimmten
das Wirken des EHIK in der Nachkriegszeit. In Zusammenarbeit mit
anderen nationalen und internationalen kirchlichen Organisationen
beider Konfessionen und staatlichen Stellen der Gewahrsamsmächte
stand der Suchdienst nach dem Verbleib deutscher Kriegsgefangener
im Vordergrund. Das EHIK unterstützte dabei insbesondere die
Bemühungen, eine Verbindung zwischen den Kriegsgefangenen und ihren
Angehörigen herzustellen. Darüber hinaus gründete das Hilfswerk
eine "Ärztehilfe" speziell für Heimkehrerärzte. Neben dem Versand
von Bild- und Spruchkarten mit seelsorgerischen Texten wurden auch
Lebensmittelpakete in die Kriegsgefangenenlager verschickt.
Durch seelsorgerische Arbeit und Unterstützung bei
der Wohnungs- und Arbeitsplatzbeschaffung versuchte das Hilfswerk
engagierte sich das Hilfswerk auch bei der Integration der
heimkehrenden Kriegsgefangenen. Erwähnenswert sind in diesem
Zusammenhang die vom EHIK veranstalteten
Kriegsgefangenengebetswochen- und Gottesdiensten sowie seine
Gesuche an die Gewahrsamsmächte. Nach der Rückkehr der letzten
deutschen Kriegsgefangenen zu Jahrensbeginn 1956 verlagerte sich
die Tätigkeit des Hilfswerks auf karitative Aufgaben.
Die Finanzierung des EHIK erfolgte durch Spenden
der Landeskirchen, Pfarrämter und Gemeindemitglieder. Mit Beschluss
einer außerordentlichen Mitgliederversammlung löste sich das EHIK
im Jahre 1997 auf.
Bestandsbeschreibung: Der
Bestand umfasst die Grundsatzakten und Korrespondenzakten sowie
Berichte, Erinnerungen und Dokumentationen. Briefe von
Kriegsgefangenen, Kriegsverurteilten und Internierten sowie der
Schriftwechsel mit deren Angehörigen stellen den Hauptteil des
Bestandes dar.
Zitierweise: BArch MSG
194/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch MSG 194
- Umfang
-
471 Aufbewahrungseinheiten; 17,5 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Organisationen und Verbände >> Militärische Traditions- und Interessenverbände >> Wehrmacht und Waffen-SS
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg sind insbesondere die Bestände MSG 200 (Elsa-Brändström-Gedächtnisarchiv), B 433 (Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen Deutschlands e.V.) sowie B 205 (Wissenschaftliche Kommission für deutsche Kriegsgefangenengeschichte) einschlägig. Weitere Einzelunterlagen mit Bezug auf die Kriegsgefangenschaft befinden sich in Nachlass- und Sammlungsbeständen.
Literatur: Rolf-Ulrich Kunze: Das Evangelische Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene 1945-1955/56 : Ein Beitrag zur evangelischen Diakonie- und Seelsorgegeschichte und zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 65 (1996), S. 32-84.
Rolf-Ulrich Kunze: Theodor Heckel, 1894-1967. Eine Biographie, Stuttgart 1997 (Konfession und Gesellschaft; 13).
- Provenienz
-
Evangelisches Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene e.V. (EHIK), 1939-1997
- Bestandslaufzeit
-
1939-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Evangelisches Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene e.V. (EHIK), 1939-1997
Entstanden
- 1939-1990