Bestand
242 - Gemeindearchiv Nieder-Flörsheim (Bestand)
Vorwort: Abt. 242
Gemeindearchiv Nieder-Flörsheim
Umfang:
164 Archivkartons u. 1 lfm Überformate = 852
Verzeichnungseinheiten = 23 lfm (zus. m. N)
Laufzeit: 1705 - 1945
Zur
Ortsgeschichte
Urkundlich wird der Ort
Nieder-Flörsheim erstmals 768 in einer
Schenkungsurkunde im Lorscher Codex genannt. "Am
05.11.768 vergaben Gerolf und sein Bruder Emino zum
Seelenheil ihrer Eltern und ihrer Schwester
Seghelinda eine Hofreite, 10 Tagewerk Ackerland und
Feld geeignet, einen Weinberg darauf anzulegen".
Erwähnung des Weinbergs beweist, dass damals die
Franken schon Weinbau trieben und über ihre Güter
verfügen konnten. Der Ort hieß früher Fletersheim,
Flaridesheim, Ilersheim, Nieder-Flersheim. Außer
Lorsch besaß auch das Cyrikusstift Neuhausen Güter
zu Flörsheim. Nieder-Flörsheim gehörte seit dem
Mittelalter zum Wormser Domstift. Im 13. Jh.
bedrückte Philipp von Falkenstein das Stift und
setzte sich im Dorf fest. Im Jahre 1349 nahm das
Stift die Schirmherschaft der Leiningen an und im
Jahre 1400 trat es die Hälfte des Dorfes an den
Pfalzgrafen Ruprecht III. im Eigentum ab. Die andere
Hälfte des Dorfes und der Vogtei gehören dem Stift
Neuhausen und als dieses Stift von dem Kurfürsten
Friedrich III. im Jahr 1566 aufgehoben wurde, kam
auch die andere Hälfte des Dorfes zur Pfalz. Es
wurde dem Oberamt Alzey zugeteilt. 1792 wurde der
Südwesten wieder erneut in den Krieg verwickelt, als
französische Revolutionsheere das linke Ufer
besetzten. Wieder kam es zu Plünderungen und
Tributleistungen an Geld und Naturalien. Das spätere
Rheinhessen und die Kurpfalz bildeten das
Departement Donnersberg zu dem auch die 24 Gemeinden
Rheinhessens gehören. Verwaltungsreform und
wirtschaftlicher Aufschwung in der Landwirtschaft
prägten das Leben der Menschen. Nach der Niederlage
Napoleons kam Nieder-Flörsheim zum Großherzogtum
Hessen. 1816 Kanton Pfeddersheim, 1835 Kreis Worms,
1848 Regierungsbezirk Mainz, 1850 Regierungsbezirk
Worms, 1852 - 1969 Kreis Worms (1946
Rheinland-Pfalz). Im Zuge der Verwaltungsreform
wurden die Gemeinden Nieder-Flörsheim und Dalsheim
im Jahr 1969 zu der neuen Gemeinde
Flörsheim-Dalsheim zusammengeführt. Die Gemeinde
besaß eine Pfarrkirche, die dem hl. Johannes geweiht
und erstmals urkundlich 1234 in der Urkunde erwähnt
wurde. Bei der pfälzischen Kirchenteilung 1705 fiel
die Kirche den Reformierten zu. Die Katholiken
richteten sich ein Oratorium im Rathaus ein. Es
wurde ein Filial der katholischen Kirche in
Dalsheim. Den Lutheranen wurde eine Pfarrei in
Dalsheim zugesprochen. In Nieder-Flörsheim gab es
zwei Schulen, die reformierte mit dem Schulhaus und
die katholische Schule. Die israelitische Gemeinde
erbaute 1817 eine Synagoge (Untergasse 10),
veräußerte sie aber 1920 an die Familie Häußer. Die
Bevölkerung wuchs im Jahr 1811 auf 596
Einwohner.
Zum Bestand
Das
Archivgut in der Gemeinde Nieder-Flörsheim versuchte
man schon 1838 zu ordnen. Aus dem Schreiben des
Kreisrats des Kreises Worms geht hervor, dass man
Herrn Völker aus Wersau (Odenwald) zur Ordnung der
Gemeinderegistratur von Nieder-Flörsheim beauftragt
hatte (Nr. 0156, s. 13.03.1838). 1914 wurde vom
Lehrer A. Trieb ein Aktenverzeichnis des
Gemeindearchivs Nieder-Flörsheim angefertigt (s.
Abt. 206 Nr. 99). Nach der Auflösung des Landkreises
Worms (1969) behielten die beiden zusammengefaßten
Gemeinden Nieder-Flörsheim und Dalsheim zunächst (im
Gegensatz zu allen anderen Gem. der VG, die ihre
Unterlagen schon im Stadtarchiv Worms deponiert
hatten) ihr Archivgut im Rathaus. Erst nach längeren
Verhandlungen mit der Gemeinde 1998 wurde das
wertvolle Archivgut nach Abschluss eines
Depositalvertrags gemeinsam mit den Archivalien von
Dalsheim durch die Gemeinde Flörsheim-Dalsheim an
das Stadtarchiv übergeben. Das im Gegensatz zu
vielen Nachbargemeinden in beiden Orten relativ
ungestörte und reiche vor allem ältere Archivgut
wurde im Keller der Ernst-Ludwig-Schule eingelagert,
mit der Verzeichnung im Herbst 2009 für beide
Gemeindearchive begonnen. Zunächst waren zuvor 2008
die Unterlagen gemäß der Reihenfolge des
Registraturplans von 1908 aufgestellt worden; die
Akten wurden 2009/10 zur Bearbeitung sukzessive in
das Raschi-Haus verbracht und dort bearbeitet. Die
Laufzeit beginnt im Wesentlichen im ersten Drittel
des 18. Jahrhunderts und reicht im vorliegenden
Bestand in der Regel bis 1945. Besonders
erwähnenswert sind die Waldungen von
Nieder-Flörsheim. Der Nieder-Flörsheimer Wald diente
der Gemeinde als Einnahmequelle. Zahlreiche
Holzversteigerungs- u. Abzählungsprotokolle befinden
sich in den Urkunden zu den Rechnungen der
Gemeindekasse. Aus Datenschutzgründen wurden nach
Vorgabe des Landesarchivgesetzes 2 Akten mit
Sperrvermerk für die Benutzung versehen.
Der Bestand umfasst nach Abschluss der
Neuverzeichnung (Sept. 2009 - April 2010) 759
Verzeichnungseinheiten (10.7.2012: 763), die in 162
Archivkartons aufbewahrt werden. Die Akten befinden
sich in gutem Zustand. Kassationen wurden keine
vorgenommen. Wegen der unterschiedlichen Aktenpläne
wurde für die ab 1945 bis 1969 angelegten Akten der
Gemeinde bis zu ihrer Fusion mit Dalsheim eine neue
Abt. 242-N angelegt, die ergänzend heranzuziehen
ist.
Am 18.10.2016 übergab der
Beigeordnete der Gemeinde Flörsheim-Dalsheim, Herr
Tobias Rohrwick, dem Archiv einen Umzugskarton mit
weiteren, im Bürgermeisterbüro aufgefundenen Akten
der Laufzeit ca. 1900 bis 1968, Gemeindearchivalien
von Nieder-Flörsheim. Ein Teil der Unterlagen gehört
in Abt. 242-N und wurde dort im Sommer 2019 durch
Fr. Magdalena Kiefel verzeichnet.
Im Zuge
der Ablieferung und Verzeichnung der
Zivilstandsregister und Teilen der
Standesamtsregister samt Namensindices durch die
Verwaltung der VG Monsheim im Januar 2018
(verzeichnet und erfaßt bis 1.3.2018) wurde der
Bestand um 43 weitere VE erweitert, durch weitere
Zuwächse aus der Ortsverwaltung bis Oktober 2019
nochmals um 26 Nrn.
Für Abt. 242 und 243
befindet sich am Bestand noch eine umfangreiche und
noch ungesichtete Sammlung von Druckschriften,
Gesetzen und anderer grauer Literatur, die einer
Aussonderung und Erschließung bedürfte.
Ergänzende Archivabteilungen im
Stadtarchiv:
-Abt. 35 Gesundheitsamt
Worms
-Abt. 49 Gemeindearchiv
Pfeddersheim
-Abt. 180/10 Volksbank
Worms-Wonnegau
-Abt. 185 Familien- u.
Firmenarchiv Ludwig C. Freiherr von Heyl
-Abt. 241 Gemeindearchiv Dalsheim
-Abt. 204 Wormser Dokumentation/Sammlung
Literatur:
BRILMAYER, Karl Johann,
Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart, Gießen
1905
KOßLER, Matthias, Chronik des
Gebietes der Verbandsgemeinde Monsheim, Mainz
1992
Festschrift der Provinz Rheinhessen
zur Hundertjahrfeier 1816-1916, Mainz 1916
GALLÉ, Völker, Rheinhessen. Entdeckungsreisen
im Hügelland zwischen Worms und Bingen, Mainz und
Alzey, Köln, 1992
KORB, Willi,
Nieder-Flörsheim. Aus der Geschichte eines
rheinhessischen Weindorfes. Festschrift zur
1200-Jahr-Feier, Westhofen, 1968
Worms,
April 2010
Magdalena Kiefel
Vgl. Überblick zur Wormser Archivpflege für die
umliegenden Gemeinden: Gerold Bönnen, Kommunale
Archivpflege im Wormser Umland: Ein
Erfahrungsbericht des Stadtarchivs (1996-2013), in:
Unsere Archive. Mitteilungen aus den
rheinland-pfälzischen und saarländischen Archiven
58, 2013, S. 32-40
Zitierhinweis:
Abt. 242
Erschließungszustand, Umfang: Verzeichnung in
Augias 9/2009 bis 4/2010
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Worms, 242
- Context
-
Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Verbandsgemeinde Monsheim
- Date of creation of holding
-
1705-1945
- Other object pages
- Last update
-
15.12.2023, 2:57 PM CET
Data provider
Stadtarchiv Worms. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1705-1945